Kapitel 20

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Müde lehne ich mein Kopf an die Fensterscheibe. Jedes Mal wenn ich kurz die Augen schließe, sehe ich das Gesicht des Mädchen vor meinen Augen, weshalb ich sie schnell wieder aufschlage. Umut, der vor mir sitzt, beachtet mich wenig und ist anscheinend der Meinung, dass ihm sein Handy wichtiger ist. Seit Minuten lässt er seine Finger schnell über die Tastatur gleiten. Ich frage mich mit wem er die ganze Zeit pausenlos schreibt. Doch das ist nicht nur meine einzige Frage. Ich habe zu viele Fragen, aber weiß nicht welche ich zuerst stellen soll. Oder ob ich überhaupt Antworten bekomme, denn Umut ist bekannt dafür, Fragen oftmals offen zu lassen.

"Wie alt ist sie?" breche ich die Stille letztendlich.

Verwundert darüber, dass ich etwas gesagt habe, richtet er sein Blick auf mich und packt endlich sein Handy weg. "17" antwortet er knapp.

Ich muss hörbar schlucken und spiele nervös mit meinen Händen. "Was passiert jetzt mit ihnen?"

"Lass das meine Sorgen sein" blockt er ab und blickt raus auf die Landschaft, an die wir vorbei fahren.

Ich seufze leise auf, aber gebe nicht nach. "Hat er" stottere ich und beiße mir auf die Zunge leicht. "Hat er deine Mutt-"

Barsch unterbricht er mich. "Nicht" fest krallt er sich an den Ledersitz des Autos. "Ich habe dir alles gesagt, was du wissen muss. Nicht mehr und nicht weniger"

Ich drücke meine Lippen aufeinander und beschließe es zu belassen. Es könnte gefährlich enden einer seiner Nerven zu treffen. Ich weiß wo ich Antworten kriegen werde, ich werde nicht Umut dafür anbetteln. Endlich kommen wir an und ich zögere nicht, um auszusteigen.

Genau als ich ein Fuß nach draußen setze, bereue ich es schon, da ich Ayla's Stimme kreischen höre. "Umut Babyyy"

Ich verdrehe genervt bei dem Klang ihrer Stimme die Augen und ernte deshalb einen fragenden Blick von Umut, dem dies natürlich nicht entgangen ist. Er zieht einer seiner Augenbraue in die Höhe und ich erkenne das Schmunzeln auf seinen Lippen. Sie läuft wie ein kleines erfreutes Kind hüpfend mit ihren hohen Schuhen auf ihn zu. Ihr fettes grinsen kommt mir schon leicht aufgesetzt und unnatürlich vor. Da ich weder Lust auf sie habe, noch auf Umut, steuere ich auf die Haustür zu.

"Mira süße" hält mich aber doch noch Ayla auf. Widerwillig halte ich an und drehe mich mit einem aufgesetzten Lächeln um. Ich ignoriere mal die Tatsache, dass sie mich süße genannt hat. "Ich habe dir oben ein paar Klamotten von mir da gelassen. Hab ich gern machen" zwinkert sie und winkt mir übertrieben freundlich zu.

Als würde das nicht reichen, lehnt sie sich auch noch an die Brust von Umut und lässt ihre Hand darauf ruhen. Zu lange Blicke ich ihre Hand auf der Brust von Umut an und dabei entgeht mir der intensive Blick von Umut nicht, der mein Starren bemerkt hat. Ich sammele mich schnell und hebe gezwungen einer meiner Mundwinkel, was bestimmt mehr einer komischen Grimasse ähnelt. Ich verschwende nicht noch mehr Zeit und gehe dann einfach ins Haus rein, hoch in das Zimmer.

Ich lasse die beiden ihre Zweisamkeit genießen. Nervig und Arschloch haben sich perfekt gefunden.

Auf dem Bett hat sich ein kleiner Stapel voll mit Klamotten gestapelt. Ayla's Klamotten. Ich will sie ungern anziehen, aber als ich an meinen Klamotten rieche, rümpfe ich angewidert meine Nase. Ich müffele, wie hat das Umut neben mir nur ausgehalten?. Tief ausatmend sehe ich mir ihre Klamotten genauer an und stelle fest, dass ihre Klamotten nur aus kürzen Röcken, Strumpfhosen und ein paar teilweise knappen Oberteilen besteht. Ich klatsche mir auf die Stirn und seufze genervt auf. Ayla und ich haben einen völlig verschiedenen Kleidergeschmack, was hat sich Umut nur dabei gedacht? Ich mein er muss sie gebeten haben, ihre Kleidung hierher zu bringen, denn freiwillig würde sie das sicher nicht tun.

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt