Kapitel 42

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Wir blieben noch eine Weile in Noahs Zimmer, bis dieser vorschlug, wieder zu den anderen Gästen zurückzukehren.

„Sonst denkt Bennet noch, wir hätten hier sonst was getrieben", murmelte er und verdrehte dabei die Augen. Damit weckte er meine Neugier.

„Dir ist es wichtig, was Bennet von dir denkt, kann das sein?"

Noah war bereits auf halbem Weg zur Tür gewesen und hielt jetzt inne. Er drehte sich zu mir um, wich meinem Blick zwar nicht aus, doch seinen Gesichtsausdruck vermochte ich nicht zu deuten.

„Bennet ist wie ein großer Bruder für mich", erklärte er und bestätigte damit, was ich ohnehin schon vermutet hatte. „Natürlich hat auch er mitbekommen, wie ich mich im letzten Jahr verhalten habe. Ich möchte nicht, dass er denkt, du seist nur irgendein Mädchen, das ich am Wochenende mit zum Strandhaus nehme, um ein bisschen Spaß zu haben. Er soll dich nicht in diese Schublade stecken, denn da gehörst du definitiv nicht rein."

Für ein paar Sekunden starrte ich Noah nur sprachlos an und sah dabei mit Sicherheit komplett idiotisch aus. Dann hatte ich mich wieder gefasst, runzelte die Stirn und fragte mit ehrlicher Verwunderung: „Es geht dir nicht darum, was er von dir denkt, sondern darum, was er von mir denkt?"

„Beides ist mir nicht egal, aber letzteres ist mir wichtiger, ja", erwiderte Noah und die Aufrichtigkeit seiner Worte klang in seiner Stimme mit. Mein Herz galoppierte, stolperte, brannte für diesen Menschen. Mit jeder Sekunde stärker und intensiver. Meine verblüffte Mine brachte Noah zum Lachen. Er trat einen Schritt näher auf mich zu uns legte seine Hände an meine Taille.

„Ich weiß, ich kann es auch kaum glauben. Wenn du nicht wärest, hätte ich genau das vermutlich gemacht. Ich wäre mit einem gut aussehende Mädchen ins Strandhaus gefahren, einfach nur um ein spaßiges Wochenende zu haben. Meine Absichten hätte ich ihr von Anfang an klar gemacht und nach dem Wochenende wäre die Sache auch schon wieder vorbei gewesen. Und stattdessen-"

„Stattdessen hattest du ein komplett spaßfreies Wochenende und musstest mich jetzt auch noch deinen Eltern vorstellen", fiel ich ihm ins Wort. Noah sah mich mit einer Mischung aus Belustigung und Verärgerung an. „Glaub mir, ich hatte Spaß", widersprach er mir. „Und nein, das wollte ich nicht sagen. Stattdessen hast du mein Leben innerhalb weniger Wochen komplett auf den Kopf gestellt und ich möchte ganz bestimmt nicht, dass die Sache zwischen uns nach diesem Wochenende vorbei ist."

„Nicht? Ich dachte du seist froh, mich in ein paar Stunden endlich los zu sein", sagte ich, wobei es mir schwerfiel, eine ernste Miene aufzusetzen. Denn obwohl mir die Gründe dafür schleierhaft waren, konnte ich mittlerweile nicht mehr leugnen, dass Noah etwas an mir zu liegen schien. Noah verdrehte die Augen, doch sein Grinsen verriet, dass ihm die Ironie in meiner Aussage nicht entgangen war.

„Ich bin dich nachher nicht los, Ellie", erwiderte er. „Dafür magst du mich viel zu gerne."

Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken. „Stimmt. Mich wirst du so schnell nicht mehr los."

„Blöd gelaufen", murmelte Noah, doch seine Lippen, die sich kurz darauf sanft auf meine legten, schienen das ganze gar nicht mal so blöd zu finden. Dass Noah den Kuss viel zu schnell wieder beendete, lag hoffentlich nicht an meinem Talent im Küssen, sondern an seinem Handy, das mit einem durchgehenden Vibrieren einen eingehenden Anruf signalisierte. Nach einem kurzen Blick auf das Display verzog Noah das Gesicht zu einer Grimasse.

„Warum kann dein Bruder eigentlich nicht einfach eine Nachricht schicken, wie jeder andere Mensch?", fragte er. „Warum muss er immer direkt anrufen?"

Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. An Phil hatte ich gar nicht mehr gedacht, aber es war nur logisch, dass er sich fragte, weshalb Noah noch nicht zurück war - immerhin wohnten die beiden zusammen.

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