Kapitel 25

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Den Rest des Wochenende verbrachte ich mit dem Verfassen von Essays und dem Ausschenken von Kaffee. Beides erschöpfte mich, wenn auch auf verschiedene Weise, sodass ich es am Sonntag kaum erwarten konnte, mich endlich in mein Bett fallen zu lassen. Trotz meiner Müdigkeit hatte ich starke Schwierigkeiten einzuschlafen. Sobald ich versuchte, meine übliche Taktik anzuwenden und beginnen wollte, runterzuzählen, musste ich daran denken, wie ich Noah davon erzählt hatte und sofort verspürte ich eine fast kindliche Aufregung. Die Aussicht darauf, am nächsten Morgen zwei Stunden neben ihm zu sitzen, verfrachtete ein Dauergrinsen auf mein Gesicht, das mich am einschlafen hinderte. Dass es mir schließlich doch gelang, grenzte an ein Wunder und meine Müdigkeit am nächsten Morgen war der Beweis für eine sehr unruhige Nacht. Mein Wecker musste viermal klingeln, bevor ich es schaffte, nicht nur die Schlummertaste zu drücken sondern ihn komplett auszustellen und aufzustehen. Dementsprechend wenig Zeit blieb mir im Bad und einen Blick in den Spiegel konnte ich nur im Vorübergehen werfen. Meine Haare knotete ich mehr schlecht als recht auf meinem Kopf zu einem Dutt zusammen. Dennoch schaffte ich es irgendwie, noch vor Noah im Hörsaal einzutreffen und mich, erschöpft vom Sprint über den Campus, neben Olivia auf meinen üblichen Platz fallen zu lassen.

„Hast du verschlafen?", fragte sie und sah mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung an.

„Ich habe es versucht, aber mein Wecker hat den Kampf dann doch noch gewonnen", erklärte ich, während mein Herzschlag sich langsam wieder beruhigte.

„Deine Mitbewohnerin war deutlich früher dran", informierte Olivia mich. „Die saß schon vorne in der ersten Reihe, als ich vor zehn Minuten hier ankam."

Ich sah nach vorne zu Maddison, die mal wieder top gestylt auf ihrem Platz saß und der Ankunft von Bennet Smith entgegen zu fiebern schien.

„Ja, die war schon weg, als ich aufgestanden bin. Und ich habe ihr immer noch nicht gesagt, dass ihre Hoffnungen vergeblich sind." So langsam wuchs mein schlechtes Gewissen. Ich konnte nicht ganz einschätzen, wie ernst Maddison die ganze Geschichte war und konnte nur hoffen, dass es sich lediglich um eine leichte Schwärmerei handelte. Auch wenn wir nach wie vor nicht viel miteinander zutun hatten, wollte ich selbstredend nicht, dass sie enttäuscht wurde.

„Aber dein Noah lässt auch ganz schön auf sich warten", stellte Olivia fest, als Bennet Smith den Raum betrat.

„Er ist nicht mein Noah", widersprach ich. „Aber apropos - wie geht es deinem Steven?"

Olivias breites Grinsen war Antwort genug. Mit aufrichtiger Freude hörte ich ihr zu, während sie erzählte, wie aufmerksam und interessiert an ihr er war. „Mal schauen", beendete sie ihre Erzählung überraschend nüchtern. „Ich möchte mir nicht zu früh Hoffnungen machen und dann enttäuscht werden. Also werde ich nichts überstürzen, sondern erst einmal in Ruhe schauen, wo das hinführt."

„Nach allem was zu bisher erzählt hast, glaube ich nicht, dass du enttäuscht wirst", beruhigte ich sie. „Aber nichts zu überstürzen, ist immer eine gute Idee."

„Was ist immer eine gute Idee?"

Noahs Stimme ließ mein Herz höher schlagen. Ich drehte mich zu ihm um und konnte nicht anders, als ihn breit anzugrinsen. Dass ich dabei vermutlich komplett idiotisch aussah, war mir überraschenderweise herzlich egal, was auch daran lag, dass Noah mein Grinsen ebenso breit erwiderte. Sein Haare waren zerzaust, anscheinend hatte Noah den Weg zum Hörsaal im Laufschritt zurückgelegt. Oder aber draußen war in den letzten zehn Minuten ein Sturm heraufgezogen, was ich jedoch zu bezweifeln wagte. Noah fuhr sich mit einer mir mittlerweile sehr vertrauten Geste durch die Haare, ohne dadurch sonderlich viel am Durcheinander auf seinem Kopf zu ändern.

„Das geht dich gar nichts an", beantwortete ich seine Frage, woraufhin er überrascht und zugleich amüsiert die Augenbrauen hob.

„Du hast Geheimnisse vor mir? Sehr enttäuscht, Ellie. Wirklich sehr enttäuschend." Der Schalk in seinen Augen, in Kombination mit seinem Tonfall, verriet mir, wie wenig Ernst in seinen Worten steckte. In den letzten Woche hatte ich Noah mehr anvertraut als irgendeiner anderen Person und ich war mir sicher, dass er das wusste. Dennoch erklärte ich: „Es ging um Olivia. Der wird es ja wohl erlaubt sein, Geheimnisse vor dir zu haben."

don't fall in loveOù les histoires vivent. Découvrez maintenant