Kapitel 53

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„Ich bin dumm, richtig dumm."

„Das halte ich für eine maßlose Übertreibung", widersprach mir Olivia und auch Hailey schüttelte missbilligend den Kopf. Seit dem Kuss waren über 24 Stunden vergangen und erst jetzt war ich dazu gekommen, den beiden davon zu erzählen. Wir saßen in einer ruhigen Ecke der Bibliothek, weit genug von anderen Studenten entfernt, um diese weder zu nerven, noch an meiner Dummheit teilhaben zu lassen. Denn ganz egal was Hailey und Olivia sagte, ich wusste, dass es niemals zu dem Kuss hätte kommen dürfen. Von unserem kurzen Nachrichtenwechsel abgesehen, hatte ich seitdem nichts mehr von Noah gehört und konnte dementsprechend überhaupt nicht einschätzen, wie er zu dem Kuss stand. Bereute er ihn? Oder interpretierte er zu viel hinein? Ich konnte nur hoffen, dass er nicht davon ausging, alles sei vergessen und ich ihm hoffnungslos verfallen.

Das war ich, keine Frage, aber er sollte das nicht wissen.

„Hailey und Phil sind wieder ein Herz und eine Seele, zwischen dir und Phil ist auch alles wieder gut, also fehlt nur noch ihr zwei."

Bevor ich Olivia erklären konnte, dass es nicht ganz so einfach war, wie sie es sich erhoffte, ergriff Hailey netterweise Partie für mich: „Was Noah gemacht hat, war aber schon etwas übergriffig. Einfach wieder in alte Muster zu verfallen, nur weil es sich gut anfühlt, ist vielleicht nicht die beste Idee."

„Aber es sind Noah und Ellie", sagte Olivia. „Die beiden sind füreinander gemacht."

Hailey grinste. „Und du bist hoffnungslos romantisch."

Dann wandte sie sich wieder zu mir um. „Du solltest mit ihm reden. Ich höre dir zwar auch sehr gerne zu und versuche zu helfen, aber zielführend ist vermutlich nur ein Gespräch mit der Person, um die es geht."

Seufzend entsperrte ich mein Handy, nur um es sofort wieder zu verriegeln. Wie schon mindestens zwanzig Mal in den letzten zehn Minuten. „Ich weiß aber nicht, ob ich mich in seiner Nähe im Griff habe. Was, wenn ich ihn wieder küsse?"

„Stell dir einfach vor, dass er irgendeine ansteckende Krankheit hat", schlug Olivia vor. Sie zuckte mit den Schultern. „Oder du küsst ihn halt." Ich verdrehte die Augen. „Sehr hilfreich, danke", murmelte ich und zog eine Grimasse. Doch ich entsperrte mein Handy erneut und dieses Mal schaffte ich es tatsächlich, eine Nachrichtig einzutippen und abzusenden.

Ella: Hi, können wir reden?

„Ich gehe doch stark davon aus, dass ihr das könnt", sagte Hailey, die über meine Schulter mitgelesen hatte. „Immerhin habt ihr beide Münder und Stimmbänder."

„Wolltest du nicht dein Essay zu Ende schreiben?", fragte ich sie, woraufhin sie sich grinsend wieder ihrem Laptop zuwandte. Noahs Antwort kam schneller als erwartet. Zum Glück bekamen Hailey und Olivia nicht mit, wie sich mein Herzschlag beschleunigte, noch bevor ich die Nachricht geöffnet hatte.

Noah: Ich bin noch beim Sport, aber in etwa einer Stunde könnte ich bei dir sein. Passt das?

„Ihr könntet zusammen duschen", schlug Olivia vor, als ich den Fehler beging, ihr und Hailey die Nachricht zu zeigen. Kommentarlos nahm ich mein Handy wieder an mich. Obwohl ich einen Ort in der Öffentlichkeit vorgezogen hatte, musste ich zugeben, dass mich die Vorstellung, alleine mit Noah zu sein, sehr stark reizte. Angenommen, Maddison war nicht da, aber davon war eigentlich ohnehin auszugehen. Ich schickte Noah nur einen Daumen hoch als Antwort und hoffte, damit meine Vorfreude vertuschen zu können.

Die nächste Dreiviertelstunde verging gähnend langsam, was aber auch daran liegen könnte, dass ich alle zwei Minuten auf die Uhr sah. Früher als es eigentlich nötig gewesen wäre, packte ich schließlich meine Sachen zusammen. Von hier zum Wohnheim brauchte ich maximal fünf Minuten, aber ich wollte nicht, dass Noah vor der verschlossenen Tür warten musste. Hailey wünschte mir viel Erfolg, Olivia viel Spaß. Ich bedankte mich bei beiden und musste versprechen, ihnen später Bericht zu erstatten.

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