Kapitel 62

1K 32 5
                                    

„Wollen wir Isaac ein bisschen ärgern?", fragte Noah mit schelmischem Grinsen.

Ich verzog das Gesicht. „Muss das sein?"

Wir waren gestern aus Boston zurück gekommen und hatten noch zwei freie Tage vor uns, bis das neue Semester begann. Die Weihnachtstage mit Mia, Phil und Noah waren die schönsten meines bisherigen Lebens gewesen. Von der anfänglich noch etwas angespannten Stimmung zwischen Noah und Phil nach einiger Zeit kaum noch etwas zu spüren und den Jahreswechsel hatten wir drei zusammen mit Hailey in New York verbracht. Noch nie war ich so glücklich gewesen oder hatte mich so vollkommen gefühlt, wie es aktuell der Fall war.

„Naja, er muss doch wissen, dass du vom Markt bist", argumentierte Noah, doch anstatt ihm in Richtung des Coffeeshops zu folgen, blieb ich mit vor der Brust verschränkten Armen stehen.

„Ich bin also vom Markt? Klingt ja höchst offiziell."

Noah drehte sich grinsend zu mir um. „Ich hatte jetzt nicht vor, dir einen Antrag zu machen, das wäre vielleicht etwas überstürzt, aber wenn du vorschlägst, dass wir auch noch andere Leute daten, würde mich das schon verletzen."

„Hättest du das nicht früher sagen können?", fragte ich und versuchte, einen möglichst verzweifelten Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Jetzt muss ich alle Dates absagen." Mit geschlossenen Augen legte Noah eine Hand auf seine Brust.

„Du brichst mir das Herz, Ellie. Ich dachte das zwischen uns sei etwas besonderes. Aber nein, ich bin nur einer von vielen und kann mich glücklich schätzen, dass du überhaupt ein paar Minuten am Tag mit mir verbringst."

„Tja, so kann man sich täuschen", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Noah hatte seine Augen wieder geöffnet. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Coffeeshop. Ich musste erst in ein paar Tagen wieder arbeiten, doch nachdem Noah drei Wochen lang mit - nach eigener Aussage - eher mittelmäßigem Kaffee in Boston Vorlieb hatte nehmen müssen, hatte er an diesem Morgen nur ein Ziel und das war mein Arbeitsplatz.

„Eigentlich wollte ich es ihm möglichst schonend beibringen." Isaac und ich hatten in den letzten drei Wochen ab und an Kontakt gehabt, uns frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr gewünscht, aber ich mochte mir nicht vorstellen, wie er auf die Tatsache reagieren würde, dass Noah nun wieder fester Bestandteil meines Lebens war.

„Weil er das verdient hat oder weil du um deinen Job fürchtest?"

Beides? Trotz all der Dinge, die passiert waren, blieb ich bei meiner Einschätzung, dass Isaac kein schlechter Mensch, sondern einfach nie über die Trennung von Chloe hinweg gekommen war und verzweifelt nach Schuldigen und Gerechtigkeit suchte.

„Jamie würde mir nicht kündigen, nur weil sein kleiner Bruder meinen Freund nicht mag", entgegnete ich, ohne auf den ersten Teil der Frage einzugehen.

Das Lächeln, das nun auf Noahs Gesicht erschien, war so strahlend und echt, dass mir gar keine andere Wahl blieb, als es zu erwidern. „Was ist?", fragte ich dennoch, um zu erfahren, was ihn in diesem Moment derart glücklich machte.

Er zuckte mit den Schultern. „Ich mag es, wenn du mich deinen Freund nennst. Vor ein paar Monaten war ich ziemlich fest davon überzeugt, niemals in einer Beziehung sein zu wollen und jetzt kann ich mir nichts besseres vorstellen.

„Vor ein paar Monaten wusstest du halt noch nicht, wie toll, liebenswert, lustig und klug ich bin", gab ich zu Bedenken und hoffte, dass mein Sarkasmus herauszuhören war. Noah nickte bestätigend. „Toll, liebenswert, lustig, klug und vor allem unglaublich bescheiden."

Grinsend schlang ich meine Arme um ihn und legte meine Wange an seinen Oberkörper. Mein Lieblingsort. „Kein Wunder, dass du dich in mich verliebt hast", sagte ich, woraufhin Noah laut auflachte. Mein Lieblingsgeräusch. „Aber du bist auch ganz wundervoll!", fügte ich hinzu, frei von jeglichem Sarkasmus.

don't fall in loveOnde as histórias ganham vida. Descobre agora