Kapitel 27

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Als ich am nächsten Morgen im Coffeeshop ankam, war zufälligerweise auch Jamie gerade da. Meine Schichten überschnitten sich selten mit seinen Anwesenheiten, da er hauptsächlich administrative Aufgaben erledigte, während Isaac - neben seinem Studium - fast jeden Tag im Coffeeshop arbeitete. Dagegen, dass ich am Wochenende gerne freinehmen würde, hatte Jamie nichts einzuwenden, er bat mich jedoch, am Donnerstagvormittag zu arbeiten.

„Ich weiß, du hast Geburtstag", entschuldigte er sich, „aber morgens könnten wir deine Unterstützung echt gut gebrauchen."

„Gar kein Problem", beruhigte ich ihn. Dass er von meinem Geburtstag wusste, hätte mir klar sein müssen, immerhin stand das Datum in den Personalunterlagen, die ich vor meiner Einstellung ausgefüllt hatte. „Für mich ist mein Geburtstag ein Tag wie jeder andere."

Ich hoffte, mit dieser Aussage verhindern zu können, dass irgendjemand im Coffeeshop ein großes Ding daraus machte. Auf Luftballons und Girlanden am Arbeitsplatz konnte ich verzichten. Erklären, weshalb mein Geburtstag für mich alles andere als der glücklichste Tag im Jahr war, wollte ich aber auch nicht.

„Super, du bist ein Schatz", entgegnete Jamie nur und verabschiedete sich kurz darauf wieder, sodass ich mit Isaac allein hinter der Theke stand.

„Warum muss ich von meinem Bruder erfahren, dass du Geburtstag hast?", fragte er, sobald die Tür hinter Jamie zugefallen war, und musterte mich mit gerunzelter Stirn. „Ich dachte wir wären Freunde."

Sofort verspürte ich ein schlechtes Gewissen. Nicht etwa, weil ich ihm nichts von meinem Geburtstag erzählt hatte, sondern weil ich ihn und mich nicht als Freunde bezeichnet hätte. Nach unserem wenig erfolgreichen Date hatten wir zwar auf einen freundschaftlichen Weg zurückgefunden, aber außerhalb der Arbeit hatten wir keinen Kontakt und über private Themen sprachen wir so gut wie nie.

„Wie gesagt: für mich mein Geburtstag nichts besonderes", erklärte ich. „Dafür, dass ich genau an dem Tag geboren wurde kann ich nichts, deshalb sehe ich wenig Sinn darin, beglückwünscht zu werden." Auf seine Anmerkung, wir seien Freunde, ging ich nicht weiter ein.

Isaac wirkte nicht überzeugt. „Wurdest du als Kind etwa nie mit einem Kuchen voll brennender Kerzen geweckt, oder wieso sonst magst du Geburtstage nicht?"

Wie zur Hölle sollte ich ihm darauf antworten? Meine Mutter hatte mir nie einen Kuchen gebacken und das war vielleicht auch besser so. Vermutlich hätte sie bei dem Versuch die Küche in Brand gesetzt, weil ihr inmitten des Backvorgangs eingefallen wäre, dass Sie ganz dringend an neue Tabletten kommen musste. Doch noch bevor ich mir irgendeine Lüge einfallen lassen konnte, wanderte Isaacs Blick auf etwas, das hinter mir lag und seine Miene verfinsterte sich. Ahnend, was - oder besser gesagt wen - er entdeckt hatte, drehte ich mich um und spürte, wie meine Laune augenblicklich besser wurde.

„Kann der seinen Kaffee nicht woanders trinken?", murmelte Isaac missmutig und machte keinerlei Anstalten den Kunden zu bedienen, der mittlerweile den Weg von der Tür zur Theke zurückgelegt hatte. Ich ignorierte Isaacs Äußerung und trat auf Noah zu, der Isaac wiederum ebenfalls überhaupt keine Beachtung schenkte.

„Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich", begrüßte er mich und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

„Wie kann man so früh am Morgen schon so gute Laune haben?", fragte ich kopfschüttelnd, aber nicht ohne sein Lächeln zu erwidern.

„Auch wenn es dir anscheinend anders geht", erwiderte Noah und senkte die Stimme, sodass nur noch ich ihn hören könnte, „ich freue mich einfach, dich zu sehen."

Mir nicht anmerken zu lassen, wie viel schneller dieser Satz meinen Herzschlag werden ließ, war nicht leicht. „Ich freue mich auch sehr dich zu sehen, Noah, aber ich glaube über zwei Stunden länger Schlafen hätte ich mich noch mehr gefreut."

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