Bonuskapitel

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Einige Wochen zuvor

- Noah -

Ellie ließ ihre Arme sinken, denn Phil sah mich nun nicht mehr mit einem Blick an, der töten würde, wenn er denn könnte.

„Du weißt davon? Und trotzdem stehst du hier und verteidigst ihn?"

Unabhängig davon, wie enttäuscht ich von Phil war und wie sehr ich mir wünschte, er würde mir mehr Vertrauen schenken, teilte ich in diesem Moment sein Unverständnis. Was ich letztes Jahr getan hatte, war unentschuldbar. Dass Ellie sich derart überzeugt vor mich stellte, verdiente ich mit Sicherheit nicht und vermutlich berührte es mich genau aus diesem Grund so sehr.

„Natürlich verteidige ich ihn! Weil er das, was du ihm vorwirfst, nicht getan hat. Weil er bereut, was damals geschehen ist." Ellies Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie das, was sie sagte, tatsächlich glaubte und nicht nur versuchte, ihren Bruder zu beruhigen. Aber auch die Wut in ihrer Stimme entging mir nicht. In den letzten Wochen und Monaten hatte ich viele Interaktionen zwischen Phil und Ellie mitbekommen, hatte das Verhältnis der beiden beobachtet und mit eigenen Augen gesehen, wie nah sie sich standen. Wundern tat mich das nicht, erst recht nicht nachdem Ellie mir von ihrer Familiengeschichte erzählt hatte. Natürlich war mir klar gewesen, dass Phil die Sache zwischen Ellie und mir nicht gutheißen würde und ich wusste auch, dass mein vergangenes Verhalten der Hauptgrund dafür war. An dem Wochenende im Strandhaus hatte ich jedoch realisiert, dass ich ein mögliches Ende der Freundschaft mit Phil eher verkraften könnte, als Ellie zu verlieren. Was ich dabei überhaupt nicht bedacht hatte, waren die Auswirkungen, die die ganze Geschichte auf das Verhältnis zwischen Ellie und Phil haben würde. Wenn schon ein Missverständnis dafür sorgte, dass Ellie sich anscheinend verpflichtet fühlte, sich vor mich und damit gegen ihren Bruder zu stellen, mochte ich mir gar nicht vorstellen, was passierte, wenn die ganze Wahrheit rauskam. Ich konnte nicht verantworten, dass die beiden sich meinetwegen in die Haare kriegten. Phil war Ellies Fels in der Brandung. Die Vorstellung, dass sich meinetwegen etwas an ihrer engen Beziehung ändern könnte, bereitete mir physische Schmerzen.

„Lass gut sein, Ellie. Er möchte es nicht verstehen", sagte ich, um Ellie davon abzuhalten, etwas zu tun oder zu sagen, was sie später garantiert bereuen würde. Ellie drehte sich zu mir um und ich konnte die Wut, die ich bereits in ihrer Stimme gehört hatte, nun auch in ihren Augen sehen. Meine Entscheidung war längst gefallen - wenn es hart auf hart kommen sollte, stand Ellie bei mir an erster Stelle. Nicht Phil. Doch vor diese Wahl würde ich sie gar nicht erst stellen. Ich würde keinen Keil zwischen die beiden treiben.

Ellie drehte sich wieder zu ihrem Bruder um. „Hör auf damit. Bitte." Die Worte klangen flehend, aber Phil zeigte sich unbeeindruckt. Anstatt der Bitte seiner Schwester nachzukommen, sah er mich an und stellte eine Frage, die bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen ließen: „Wie hast du es geschafft, dass sie sich so für dich einsetzt?"

Bevor ich reagieren konnte, tat Ellie dies an meiner Stelle. „Das habe ich dir schon gesagt. Er hat mir geholfen."

Phil war nicht blöd. Natürlich hatte auch er, wie jeder normale Mensch, seine Fehler, aber ein Mangel an Intelligenz gehörte ganz gewiss nicht dazu. Sein Kopfschütteln und sein Blick verrieten, dass er spätestens jetzt einen ersten Verdacht schöpfte.

„Nein... Das ist nicht alles. Was läuft da zwischen euch?", fragte er in verdächtig ruhigem Tonfall. Was zur Hölle war die richtige Antwort auf diesen Frage? War nun der Moment gekommen, in dem wir Phil die ganze Wahrheit sagten? Einerseits wusste ich nicht, ob Ellie mittlerweile bereit dafür war, aber andererseits würde sich die Situation nur noch verschlimmern, wenn wir es jetzt leugneten und er es später erfuhr. Phil sah seine Schwester an und schien eine Antwort von ihr zu erwarten, doch ich konnte es unmöglich allein Ellie überlassen, sich vor Phil zu rechtfertigen. Aber wie sollte ich die Lage entschärfen, wie sollte ich ihn beruhigen? Natürlich könnte ich ihm die Wahrheit sagen.

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