Kapitel 4

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„Wir handhaben es immer so, dass die neuen Mitarbeiter erst einmal nur für die Bestellannahme und Kasse verantwortlich sind. Natürlich trau ich dir auch zu, einen Brownie einzupacken oder einen Kaffee auszuschenken, davon wird dich niemand abhalten. Aber die Zubereitung der anderen Getränke lernst du mit der Zeit, das fällt für's Erste nicht in deinen Aufgabenbereich. Achte nur darauf, dass du die Bestellungen richtig und vollständig weitergibst."

Aufmerksam hörte ich Isaac zu und nickte immer wieder zwischendurch, um ihm zu signalisieren, dass ich alles was er mir sagte registrierte. Es war Samstagmorgen und ich hatte heute meine erste offizielle Verkaufsschicht im Coffeeshop. Am Donnerstagabend hatte der Inhaber Jamie mich ein weiteres Mal angerufen, um mein Probearbeiten um einen Tag nach vorne zu verlegen, da er selber am Samstag doch nicht vor Ort sein würde. Das Probearbeiten war ideal verlaufen, Jamie und alle Mitarbeiter, die ich kennenlernte, waren mir gegenüber unfassbar freundlich und offen, sodass ich mich sofort als ein Teil des Teams fühlte. Dieses Gefühl wurde am Ende des Tages, und damit schneller als erwartet, zur Realität.

„Wenn du direkt morgen anfangen kannst, wäre das eine riesengroße Hilfe!", sagte Jamie zum Abschied und so stand ich nun hier, keine 24 Stunden später, und ließ mich von meinem neuen Kollegen Isaac offiziell einarbeiten.

Isaac war Jamies jüngerer Bruder, und hatte dementsprechend das Sagen, wenn Jamie nicht vor Ort war. Während Jamie schon seit einigen Jahren mit dem Studium fertig war, sich jedoch entschieden hatte, seine Leidenschaft für Kaffee zu seinem Beruf zu machen und den Campus erst einmal nicht zu verlassen, befand sich Isaac aktuell in seinem dritten Collegejahr und half neben dem Studium im Laden seines Bruders aus.

Bereits gestern hatte ich die ersten Kunden selbstständig bedienen dürfen und machte damit heute, nach Isaacs kurzer Einweisung, direkt weiter. Da gefühlt jeder Student einen anderen Tagesrhythmus hatte, war hier laut Jamies gestriger Aussage immer etwas los.

„Und wie lief deine erste Woche?", fragte mich Isaac, als wir eine kurze ruhige Minute hatten.

„Besser als erwartet!", entgegnete ich wahrheitsgemäß. Alle meine Kurse machten einen interessanten Eindruck und keiner meiner Professoren schien ein Unmensch zu sein, der es darauf anlegte, möglichst viele Studenten durchfallen zu lassen. Natürlich würde sich erst mit der Zeit zeigen, ob dieser erste Eindruck stimmte oder nicht, aber in der Regel konnte ich mich auf meine Menschenkenntnis verlassen. Als ich Isaac erzählte, welche Kurse ich belegt hatte, stellte sich heraus, dass er einige meiner Professoren kannte und auch er konnte nur gutes berichten.

„Hast du dich auch schon in Mr. Smith verliebt?", fragte Isaac grinsend, während ich einen Pappbecher mit Kaffee füllte. Seine Frage ließ mich vermuten, dass Maddison nicht die einzige war, die unseren Professor attraktiv fand. Gut, attraktiv war er ja auch, darüber musste man nicht diskutieren. Ich reichte der Kundin ihren Kaffee und wünschte ihr einen schönen Tag, bevor ich mich an Isaac wandte.

„Hals über Kopf", sagte ich und erwiderte sein Grinsen. „Nein, Quatsch. Aber er ist mit Abstand der sympathischste Professor, den ich bisher kennengelernt habe."

Isaac nickte. „Ja, er ist cool drauf. Ich weiß noch wie bei uns damals die Mädchen im Laufe des Semesters immer weiter nach vorne gewandert sind und am Ende saßen nur noch Jungs in den hinteren Reihen."

Erneut musste ich an Maddison denken, die mit Sicherheit am kommenden Montag auch einen Platz im unteren Teil des Hörsaals auswählen würde.

„Weißt du, ob er jemals etwas mit einer Studentin hatte?", fragte ich und hoffte, dass er die Frage nicht falsch verstand und dachte, ich würde sie aus Eigeninteresse stellen. Isaac zuckte mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Aber wenn doch, würde er es vermutlich auch nicht an die große Glocke hängen. Zumindest nicht, wenn ihm was an seinem Job liegt." Da hatte er Recht. Eine amouröse Beziehung zwischen einem Professor und einer Studentin war selbstverständlich nicht erlaubt.

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