Kapitel 9

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Unbewusst halte ich meinen Atem an und denke erst mal, dass ich mir das eingebildet habe, doch nach wenigen Sekunden scheine ich es richtig zu realisieren. Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen und spüre die Hitze schon bis über meine Ohren steigen. Ich weiß nicht wieso, aber es scheint bei mir zur Normalität geworden zu sein, dass ich mich bei ihm blamiere. Wie zum Teufel hat er mich bemerkt? Ich habe mich nicht mal bewegt, bin nirgendswo ran gestoßen. Hat der hier eine Kamera oder so? Bestimmt, so krank wie er ist kann ich mir das zu gut vorstellen. 

"Also meinetwegen kannst du da weiter liegen, wenn es gemütlich ist" ich kann mir zu sehr das Schmunzeln auf seinen Lippen vorstellen. 

Mit einem tiefen Atemzug krieche ich langsam aus meinem Versteck heraus, auch wenn ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Ich frage mich manchmal echt, was er sich für ein Bild über mich gemacht hat. Aber das werde ich wohl nie erfahren, weil er ein geschlossenes Buch ist, welches schwer zu knacken ist. Langsam drehe ich mich zu ihn um und versuche dabei unauffällige meine zerstreuten Haare zu richten. Unsere Blicke kreuzen sich und ich habe mich glaub ich in meinem Leben noch nie zuvor so unwohl gefühlt, wie jetzt. Was werde ich jetzt sagen? Er hat es doch sowieso schon gecheckt, warum ich in seinem Zimmer bin. 

"Hättest du mich gefragt, ob du in meinem Zimmer darfst, dann hätte ich dich schon gelassen. Wofür dieser Aufwand?" seine Augen blitzen wieder spielerisch an und er amüsiert sich natürlich wieder zu prächtig dran, weil ich wieder die Jenige bin, die sich blamiert hat. 

Doch ich wäre nicht Mira, wenn ich jetzt meine Verlegenheit zeigen und mich hingeben würde.

"Ich habe dir schon gesagt, dass ich dir nicht traue" meine Augen schauen ihn fest in die Augen.

Ich sollte eigentlich keine große Klappe grad haben, weil ich die Schuldige bin, doch ich will nicht noch mehr seinen Ego pushen. Er soll bloß aus seinem hohen Rost runterkommen, sonst ziehe ich ihn einfach herunter. 

Er lacht leicht sarkastisch auf und steht vom Bett auf, um vor mir Halt zu machen. Sein freier Oberkörper springt mir entgegen, doch ich gebe mir Mühe, nicht meine Augen von seinen zu trennen. Jedoch erwische ich mich dabei, wie ganz leicht meine Augen runter zu seiner Brust gerutscht sind. Seine linke Brust ist mit schwarzer Tinte verziert. Es sind 4 Wörter, die untereinander mit einer arabischen Schrift tatöwiert wurden. Zu gern würde ich wissen, welche Bedeutung sie haben.

Vielleicht sind es Namen. Namen der verstorbenen Eltern? Aber dann sind noch zwei Namen übrig.. Vielleicht hat er Geschwister? Oder es hat eine völlig andere Bedeutung. 

Warum interessiert mich das auch überhaupt? Wahrscheinlich hat er sich damals als Jugendlicher irgendwas tatöwieren lassen, was nicht mal irgendeine geringe Bedeutung hat. 

"Warst du den fündig? Hat es sich wenigstens gelohnt, sich zu blamieren?" schmunzelt er und beugt sich leicht zu meinem Ohr vor, da er mich um einiges überragt. "Hast du endlich erfahren, dass ich ein kaltblütiger Mörder bin?" haucht er mit einer tieferen Stimme in mein Ohr und packt mich an der Wange, um mein Kinn hochzurecken, so dass sich nun fast unsere Nasenspitzen berühren. 

Zu sehr weiße ich, dass er sich über mich lustig macht, denn er verkneift sich sein Grinsen. Doch seine Augen sprechen Bände, denn sie schimmern mich regelrecht spielerisch an. 

"Ich weiß, dass das alles Schein ist Umut. Deine Fassade wird aber nicht lange halten" ich schaue festentschlossen tief in seine Augen, doch er zuckt nicht mal ein mal mit der Wimper. 

"Sollte ich jetzt Angst bekommen?" er zieht eine Augenbraue in die Höhe und löst seine Hand nicht von meiner Wange. "Wenn ich doch so gefährlich bin.. warum stehst du dann mit mir in einem Raum ganz alleine?" seine Stimme ist so leise und tief, dass ich fast nicht richtig verstanden habe, was er gesagt habe. 

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt