Kapitel 3

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Bennet Smith musste sich nur mit verschränkten Armen vor sein Pult stellen und in die Menge schauen, schon war es still. Mehr brauchte es nicht. Es war beeindruckend, wie viel Autorität er trotz seines verhältnismäßig jungen Alters ausstrahlte.

„Guten Morgen zusammen und herzlich Willkommen im ersten Schritt des Erwachsenwerdens!", begrüßte er uns, woraufhin ein undeutliches Murmeln aus verschiedenen Antwortvarianten erklang.

„Ich bin Bennet Smith und freue mich sehr, dass ihr euch dazu entschieden habt, diesen Kurs bei mir zu belegen, ich hoffe, ihr werdet es nicht bereuen." Vereinzeltes Gelächter war zu hören. „Bevor wir loslegen, möchte ich euch um eine Sache bitten. Vermutlich werdet ihr diese Bitte in den nächsten Tagen noch ein paar mal von meinen Kolleginnen und Kollegen hören, aber ich meine es tatsächlich ernst. Fragt! Stellt Fragen, ganz viele Fragen, bis ihr alles verstanden habt. Und am besten stellt sie mir, denn ich weiß in den meisten Fällen die Antwort." Dieses Mal war das Gelächter schon lauter. Bennet Smith wusste ganz eindeutig, wie man Sympathien für sich gewann.

„Aber!", fuhr er fort und hob eine Hand. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Professor nicht immer die erste Wahl ist, wenn man Fragen hat. Und deshalb möchte ich, dass ihr euch auch untereinander helft. Um das zu gewährleisten, beginne ich meine Kurse ganz gerne mit einer kleinen Übung, die dauert nur etwa zehn Minuten, also keine Sorge – wer hier ist um etwas zu lernen, kommt auch noch auf seine Kosten." Spätestens jetzt hatte er mindestens 90 Prozent des Kurses auf seiner Seite, dessen war ich mir sicher. Und es wurde noch besser. „Die meisten von euch, sitzen zwischen zwei Personen. Vielleicht Fremde, vielleicht neue Freunde, vielleicht auch alte Bekannte. Wendet euch jetzt der Person zu, die euch weniger bekannt ist. Und redet. Lernt euch kennen. Wie gesagt, zehn Minuten. Und ich möchte nicht, dass irgendjemand keinen Redepartner hat, also unterhaltet euch von mir aus auch zu dritt. Hauptsache ihr knüpft Kontakte, denn davon kann man nie genug haben."

Kaum war er verstummt, kam Bewegung in den Kurs. Alle sahen sie um und begannen sofort wild durcheinander zu reden. Olivia und ich sahen uns nur kurz an und drehten und dann grinsend voneinander weg. Wir würden mit Sicherheit auch außerhalb dieses Kurses noch viel Zeit miteinander verbringen. Was ich in diesem Bruchteil einer Sekunde jedoch nicht bedacht hatte, war, dass auf meiner anderen Seite Noah saß. Der Noah, von dem ich mich auf Bitten meines Bruders fern halten sollte. Der Noah, der mich nun breit angrinste, der Bleistift von vorhin klemmte inzwischen hinter seinem linken Ohr.

„Ich bin Noah, freut mich sehr, dich kennenzulernen", stellte er sich fort und hielt mir förmlich die Hand hin. Ich ignorierte sie.

„Wie zur Hölle hast du es geschafft, in diesem Kurs durchzufallen?", fragte ich stattdessen aus ernsthaftem Interesse. Bennet Smith wirkte wie die Sorte Professor, die alles dafür tat, dass jeder Teilnehmer die Prüfung bestand. Noah zuckte mit den Schultern und noch immer umspielte ein Grinsen seine Lippen. „Ich habe keine Fragen gestellt. Und Kontakte habe ich eher woanders und zu anderen Tageszeiten geknüpft", erklärte er. Gut, das hätte ich mir eigentlich auch denken können.

„Und jetzt knüpfst du deine Kontakte hier?"

„Ich versuche es, aber irgendwie funktioniert es nicht. Meine Gesprächspartnerin weigert sich, mir ihren Namen zu nennen", bemängelte Noah mit gerunzelter Stirn. Ich verdrehte die Augen. „Du kennst meinen Namen."

„Stimmt. Ellie."

„Okay, anscheinend habe ich mich geirrt. Denn das ist nicht mein Name", entgegnete ich und kniff die Augen zusammen. Noah hob eine Augenbraue. „Ist dir Elizabeth lieber?"

Ich würde Phil umbringen müssen. Mir blieb keine andere Wahl. Und alle Menschen gleich mit, denen er meinen kompletten Namen verraten hatte. Einschließlich Noah. Aber apropos Phil. Hatte er auch Noah gebeten, sich von mir fern zu halten? Oder versuchte er nur mein Leben zu kontrollieren?

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