Kapitel 25

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Tiefe. Endlose Tiefe die mich immer weiter runter zerrt und mir nicht die Erlaubnis gibt, an die Oberfläche zu gelangen. Es ist so, als würde sich eine große Hand um meinen Knöchel befinden, die sich fest geklammert hat und nicht mehr loslässt. Meine Luftröhren werden mit Wasser zugestopft, da ich mit einem lauten Schrei ins Wasser geplatscht bin. Ich weiß, dass ein Pool nicht sehr tief sein kann, aber wenn man vor dem Wasser und der Tiefe so sehr Angst hat, dann kommt es einen vor, als würde man immer tiefer fallen. Und diese Angst kommt von meiner Kindheit, denn ich kann mich an den Tag erinnern, als wäre es wie gestern gewesen.

"PAPA... PAPA!" rufe ich mit meiner kindlichen Stimme meinem Vater zu, während ich panisch mit meinen Armen wild herum wedele und versuche immer wieder an die Oberfläche zu gelangen.

Doch die Wellen sind zu stark, so dass sie mich zurück ins Wasser zerren. Immer mehr schlucke ich Wasser hinunter und muss deshalb mehrmals auf husten. Ich habe Angst, tierische Angst. Denn ich weiß nicht ob mein Vater mich hören wird oder ob er einfach zu weit weg ist, um mich wahr zu nehmen.

"PAPA HILFE" schreie ich mit meiner letzten Kraft mir die Seele aus dem Leib und gelange wieder durch eine Riesen Welle unter das Wasser.

Irgendwann schaffe ich es selber nicht mehr gegen die Wellen und Wasser anzukämpfen, weshalb meine Arme und Beine aufhören zu wedeln und ich mich nur noch in die Dunkelheit gleiten lasse...

Damals war ich ungefähr zehn Jahre alt, als ich fast ertrunken bin. Ich habe das Wasser, das Meer und den Strand einfach geliebt, habe die meiste Sommerzeit nur im Wasser verbracht, doch seit dem Tag an habe ich es nicht geschafft diese Angst zu bekämpfen. Ich konnte schwimmen, aber irgendwie habe ich es durch die Angst verlernt. Es kann auch sein, dass es einfach psychisch ist.

Jetzt wo ich mich im Pool befinde und wieder fast ertrinke, erlebe ich noch mal das gleiche. Nur das es dieses Mal nicht am Meer ist, wo es viel gefährlich eigentlich ist. Aber jetzt weiß ich, dass sich mein Vater nicht hier in der Nähe befindet, der mich retten wird. Es befindet sich absolut niemand hier, der mir helfen könnte oder helfen will. Ich höre auf zu kämpfen und schließe meine Augen, die ich die ganze Zeit vor Panik offen gehalten habe, zu und lasse es über mich ergehen. Vielleicht ist das hier eine Erlösung von all dem. All die Last wird mir aus den Schultern fallen und ich werde endlich frei sein..

Zu meiner Überraschung packen mich aber dann doch starke Hände unter den Armen und zerren mich hoch. Ich schnappe gierig nach Luft und klammere mich wie ein Affe an den Jenigen fest. Meine Arme schlinge ich um den Nacken der männlichen Gestalt und presse mich auch fest gegen ihn. Mir wird natürlich bewusst, dass es Umut ist der mich festhält und mir Halt gibt. Ich spüre seinen wütenden und unregelmäßigen Atem der gegen mein Nacken abprallt. Da ich Angst habe, dass er mich doch jeden Moment loslassen könnte, um mich ertrinken zu lassen, drücke ich mich noch enger an ihn und schlinge meine Arme fester um ihn. Umut platziert seine Hand an mein Rücken und langsam schwimmt er mit mir ans Beckenrand und will meine Arme von ihm lösen.

Wild schüttele ich den Kopf. "Lass mich nicht ertrinken" quälend kneife ich meine Augen zu und will nicht los lassen.

Ich komme mir so erbärmlich vor, dass ich genau bei Umut Schutz suche, aber ich bin in zu einem panischen Zustand. Ich mein eine Angst kann einen so runterziehen.

"Mira" murmelt er. "Ich werde dich hochziehen, aber dafür muss ich erst mal hier raus kommen" versucht er mir zu erklären. "Du kannst dich am Beckenrand fest halten"

Ich öffne zögernd wieder meine Augen und löse mich ganz leicht von ihm, um in seine Augen zu gucken. Er schaut mich undefinierbar an und schiebt mich dann leicht zur Seite. Zaghaft Klammern sich meine Finger ans Beckenrand, während Umut aus dem Pool raus klettert und mir dann seine Hand hinhält. Unsicher schaue ich in seine Augen an, da ich mir nicht sicher bin, ob er mich doch nicht wieder rein schubsen wird. Wegen ihm habe ich so Vertrauensprobleme. Doch ich ergreife doch seine Hand, da es kein Sinn ergeben würde. Ich mein er ist extra mit seinen Klamotten so schnell wie möglich ins Pool reingesprungen, um mir zu helfen. Warum sollte er dann doch mich wieder rein schubsen?. Jedoch ist es fraglich, warum er mich überhaupt gerettet hat.

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt