Kapitel 40

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Wir unterhielten uns stundenlang. Über belanglose Dinge wie Filme und Serien, Musik und Bücher, aber auch über Freunde und Erlebnisse aus unserer Kindheit und Schulzeit. Mit jedem Detail, das ich über Noah erfuhr, lernte ich ihn besser kennen und dennoch gingen mir die Fragen nicht aus. Am liebsten wäre ich die ganze Nacht wach geblieben, um jede Sekunde mit Noah zu genießen und auszukosten, doch irgendwann konnten wir nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen. Als ich schließlich dicht an Noahs Seite geschmiegt die Augen schloss, dämmerte es draußen bereits.

Mit unbarmherziger Lautstärke riss der Wecker uns nur wenige Stunden später wieder aus dem Schlaf. Stöhnend warf ich die Decke beiseite und richtete mich auf. „Ich muss rüber und duschen", verkündete ich, obwohl mir der Gedanke, dieses Zimmer zu verlassen, nicht gefiel. Sobald ich dies tat, war der Zauber dieses Wochenendes vorbei. Zurück auf dem Campus konnte ich die Nächte nicht mit Noah verbringen, so gern ich das auch gewollt hätte.

„Hier gibt es auch eine Dusche", warf Noah ein und machte ein Kopfbewegung in Richtung der Tür, hinter der das zu diesem Zimmer gehörende Badezimmer lag. Mit vom Schlaf zerzausten Haaren sah er mal wieder derart hinreißend aus, dass ich mich fragte womit ich es verdient hatte, ihn an meiner Seite zu haben und neben ihm aufzuwachen. „Und ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn du mir Gesellschaft leisten würdest", fuhr er fort. Er stand auf, streckte sich und ging dann langsam rückwärts zur Tür, ohne mich aus den Augen zu lassen. Blieb mir überhaupt eine andere Wahl, als auszustehen und ihm zu folgen?

Noch nie war es mir so schwer gefallen, Abstand von Noah zu halten, wie an diesem Vormittag. Schon während des Frühstücks begannen meine Mundwinkel zu schmerzen, weil ich nicht aufhören konnte, dämlich vor mich hin zu grinsen. Zu meiner Freude zeigte auch Noah eine außerordentlich gute Laune, was mich darauf schließen ließ, dass er auf genau der gleichen Wolke schwebte wie ich. Olivias wissendes Lächeln erinnerte mich daran, dass ich mich zusammen reißen musste, damit niemand sonst Verdacht schöpfte. Olivia war es auch zu verdanken, dass sie und Jacob dieses Mal bei meinem Bruder und Hailey mitfuhren, sodass ich am frühen Nachmittag alleine mit Noah in dessen Auto saß. Es machte mich traurig, das wunderschöne Haus am Meer zu verlassen, doch Noah versicherte mir, dass wir jederzeit hierher zurückkommen konnten. Während der gesamten Fahrt lag seine rechte Hand auf meinem linken Oberschenkel und ich konnte kaum in Worte fassen, wie glücklich mich diese simple Geste machte.

Mein seit der Nacht anhaltendes Hochgefühl wurde je unterbrochen, als auf etwa halbem Wege Noahs Handy klingelte. Schon als er die Nummer auf dem Display sah, stöhnte er, nahm die Hand von meinem Bein und fuhr sich damit durch die Haare. Dann nahm er den Anruf an. Da sein Handy mit dem Auto verbunden war, telefonierte er über die Freisprechanlage.

„Was gibt's?", fragte er, ohne den Anrufer oder die Anruferin zu begrüßen.

„Bist du schon unterwegs?", ertönte eine männliche Stimme vom anderen Ende der Leitung.

„Ich bin auf dem Rückweg."

„Wann bist du hier?"

Noah runzelte die Stirn. Er wirkte verärgert. „Wo sollte ich sein?"

„Bei uns." Die andere Stimme hörte sich ebenfalls verärgert an. „Du wolltest den Schlüssel vorbeibringen."

„Davon war nie die Rede", entgegnete Noah. „Ich bring den Schlüssel im Laufe der Woche zurück." Er hob die Hand, vermutlich um das Telefonat zu beenden, doch die Stimme hielt ihn davon ab.

„Wenn du sowieso unterwegs bist, komm einfach vorbei." Und dann, nach einer kurzen Pause: „Bitte."

Noah sah aus, als kämpfte er mit sich selbst. Mit zusammen gekniffenen Lippen legte er schließlich auf und schlug anschließend mit der flachen Hand auf das Lenkrad. In dieser Verfassung hatte ich ihn erst einmal erlebt und an die Situation wollte ich mich lieber nicht zurück erinnern.

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