Chapter 98

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Auch die letzten drei Wochen vergingen wie im Flug. Es wird viel gelacht und natürlich auch gearbeitet.
Heute ist das letzte Festival, wo wir in diesem Jahr dabei sein werden. Dann geht es heute Abend für jeden von uns nach Hause. Wincent hat gerade Soundcheck, welcher heute nur von Amelie betreut wird, da ich hier hinten noch ein wenig Papierkram zu erledigen habe. Ab heute kommen die neuen Windjacken in den Shop. Am Merchandisingstand wollen wir die heute auch schon verkaufen. Da muss dann jetzt eben noch ein bisschen was erledigt werden.
Ich bin gerade komplett in den Unterlagen vertieft, als mein Handy klingelt.
"Reuter?" gehe ich ran und reibe mir einmal kurz die Augen.
"Guten Tag Frau Reuter, Rösner hier. Sie haben am vierten September einen Termin hier bei uns im Schlosspark. Eine Hochzeit."
"Äh ja, genau. Wir wollen da heiraten."
"Genau, Sie und Herr Weiss, richtig?"
"Ja, gibt es denn Probleme?"
"Das könnte man so sagen, ja leider. Und zwar gibt es Probleme mit der Reservierung. Die ist leider nicht vorhanden."
"Wie, die Reservierung ist nicht vorhanden? Wir haben die Location gebucht."
"Das ist eben das Problem. Sie war schon gebucht."
"Okay, jetzt bin ich raus. Die Location war schon gebucht, als wir sie gebucht haben?"
"Genau, leider hat ein Mitarbeiter da einen Fehler gemacht."
"Und weil ein Mitarbeiter einen Fehler gemacht hat, fällt meine Hochzeit jetzt ins Wasser?"
"Leider. Wir könnten Ihnen einen anderen Termin geben. Eine Woche später, am elften, könnten Sie hier heiraten."
"Das ist ja schön und gut, dass wir am elften dort heiraten können. Der Standesbeamte wird aber am vierten da sein, genau wie unsere Gäste. Viele haben eine lange Anreise und haben ihre Unterkünfte schon gebucht. Zum Grossteil auch in Ihrem Hotel. Wie sollen wir das denn bitte klären?"
"Das tut uns wirklich sehr leid, aber weiter können wir nichts tun."
"Und dann? Die Hochzeit ist in knapp vier Wochen. Wie sollen wir bis dahin eine neue Location gefunden haben?"
"Wie gesagt, es tut uns wirklich leid. Wir würden Ihnen den elften jetzt einfach mal blocken und Sie sprechen nochmal mit Ihrem Verlobten. Rufen Sie einfach an, wenn Sie sich einig sind. Auf Wiedersehen."
"Tschüss" antworte ich nur leise und dann hat der Arsch auch schon aufgelegt.
Wie in Trance lasse ich mich auf einem der Stühle fallen und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
Was jetzt? Wir wollen in siebenundzwanzig Tagen heiraten.
"Unglaublich, dass... Mira? Was ist passiert?"
Ich atme nochmal tief durch und schaue dann zu Wincent nach oben.
"Die Location ist geplatzt."
"Was?"
"Unsere Location steht nicht mehr. Wir können nicht im Schlosspark heiraten. Zumindest nicht am vierten September. Und ganz ehrlich, so scheisse, wie der sich grade am Telefon verabschiedet hat, will ich da auch gar nicht mehr heiraten."
"Okay, komm mal mit."
Er nimmt meine Hand und zieht mich etwas abseits.
"Okay, was ist genau jetzt los? Wir haben die Location doch schon gebucht."
"Ja, haben wir, nur war sie da schon gebucht."
"Als wir gebucht haben, war sie schon gebucht?"
"Genau. Sie können uns den nächsten Termin am elften geben."
"Das hilft uns mit dem Standesbeamten und unseren Gästen auch nicht weiter."
"Hab ich ihm auch gesagt, zumal wir zu dem Zeitpunkt schon in den Flitterwochen sind."
"Fuck! Ich lass mir doch nicht meine Hochzeit von so nem Mist verderben!"
"Das ist es doch! Ohne Location können wir nicht heiraten. Ausser auf dem Standesamt, aber ich will nicht in einem dieser Räume heiraten."
"Vergiss es! Wir beide werden am vierten September heiraten. Nicht auf dem Standesamt und auch nicht in dem Garten da. Ich regel das."
"Schatz, in siebenundzwanzig haben wir den Standesbeamten, wie willst du bis dahin etwas haben, was nicht Standesamt ist?"
"Ich bekomme das hin! Vertrau mir da einfach."
"Das müssen wir dann auch noch den Gästen alles rechtzeitig mitteilen, das ist dir klar?"
"Ja, das ist mir klar. Wir ziehen den letzten Auftritt heute durch, machen dann unseren Umzug klar, bringen dann noch ziemlich wahrscheinlich unseren Junggesellenabschied hinter uns und heiraten am vierten September. Nichts und niemand wird es mir versauen, dass ich an diesem Tag die Liebe meines Lebens heirate. Wir heiraten an diesem Tag. Das ist ein Versprechen. Vertraust du mir?"
"Ich vertraue dir, aber weisst du, was man da noch alles organisieren muss? Das Catering und die Torte müssen dahin bestellt werden, genauso brauchen wir dann auch noch Kellner. Die Musik muss organisiert werden, den Gästen müssen wir rechtzeitig Bescheid geben und und und."
"Das bekommen wir hin. Glaub mir, ich bekomme das geregelt. Du brauchst dir darüber gar nicht so den Kopf zerbrechen. Du kümmerst dich um dein Kleid und regelst unseren Umzug. Ich kümmere mich um die Location, okay?"
"Okay" sage ich leise.
"Komm her" murmelt Wincent und zieht mich an seine Brust "In siebenundzwanzig Tagen werden wir beide unsere Traumhochzeit feiern. Es wird allein deswegen ein verdammt schöner Tag, weil du meine Frau wirst. Wir beide werden heiraten. Das alleine zählt. Wir wollen beide nicht in einem dieser Räume auf dem Standesamt heiraten und das werden wir auch nicht."
"Warum muss immer irgendwas passieren? Kann nicht ein einziges mal alles glatt laufen?"
"Dann wär es doch langweilig."
"Ist mir egal, ob's langweilig ist. Ich hab mir meine Hochzeit immer so vorgestellt, dass sie geplant wird und ich dann meine grosse Liebe heiraten kann. Ohne, dass sich irgendwas in den Weg stellt."
"Hey, wir werden heiraten. Wir werden unsere Traumhochzeit feiern. Auch wenn sich uns ein kleines Hindernis geboten hat. Dann können wir wenigstens sagen, dass wir das geschafft haben. Und wie schon gesagt, wir werden heiraten. Das verspreche ich dir!"
"Okay."
"Okay."
Wincent küsst mich nochmal gefühlvoll, bevor wir zurück zum Bus gehen.
Ich klemme mich direkt wieder hinter meine Unterlagen. Auch wenn ich gerade nicht wirklich nen Kopf dafür habe, muss das in der nächsten Stunde noch fertig werden.
"Soundcheck ist ja durch, kann ich dir helfen?" setzt Amelie sich zu mir.
"Hast du grade Zeit?"
"Sonst würd ich nicht fragen, ob ich dir was helfen kann."
"Du rettest mich. Die Unterlagen hier müssen nochmal geprüft werden. Einen Grossteil hab ich auch schon durch, aber für den Rest hab ich nichtmal mehr eine Stunde Zeit. In drei Stunden kommen die Jacken in den Shop."
"Dann gib mal her."

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