Kapitel 2

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Der Junge, dessen Namen ich bisher noch nicht kannte, sprach erneut und wandte sich dieses Mal dabei an meinen Bruder. „Hey Phil, was hältst du davon, uns alle mal vernünftig vorzustellen?"

Der Widerwillen war Phil deutlich anzusehen. Ganz offensichtlich hielt er sehr wenig davon, mich seinen Freunden vorzustellen, obwohl mir die Gründe hierfür schleierhaft waren. „Das sind Noah und Jacob", murmelte er in Verbindung mit halbherzigen Handbewegungen in die jeweilige Richtung. „Und das ist meine kleine Schwester Ella und ihre Freundin Hailey." Auch wenn ich Hailey erst seit wenigen Minuten kannte, fühlt es sich nicht komisch an, dass Phil sie als meine Freundin vorstellte und auch Hailey selbst protestierte nicht. Dass Phil jedoch extra betonen musste, dass ich seine kleine Schwester war, ließ die Freude darüber, endlich wieder in der gleichen Stadt zu wohnen wie er, um einiges schrumpfen.

Jacob schüttelte unsere Hände, während Noah schon wieder einen Schluck aus seinem Becher nahm. Phil sah währenddessen unschlüssig zwischen Hailey und mir hin und her. Dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben und ließ seinen Blick auf mir ruhen. „Kommst du kurz mit?", fragte er und fügte nach kurzen Zögern hinzu: „Bitte?" Ich nickt und gemeinsam entfernten wir uns einige Schritte von den anderen, sodass diese uns nicht mehr hören konnten.

„Wenn du jetzt ehrlich ein Problem damit hast, dass ich auf diese Party gegangen bin, haben wir beide glaube ich noch ein viel größeres Problem miteinander", begann ich, bevor Phil seine Vorwürfe starten konnte. Doch entgegen meiner Erwartung schüttelte mein Bruder den Kopf. „Du hast schon Recht, du kannst auf jede Party deiner Wahl gehen." Etwas irritiert runzelte ich die Stirn. „Was ist dann das Problem?"

Anstatt mir zu antworten, sah Phil mit zusammengepressten Lippen über meine Schulter hinweg. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wen er anschaute. „Noah? Dein Ernst?" Ich kannte meinen Bruder gut genug, um ihm anzusehen, dass er innerlich mit irgendetwas kämpfte.

„Hör zu, Ella", begann er und sah nun wieder mich an. „Ich werde wohl kaum verhindern können, dass wir, und damit auch unsere jeweiligen Freunde, uns ab und an über den Weg laufen. Aber bitte tu mir den Gefallen, und halte dich so gut es geht von Noah fern."

„Wieso?", war die einzige Frage, die mir zu dieser absurden Bitte einfiel.

Phil verdrehte die Augen. „Es ist kompliziert. Vertrau mir einfach."

Natürlich vertraute ich Phil. Mehr als irgendjemandem sonst auf dieser Welt. Was jedoch nicht hieß, dass ich mir von ihm vorschrieben ließ, wie ich mich zu verhalten hatte oder mit wem ich Zeit verbrachte.

„Er ist dein Freund. So schlimm kann er also nicht sein", argumentierte ich.

„Mein bester Freund, schätze ich", gab Phil mir tatsächlich recht. „Und nein, natürlich ist er nicht schlimm. Sieh einfach zu, dass du dich nicht in ihn verliebst."

Fast hätte ich laut aufgelacht, so sehr überraschte mich der letzte Satz. „Keine Sorgen, die Gefahr besteht nicht", beruhigte ich meinen Bruder. „Ich habe hier andere Dinge vor, als mich zu verlieben."

Wirklich überzeugt sah Phil nicht aus, aber er seufzte, legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich zurück zu den anderen.

Der Rest des Abends verlief anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Anstatt mich, wie eigentlich geplant, so gut wie möglich vor Phil zu verstecken, feierten wir gemeinsam. Seine Freunde, zumindest die, die ich bisher kennengelernt hatte, waren nette und offene Menschen, die sowohl mich als auch Hailey in ihre Mitte nahmen und uns einen tollen ersten Abend am College bescherten. Im Laufe des Abends entdeckte ich ein paar Mal Maddison, die erstaunlicherweise jedes Mal in den Armen eines anderen Jungen lag, und dennoch jedes Mal sehr vertraut mit diesem wirkte.

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