Kapitel 31

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Das größte Problem am Nachmittag des nächsten Tages war die Verteilung von sechs Leuten auf drei Autos. Natürlich fuhr Noah, da er als einzige von uns ein Auto besaß. Luke hatte sein Auto netterweise für das Wochenende in die Obhut meines Bruders gegeben, sodass die beiden Fahrer von Beginn an feststanden. Noahs Vorschlag, Olivia und mich in seinem Auto mitzunehmen, stieß auf wenig Freude bei Jacob.

„Drei Stunden lang ertrage ich es nicht, den beiden beim Anschmachten zuzuhören und zuzuschauen", verkündete er mit Blick auf Phil und Hailey, die eng aneinander geschmiegt an Lukes Autos lehnten.

„Sie werden sich schon zusammenreißen", beschwichtigte ihn Noah, der ganz offensichtlich ähnlich dachte wie ich. Mit Olivia im Auto mussten wir nichts verheimlichen - mit Jacob schon. Aber der stellte sich quer und machte einen Vorschlag, dem niemand widersprechen konnte.

Also luden wir wenig später fast alles, was wir an Gepäck dabei hatten, in Lukes Auto und verabschiedeten uns von Phil und Hailey, die drei Stunden absolute Zweisamkeit vor sich hatten. Beneidenswert.

Jacobs „Shotgun!" beflügelte meine Vorfreude auf die Autofahrt auch nicht gerade, denn obwohl ich selbstverständlich auch gerne neben Olivia auf der Rückbank saß, hätte ich den Platz neben Noah vorgezogen. Während Jacob damit beschäftigt war, die Tasche mit dem Reiseproviant wieder aus dem Durcheinander in Lukes Kofferraum herauszufischen, zog Noah mich kurz beiseite.

„Wie geht's dir?", fragte und sah mich prüfend an, als wollte er mir direkt signalisieren, dass lügen zwecklos war. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete wahrheitsgemäß: „Ganz gut, denke ich. Mal schauen wie es morgen wird."

„Wenn du Zeit für dich brauchst, sag mir einfach Bescheid, dann regle ich das", versprach Noah.

Ich bedankte mich und machte eine Kopfbewegung in Richtung von Lukes Auto. „Vielleicht ist es gar nicht mal so schlecht, dass die beiden alleine fahren", wechselte ich das Thema. „Dann hat Phil noch einmal die Möglichkeit, Hailey von unserer Mutter zu erzählen."

Noah hob überraschte die Augenbrauen. „Sie weiß es immer noch nicht?"

„Du kennst doch Phil", sagte ich und zog eine Grimasse. Er nickte und strich mir kurz über die Wange. „Danke, dass du es mir gesagt hast. Und nur falls dir das nicht klar sein sollte: ich freue mich sehr darauf, das ganze Wochenende mit dir zu verbringen."

Ich sah kurz über die Schulter und musste feststellen, dass Jacob seine Tasche gefunden hatte und dabei war, sich auf der Beifahrerseite einzurichten. „Und nur falls dir das nicht klar sein sollte", entgegnete ich im Flüsterton, „wenn Jacob nicht zwei Meter von uns entfernt wäre, würde ich dich jetzt küssen."

Noah grinste und für einen kurzen Moment befürchtete ich, er würde das Schicksal einfach herauszufordern. Doch dann sagte er nur: „Später", und ließ meine Vorfreude auf den heutigen Abend und die nächsten beiden Tage in die Höhe schnellen.

Dank Jacobs DJ Fähigkeiten und der überraschend schönen Landschaft, die wir durchfuhren, vergingen die drei Stunden Fahrtzeit wie im Fluge. Doch kurz bevor wir, nach Noahs Aussage, unser Ziel erreicht hatten, gerieten wir in einen Stau und wurden zum Stillstand gezwungen. Während Olivia auf ihrem Handy nachschaute, was den Stau verursachte, rief ich Hailey an, um sie zu fragen, ob sie und Phil unser Schicksal teilten, was sie nicht taten. Anscheinend hatte es einen Unfall gegeben, der nun für eine Straßensperrung sorgte und die beiden hatte die Stelle noch problemlos passieren können. Da niemand absehen konnte, wie lange wir hier stehen würden, einigen wir uns darauf, dass Phil und Hailey schon einmal für das Abendessen einkauften. Denn den Schlüssel für das Haus hatte natürlich Noah.

Als wir schließlich neben dem Auto von Luke zum Stehen kamen, dämmerte es bereits. Unsere Umgebung war nur noch schemenhaft zu erkennen, doch das Geräusch von Wellen, die sich an Klippen brachen, ließ mein Herz höher schlagen.

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