Kapitel 1

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Ohne zu fragen, schmiss Phil sich rücklings auf mein Bett und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Und, wie gedenkst du deinen ersten Studentenabend zu verbringen?", fragte er und griff nach einem der Bücher, die ich gerade erst auf meinem Nachttisch gestapelt hatte. „Vielleicht mit ein bisschen Lektüre?" Er fing an, durch das Buch zu blättern, doch ich nahm es ihm aus der Hand und legte es zurück auf den Stapel. Obwohl mir tatsächlich nichts lieber wäre, als den Abend alleine zu verbringen, mein neues Zimmer so gemütlich wie möglich zu gestalten und im ein oder anderen Buch zu blättern, wusste ich, dass ich meine Zeit am College so nicht beginnen sollte.

„Meine Mitbewohnerin hat vorhin eine Party in einem der anderen Wohnheime erwähnt", erinnerte ich mich. „Ich glaube sogar, das ist dasselbe in dem auch dein Zimmer ist." Noch bevor ich den Satz vollendet hatte, saß Phil schon aufrecht im Bett und schüttelte demonstrativ den Kopf. „Kommt gar nicht in Frage." Ich verdrehte die Augen und wandte mich wieder meinem Schrank zu, um ihn weiter einzuräumen. Natürlich ging es hier genauso weiter wie noch vor einem Jahr zuhause, das hätte ich mir denken können.

„Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Phil. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen." Ich hörte, wie mein Bruder Luft holte, um etwas zu erwidern, doch ich war noch nicht fertig. „Und jetzt tu nicht so, als hättest du nicht die Mehrheit der Wochenenden des letzten Jahres auch auf Partys verbracht. Also sag mir nicht, dass ich zu jung bin." Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, doch er winkte ab. „Von mir aus darfst du so viele Partys besuchen wie du möchtest, ich weiß, dass du vernünftig bist. Aber diese nicht." Irritiert runzelte ich die Stirn. „Wieso das nicht?" Phil verzog das Gesicht, als würde er nichts lieber tun, als meine Frage einfach zu ignorieren. Dann seufzte er und sagte: „Wie du ganz richtig erkannt hast, findet die Party in meinem Wohnheim statt. Dementsprechend weiß ich auch wer alles so dort sein wird und das ist nicht die Sorte von Menschen, mit denen du dich umgeben solltest." Provozierend verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Wirst du dort sein?" Er verdrehte die Augen. „Das ist etwas anderes."

Das tiefe Wummern des Basses und viele laute Stimmen ließen schon von Weitem erahnen, dass die Party bereits in vollem Gange war. Je näher wir dem großen Gebäude kamen, desto enthusiastischer hüpfte Maddison neben mir her, bis sie irgendwann fast Luftsprünge machte. Irgendetwas sagte mir, dass es nicht lange dauern würde, bis ich meine Mitbewohnerin aus den Augen verlor. „Unser erster Abend und direkt unsere erste Party, das wird der Wahnsinn!", jubelte sie und lief die Treppe hoch, die zur breiten Eingangstür führte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Als wir durch die Tür traten, blieben wir beide erst einmal überrascht stehen. Ich, für meinen Teil, hatte mit etwas anderem gerechnet, und ich war mir sicher, dass es Maddison nicht anders ging. Anstatt einer tanzenden Menschenmenge, erblickten wir lediglich wenige kleine Grüppchen, die beieinander standen und sich unterhielten. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir das nun deutlich lautere Wummern der Musik lokalisieren konnten und unsere Blick synchron in Richtung Decke wanderten. Noch bevor wir uns auf die Suche nach der passenden Treppe machen konnten, die uns nach oben führen würde, schwang die Tür hinter uns erneut auf und drei laut lachende Jungen schoben sich an uns vorbei und bogen nach rechts in einen breiten Flur ab. Maddison und ich sahen uns kurz an, nickten beide und folgten den Dreien zuversichtlich. Tatsächlich wurde die Mischung aus Musik und Stimmen immer lauter und schon bald hatten wir die Treppe erreicht. Während Maddison inzwischen einen Zustand der Ekstase erreicht zu haben schien und leise quiekte, musste ich mir innerlich gut zuzureden, um keinem Nervenzusammenbruch entgegen zu steuern. Es war mir noch nie leicht gefallen, in einer großen Gruppe Anschluss zu finden und hier kannte ich tatsächlich nur zwei Personen. Eine davon, Maddison, erst seit wenigen Stunden und genau diese quiekte erneut, als wir den oberen Treppenabsatz erreichten, schwang die Arme in die Höhe und verschwand in der tanzenden Menge.

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