Kapitel 21

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„Dir ist bewusst, dass dein Bruder mich jetzt vermutlich umbringen wird?", fragte Noah und hob unsere miteinander verschränkten Hände an mein Gesicht, um mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr zu legen. Wir hatten eine abgelegene Bank gefunden, auf der mir nun einander zugewandt saßen und die Zweisamkeit genossen. Die Feier im Haus hinter uns hatte ich mittlerweile komplett ausgeblendet.

„Weil du mich geküsst hast, obwohl er es dir verboten hat?"

Noah legte den Kopf schief. „Hm, ich glaube er hätte nicht nur mit dem Kuss ein Problem."

Zustimmend nickte ich. „Du hast Recht. Nach London wollte Phil auch immer schon mal. Dass du die Stadt mir zeigen möchtest und nicht ihm, dürfte ihn ganz schön wütend machen."

Das Grinsen, das daraufhin auf Noahs Gesicht erschien, ließ mich ganz ohne mein bewusstes Zutun auch meine Mundwinkel heben. An dem Funkeln, das jedes Mal in seinen Augen erschien, wenn ihn etwas amüsierte, würde ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit niemals satt sehen.

„Ja, damit wird er ganz bestimmt die größten Probleme haben", entgegnete er.

„Ehrlich gesagt finde ich nicht, dass es ihn etwas angeht", warf ich ein. „Du hast gesagt, du möchtest mich kennenlernen. Was hat es Phil zu interessieren, wen du kennenlernst? Erzählst du ihm sonst von solchen Dingen?"

Noah schüttelte den Kopf. „Nein. Was aber auch daran liegt, dass ich im letzten Jahr, also seit ich deinen Bruder kenne, nie jemanden getroffen habe, des ich in der Weise hätte kennenlernen wollen, wie es mit dir der Fall ist."

Noch immer fiel es mir schwer zu begreifen, dass Noah für mich anscheinende Dinge empfand, die er so noch nie empfunden hatte. Von allen Mädchen, die Noah mit seinem guten Aussehen und seiner charismatischen Art mit Sicherheit hätte haben können, wollte er ausgerechnet mich? Ein kleiner Teil meines Verstands hielt immer noch dagegen und warnte mich davor, dass all das auch nur eine Masche sein könnte, um mich herumzukriegen und dann wieder fallen zu lassen, so wie mein Bruder es von Noah zu erwarten schien. Aber diesen Gedanken versuchte ich, so gut es ging, auszublenden. Natürlich blieb ich weiter vorsichtig und aufmerksam, doch tief in mir spürte ich mit unerklärlicher Gewissheit, dass ich Noah vertrauen konnte.

„Hättest du denn ein Problem damit, es ihm – zumindest vorerst – nicht zu sagen?", fragte ich und fügte schnell hinzu: „immerhin geht es hier um deine eigene Sicherheit."

„Müsste ich dann in seiner Anwesenheit so tun, als würde ich dich ganz unausstehlich finden?"

„Das würde definitiv helfen, was deine Überlebenschancen betrifft."

Noah sah nicht sehr zufrieden aus. Sein Grinsen war einem nachdenklichen Gesichtsausdruck gewichen.

„Und woher weißt du dann, dass ich dich in Wahrheit alles andere als unausstehlich finde?"

„In dem du mir das sagst, wenn mein Bruder nicht in unsere Nähe ist", schlug ich vor. „Was hoffentlich auch ab und zu vorkommen wird..." Doch dann fiel mir noch etwas anderes ein. „Ich nehme an, du hast nicht Vampire Diaries geschaut, oder?"

Noah hob nur vielsagend die Augenbrauen, was mir als Antwort genügte. Ich fuhr fort: „Dort müssen in einer Folge zwei Leute so tun, als würden sie sich streiten, obwohl sie sich natürlich eigentlich lieben."

„Lass mich raten", unterbrach Noah mich. „Er ist ein guter Vampir, sie ist ein Mensch und wenn die anderen bösen Vampire erfahren, dass er sich in einen Menschen verliebt hat, wollen sie ihr Blut trinken und deshalb darf niemand davon erfahren?"

Ich warf Noah einen bösen Blick zu, was in Anbetracht seines breiten Grinsens gar nicht so einfach war. „Also habe ich Recht", deutete Noah meinen Gesichtsausdruck.

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