Kapitel 47

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Es überraschte mich, dass Noah meiner Bitte ohne ein einziges Wort des Widerspruchs nachkam. Möglicherweise gefiel ihm die Aussicht auf eine körperliche Auseinandersetzung mit Isaac doch nicht so sehr, wie er eben behauptet hatte. Obwohl ich mir relativ sicher war, dass Isaac keine Chance gegen Noah haben würde. Noah war einige Zentimeter größer und deutlich muskulöser. Aber ich wollte mich nicht beklagen, denn ich war mehr als erleichtert, dass ich die Situation so schnell entschärfen konnte. Nichtsdestotrotz würde ich Isaacs Worte nicht einfach so auf mir sitzen lassen. Weder sein Urteil über Noah, noch das über mich, stimmte. Wäre Noahs einziges Ziel tatsächlich gewesen, mich ins Bett zu bekommen, hätte er die Sache schon vor einigen Wochen beenden können. Und auch wenn ich die Ratschläge und Warnungen meines Bruders geflissentlich ignoriert hatte, war ich trotzdem nicht naiv. Doch gerade als ich Isaac genau das klarmachen wollte, öffnete sich die Tür und ließ gleich eine ganze Gruppe neuer Kunden in den Laden.

Ihnen folgten weitere Leute, sodass es fast eine halbe Stunde dauerte, bis Isaac und ich wieder alleine waren. Bei bevor ich ihm meine Meinung sagen konnte, kam er mir schon zuvor.

„Tut mir leid, Ella", sagte er und klang dabei sehr aufrichtig. „Du bist natürlich nicht naiv."

„Weshalb der Meinungswandel?", fragte ich misstrauisch.

„Kein Meinungswandel", widersprach Isaac. „Was ich gesagt habe, war einfach nur unüberlegt. Aber wenn es darum geht, wie Noah Mädchen behandelt, ist meine Zündschnur etwas kurz."

Sofort erwachte die Neugier in mir. Bisher kannte ich nur Noahs Version der Ereignisse und auch die nur in Kurzform. „Was genau ist damals zwischen deiner Exfreundin, Noah und dir passiert?", fragte ich deshalb und beobachtete, wie sich Isaacs Augen erst weiteten und dann ganz klein wurden.

„Was hat er dir erzählt?"

„Das spielt keine Rolle", erwiderte ich. „Ich möchte von dir wissen, was passiert ist."

„Also glaubst du mir mehr als ihm?"

Ungeduldig winkte ich ab. „Wem ich was glaube ist meine Angelegenheit. Aber ich weiß, dass es nie schaden kann, sich verschiedene Seiten einer Geschichte anzuhören."

Isaac nickte zustimmend. „Da hast du Recht. Insbesondere wenn eine Seite die von einem Idioten wie Noah ist."

„Erzähl einfach", bat ich ihn.

„Viel gibt es da gar nicht zu erzählen", begann Isaac. „Chloe und ich waren knapp zwei Jahre zusammen, wir kannten uns schon aus der Highschool. Bis sie vor etwa einem dreiviertel Jahr Schluss mit mir gemacht hat, angeblich weil ihre Gefühle für mich nachgelassen haben." Er verdrehte die Augen, als halte er das nur für eine Ausrede. „Wir haben weiterhin als Freunde Zeit verbracht und uns langsam wieder angenähert. Ich glaube, wir haben beide eingesehen, dass uns der Abstand zwar guttut, wir aber auf lange Sicht zusammen gehören. Bis sie dann morgens beim Kaffee holen Noah hier getroffen hat. Er hat natürlich geflirtet wie ein Weltmeister und sie ist sofort drauf angesprungen. Ein paar Tage später habe ich gesehen, wie sie auf einer Party rumgemacht haben."

Ich musste schlucken. In Noahs Erzählung hatte Isaacs Freundin Interesse an ihm gezeigt, das von ihm jedoch nicht erwidert wurde. Den Gedanken drängte ich beiseite und hörte Isaac weiter zu.

„Ich hab Chloe darauf angesprochen und wir haben uns gestritten, weil sie meinte, es ging mich nichts an wen sie küsst. Ich wollte wissen, ob sie mehr gemacht haben, als sich zu küssen. Sie hat es nicht abgestritten."

„Aber auch nicht bestätigt?"

Isaac schnaubte. „Ihr Gesichtsausdruck hat Bände gesprochen, glaub mir. Die waren zusammen im Bett."

don't fall in loveWhere stories live. Discover now