Kapitel 19

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Umut richtet im letzten Moment die Waffe auf die Decke, ehe er den Abzug betätigt. Das Hallen in meinen Ohren ist immer noch zu hören, während ich stocksteif da stehe und meine Augen fest aneinander gepresst habe. Das einzige was hier im Raum zu hören ist, nach dem lauten Knall, ist unser lautes unregelmäßiges Atem. Es fühlt sich wie ein Windzug an, als Umut's frischer Atem auf meinem Gesicht abprallt.

"Hinterfrage niemals zu was ich alles fähig bin" setzt er an. "Sonst landet nächstes Mal diese Kugel wirklich in dein Kopf"

Meine Augen flattern mit Mühe langsam wieder auf, um den zornigen Blick von Umut einzufangen. Seine Worten sind ernst und zeigen mir, dass er keine Späße macht. Ich war dem Tode so nahe, wäre er mit seiner Hand nicht ausgewichen. Ein Gefühl tief in mir hat gehofft, dass er nicht dazu in der Lage wäre. Dass seine Drohungen immer nur leere Worte waren und er nicht dazu in der Lage wäre, wirklich abzudrücken. Doch ich habe mich geirrt, Umut ist gefährlicher als ich es mir je vorstellen kann. Sein Hass und seine Rache sind viel größer, als das Gute in ihm. Wenn auch ein Stück gutes in ihm überhaupt noch existiert.

Die Tür wird, wie auch nicht anders erwartet, aufgerissen und die jüngere Frau, die hier arbeitet und dessen Name mir immer noch unbekannt ist, kommt panisch herein.

"Haben wir das Klopfen in diesem Haus verlernt?" keift er sie an und dreht sich schwungvoll zu ihr um.

"Herr Korkmaz Ihre Mutter" stottert sie voller Panik und ist nicht in der Lage dazu, einen richtigen Satz zu bilden.

"Was ist mit meiner Mutter?!" Umut's Gesicht wird unwillkürlich blass und die Waffe gleitet ihm aus der Hand.

"Sie hat glaube ich eine Panikattacke wegen dem Knall"

"Scheiße" flucht er leise und rennt auch schon aus dem Zimmer raus, um zu seiner Mutter zu gelangen.

Ich schaue ihn hilflos nach und ringe mit mir selber, ob ich ihm nach gehen soll. Da ich Medizin studiere kenne ich mich schon vieles aus, obwohl ich noch nicht richtige praktische Erfahrung sammeln konnte. Und ich bin mir sicher, dass bis der Arzt kommt, es schlimmer werden könnte. Schlussendlich siegt die Stimme meines Herzens und auch ich laufe an der Frau vorbei, zielstrebig zu Umut. Er hat mir verboten, dieses Zimmer noch ein mal zu betreten, aber es geht um die Gesundheit seiner Mutter. Es spielt ebenso keine Rolle, dass Umut mein Feind ist und mich so sehr leiden gelassen hat, seine Mutter hat darin keine schuld.

Ich bin menschlich gesehen dazu verpflichtet ihr zu helfen. Umut wird meine Hilfe nicht annehmen wollen, da er denken wird, dass ich ihr nur schaden will, doch ich bin nicht so ein Mensch wie er. Ich habe im Gegensatz zu ihm ein Herz.

Im Zimmer angelangt, sehe ich wie seine Mutter auf dem Bett liegt und hektisch ein und aus atmet. Ihr Körper bewegt sich nicht, doch die Laute die sie von sich gibt, bestätigen den Leid und Schmerz, denn sie grad erlebt. Vielleicht kann sie nicht mal ihre Arme und Beine bewegen, da sie bei der ersten Begegnung im Rollstuhl saß.
Umut steht vor ihr am Bett und versucht ihr irgendwie zu helfen, doch ich spüre seine Hilflosigkeit. Er weiß nicht, was er tun soll, denn als er sie mit seinen Händen anfassen möchte, zieht er sie auch schon wieder zurück, weil er denke ich mal Angst hat, ihr weh zu tun oder irgendwas falsch zu machen.

"Umut" mache ich mich bemerkbar und sofort landen seine Augen auf mir.

"Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht dieses Zimmer betreten darfst" er versucht normal zu klingen, um seiner Mutter nicht noch mehr Angst zu machen.

"Ich kann helfen" biete ich ihm an und rücke näher zum Bett.

Umut erhebt seine Hand, als Zeichen dass ich nicht näher kommen soll. "Wir brauchen deine Hilfe nicht"

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt