Kapitel 43

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Leicht entferne ich mich von meinem Vater, um ihn mit geweiteten Augen anzuschauen. Ein bösartiges Lächeln schleicht sich auf seinen Lippen, als er meine Reaktion beobachtet.

Onkel Mert würde niemals so etwas tun. Was für ein Grund hätte er, so etwas vor seinem Neffen zu verstecken, den er groß gezogen hat? Das kann alles nicht sein, mein Vater versucht wieder zwischen uns Böses Blut hervorzurufen. Das ist sein einziges Ziel.

"Du lügst" leicht schüttele ich den Kopf und stütze mich mit meiner Hand an der Kommode neben dem Bett ab.

"Ich habe kein Grund zu lügen. Was meinst du, was für eine Vereinbarung wir beide haben Kizim?" er hebt seine Hand und will eine Haarsträhne hinter mein Ohr streifen, doch ich zucke schnell zurück.

Aus irgendeinem Grund will ich nicht, dass er mich berührt. Ich fühle mich so angewidert vor ihm, als wäre er nicht mein Vater sondern eine völlig fremde Person.

Die Vereinbarung... ein Rätsel für alle, dass immer noch nicht gelöst wurde.

"Ich will mir nicht weiter deine Lügen anhören" ich drehe mich um und will auf die Tür zusteuern, aber die Stimme meines Vaters hält mich auf.

"Dein Mann" redet er, während mein Rücken zu ihm gedreht ist. Leicht muss er husten, ehe er fortfährt. "Er wird alles bereuen. Aber dann wird es zu spät sein."

Mir fließt eine Träne meine Wange herunter. Bereuen... ich denke nicht, dass Umut je irgendwas bereut hat. Er wird erst inneren Frieden finden, wenn er die Demir Familie vernichtet hat. Und einen Pablo... ich weiß immer noch, wer Pablo ist. Der Name sagt mir überhaupt nichts.

Ich wische mir schnell die Träne, die meine Wange herunter gekullert ist, weg und drücke die Türklinke hinunter, um den erstickenden Raum zu verlassen. Als ich leicht hochschaue, blicke ich direkt Umut, der wie ein Türsteher vor der Tür steht und mich aus harten Gesichtszügen anschaut.

"Was hat er gesagt?" er schaut mich auffordernd an.

Ich muss immer wieder an die Worte von meinem Vater denken. Wie soll ich ihn jetzt so etwas beichten? Ihm wurde schon von sein Onkel ein Messer in den Rücken gerammt, würde er noch ein Messerstich ertragen können? Aber ich habe schon sein Vertrauen verloren, vielleicht gewinne ich es so zurück?

Ich öffne mein Mund und will die Wahrheit ausspucken, aber als ich ihn tief in seine Augen schaue, halte ich inne. "Er hat gar nichts gesagt" ich weiche schnell seinen Blick weg und will mich an ihn vorbei drängen.

Umut packt mich jedoch sofort an beiden Armen und zwingt mich ihn anzuschauen. "Ich frage ein letztes Mal" streng sieht er mir in die Augen und verzieht dabei keine Miene. "Was hat er gesagt?!"

Ich schaue in seine Augen und merke, wie sie mit purem Hass gefüllt sind. Bevor ich abgehauen bin, habe ich noch ein Funken Glück und Hoffnung gesehen, aber dieser ist erloschen. Und ich merke, dass es nur meine Schuld ist. Ich habe mir selber ins eigene Bein geschossen und Amin vertraut, statt Umut zu glauben. Ich kann es mir aber einfach nicht vorstellen, dass alles echt war von ihm aus. Der Kuss, die Vorsorge, diese Eifersucht... es schien mir so unreal aber doch so schön. Und jetzt habe ich alles kaputt gemacht. Ich habe ihn gekränkt, sein Vertrauen missbraucht und wahrscheinlich wird er mich nur viel mehr hassen als vorher.

Doch ich kann nicht noch mehr sein Herz brechen. In ihm ist ein gebrochenes Kind, er hat schon so wenig Liebe von seiner Mutter sehen können, da sie krank und nicht in der Lage ist. Ich kann ihn nicht noch auch sein Onkel weg nehmen.

"Er hat gar nichts gesagt" betone ich noch mal und schaue ihn fest in die Augen.

Leicht drückt er mein Arm und nickt dann wissend. "Gut du wolltest es nicht anders" grob schubst er mich nach vorne. "Genieß die letzten Minuten deiner Freiheit"

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt