Kapitel 35

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Als Olivia und ich eine halbe Stunde später die Treppe hinunter ging, kam uns aus der Küche ein wundervoller Geruch nach frisch gebackenen Waffeln entgegen. Noah lehnte an der Arbeitsfläche und unterhielt sich mit Jacob, der am Küchentisch saß. Sobald die beiden uns sahen, verstummten sie und Jacob legte seinen Kopf auf die Tischplatte, als wollte er an Ort und Stelle weiterschlafen. Er murmelte ein kurzen „Morgen" in unsere Richtung, bevor er die Augen schloss. Obwohl es nicht lange her war, dass ich Noah gesehen hatte, schlug mein Herz bei seinem Anblick sofort schneller. Auch wenn es mich ein wenig enttäuschte, dass er nun wieder ein Oberteil trug, konnte ich nicht leugnen, wie gut er in seinem dunkelgrünen Pullover aussah.

„Guten Morgen", begrüßte er uns beide und fügte dann, an Olivia gewandt, hinzu: „Kaffee?" Sie nickte und gähnte gleichzeitig. „Ja, bitte."

Bevor ich mich darüber wundern konnte, dass Noah mir nichts anbot, hielt er mir bereits einen Becher mit dampfendem Inhalt hin. Ich griff danach, wobei unsere Fingerspitzen sich kurz berührten. Obwohl es nur eine flüchtige Berührung war, reagierte mein ganzer Körper darauf und ich musste mich stark zusammenreißen, um die nötige Distanz zu Noah zu wahren und ihm nicht einfach um den Hals zu fallen. Unsere Blicke trafen sich und in mir regte sich der Verdacht, dass es Noah ganz genauso ging. Ich nahm ihm den Becher ab, roch einmal kurz daran, und wäre ihm schon wieder fast um den Hals gefallen.

„Du hast mir grünen Tee gekocht." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ich warf Jacob einen kurzen Blick zu, doch der sah mittlerweile so aus, als sei er tatsächlich auf dem Tisch wieder eingeschlafen. Noah drehte sich um und begann, die Kaffeemaschine in Gang zu setzen. „Du kannst auch was anderes haben, wenn du möchtest", sagte er und holte einen leeren Becher aus einem Regal. „Aber neulich hast du grünen Tee getrunken, deshalb dachte ich..." Er verstummte und zuckte mit den Schultern.

„Ich möchte nichts anderes", entgegnete ich und meinte damit sehr viel mehr, als nur mein Getränk. Ich trat neben ihn und blickte zum ersten Mal an diesem Morgen aus dem Küchenfenster, das - wie bereits erwartet - eine grandiose Aussicht auf das Meer bot.

„Wow", murmelte ich, während ich den Blick über die scheinbar endlose Weite gleiten ließ. Am Horizont konnte man sogar ein paar Boote erkennen und ich fragte mich, wie weit sie wohl von der Küste entfernt waren. „Das ist wirklich wunderschön", sagte ich. Noah stimmte mir nicht zu, sondern schwieg, weshalb ich ihm einen neugierigen Blick zuwarf. Anstatt wie ich die Aussicht zu genießen, sah er mich an. Er lächelte.

„Nur damit du es weißt", begann er, so leise, dass niemand außer mir ihn hören konnte, „wenn Jacob nicht hinter uns säße und dein Bruder nicht jede Sekunde den Raum betreten könnte, würde ich dich jetzt küssen."

Ich trank einen Schluck von meinem Tee, ohne den Blickkontakt mit Noah zu unterbrechen. „Ich habe ehrlich gesagt bisher sehr wenig darüber nachgedacht, wie schwierig es wird, ein ganzes Wochenende lang so zutun, als seien wir nur Freunde", gab ich zu. „Oder besser gesagt war mir nicht bewusst, dass es so schwierig wird."

Noah zuckte mit den Schultern, als würde er sich darüber auch jetzt eher wenig Gedanken machen. „Beste Freunde bei Tag, Liebhaber bei Nacht. Könnte doch eigentlich ganz witzig werden."

Seine Worte lösten eine Reihe verschiedener Emotionen in mir aus und ich brauchte einen Moment, um sie alle in meinem Kopf zu ordnen. Ich entschied mich, seine Aussage auseinander zu nehmen und begann mit dem letzten Teil.

„Witzig?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, was bei Noah ein Grinsen auslöste, das nur als schelmisch bezeichnet werden konnte. Aber antworten tat er nicht, weshalb ich fortfuhr: „Beste Freunde?" Wieder zuckte Noah mit den Schultern und erwiderte: „Du bist meine beste Freundin."

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