Kapitel 1

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Schon als Kind war ich sehr anders. Ich habe mich von den anderen Kindern im Kindergarten stark unterschieden. Ein Außenseiter war ich nicht, nein, ich stach nur etwas mehr heraus.

Ich bin kein Mensch, der Menschenmassen mag. Meistens habe ich mich in eine ruhige Ecke verkrochen und habe mit meinen Puppen alleine gespielt. Ich habe diese paar Minuten für mich alleine gebraucht. Ich mochte das allein sein sehr. Heute ist es nicht anders. Aber ich sehe es sehr positiv, da ich somit von niemanden abhängig bin und mich so weniger Personen verletzen können.

Doch trotzdem ist das als Tochter eines Mannes, der in der Mafia arbeitet, sehr komisch. Ich habe alles was man sich wünschen kann bekommen, obwohl ich das nicht mal wollte. Wenn mein Vater könnte, hätte er mir bestimmt auch meine Freunde gekauft. Dennoch liebe ich meinen Vater sehr, er hat mich liebevoll und mit viel Zuneigung aufgezogen.

"Mira" reißt mich die Stimme meiner besten Freundin Eda aus meinem Gedankengang raus.

Ich schüttele leicht den Kopf, um mich zu orientieren und blicke hoch zu Eda, die gegenüber von mir steht.

"Kannst du mal aufhören so viel zu lernen? Ich kriege schon Depressionen wegen dir" seufzt sie und klappt einfach mein Laptop zu.

Ich sitze grad in einer Sitzecke von meiner Uni und mache mir paar Lernzettel, da ich grad zwei Freistunden habe. Zwar dauert es noch eine Weile, bis ich meine Prüfungen schreibe, doch als Medizinstudentin muss man schon sehr früh anfangen zu lernen, sonst kommt man schwer hinterher. Dieser Studiengang hat so viel Stoff, dass ich nicht mal mehr ein eigenes Leben habe. Man könnte schon behaupten, dass ich förmlich in meinen Büchern drin lebe.

"Vielleicht solltest du dir einfach ein Beispiel von mir nehmen" zwinkere ich.

"Wenn ich dich als Beispiel nehmen würde, dann würde ich wie ein Zombie in meinem Zimmer rum hocken und lernen, also nein danke" brummt sie, was mich zum schmunzeln bringe.

Ich nehme ihre Worte nie zu Herzen, sondern immer mit Humor, da ich weiß wie sie tickt. Sie ist auch so gut wie meine einzige Freundin. Wir sind wie ein Herz und eine Seele, uns kann niemand trennen. Obwohl sie völlig das Gegenteil von mir ist, verstehen wir uns blendend. Sie ist viel aufgedrehter, offener und verrückter als ich. Während ich schwer auf Leute zu gehe und sie anspreche, kann sie das mit links. Sie ist auch der Typ Mensch, der gerne feiern geht, doch das stört mich nicht im geringsten.

"Ich bin halt nur diszipliniert" ich zucke mit den Schultern und ernte nur ein Augen verdrehen ihrerseits.

Eda studiert Lehramt und lässt sich auch viel Zeit dabei. Obwohl sie sehr nach hängt, scheint sie das nicht großartig zu stören. Ich glaube, ich könnte das nicht.

Als mein Blick auf die Uhr fällt, werden meine Augen groß und ich packe so schnell es geht meine Sachen. "Ich bin spät dran, wir sehen uns nachher" verabschiede ich mich hysterisch und laufe schon auf mein Vorlesungssaal zu.

Nach etlichen 90 Minuten Vorlesung, bin ich nun endlich befreit. Ich liebe zwar die meisten Vorlesungen des Medizinstudiums, doch manche Dozenten sind so monoton und langweilig, dass mir glatt die Augen zu fallen. Erschreckend, wie die Konzentration von Dozent zu Dozent immer abweichend nach lässt.

Ich begebe mich langsam raus und krame dabei meine Autoschlüssel aus meiner Handtasche raus. Das Piepen meines Handys lässt mich kurz inne halten, so dass ich es aus meiner Hosentasche raus hole. Ich erblicke eine sms von einer unbekannten Nummer auf meinem Display. Mit gerunzelter Stirn öffne ich die Nachricht und lasse meine Augen über die einzelnen Buchstaben gleiten:

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt