Kapitel 24

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Augenblicklich, als diese Wörter meinen Mund verlassen, bleibt für mich die Zeit stehen. Ich werde es bereuen nach gelassen zu haben. Denn er wird sich so das Recht nehmen, mit mir alles mögliche tun zu können, da ich nun seine Frau bin. Er wird mich als seinen eigenen Besitz sehen.
Jedoch habe ich das richtige getan und zwar jemanden gerettet zu haben, der mir alles andere als wichtig ist. Ich würde es immer wieder für ihn tun. Mich dafür ins eigene Feuer werfen, denn Sinan würde genau das gleiche für mich tun.

Wage nehme ich wahr, wie mir die Unterlagen hingeschoben werden. Geistes abwesend nehme ich mit zitternden Finger den Kugelschreiber in die Hand und unterschreibe. Ich blende dabei alles um mich aus, auch Sinan's Gebrüll. Denn wenn ich jetzt hinhören würde, würde ich all die Kontrolle verlieren und mich in ein Heulkrampf begeben. Ich würde mir die Haare aus meiner Kopfhaut heraus zerreißen und wie eine Irre rum schreien.
Am liebsten würde ich mir den ganzen Schmerz aus meiner linken Brust, der mir keine Ruhe gibt, raus zerren um nichts mehr zu fühlen, so wie er. Denn als ich leicht zu ihm schiele, sehe ich wie er aus emotionslosen Gesichtsausdruck auch unterschreibt.

Seine Augen wandern zur Seite, direkt zu mir. Ob er den Schmerz in meinen Augen sieht? Bestimmt. Er ist gut darin Menschen zu durchschauen. Doch ich will nicht dass er weiß, dass ich leide. Das würde ihm nur noch mehr bestätigen, dass er alles richtig macht. Schnell breche ich den Augenkontakt und schaue auf meine ineinander verknoteten Finger.

"Hiermit erkläre ich sie zu Mann und Frau. Sie können die Frau kü-" der Standesbeamter wird von Umut's scharfer Stimme unterbrochen. "Lassen Sie den Schwachsinn"

Umut läuft auf den Mann zu, der sein Jackett festhält und nimmt es ihn wieder ab. "Lasst ihn verarzten und begleitet den Beamten raus"

Er hält sich an sein Versprechen, vorerst.. Ich weiß nicht, wie es im Nachhinein aussehen wird, weil ich Umut kaum vertraue. Ich schenke ihn kein Glauben mehr, da Umut dass tut worauf er Lust hat. Wenn ihm was falsch kommt, dann löst er dies mit Gewalt. Dabei ist es ihm egal, ob er diese Person tötet.

Ich möchte die Gelegenheit dazu ergreifen, um auf Sinan zu zu gehen, nur um zu checken ob es ihm gut geht. Sein Anblick bereitet mir selbst Schmerzen zu. So wie er da mit blutender Hand auf dem Boden liegt und schmerzhaft das Gesicht verzogen hat.. Sogar sein Gesicht sieht blass aus, so dass ich mir langsam Sorgen mache. War es wirklich nötig ihm in die Hand zu schießen?. Als ich dann auf ihn zu gehen möchte, da mich auch keiner festhält, stellt sich Umut mir in den Weg und hindert mich dran, weiter zu laufen und ihn zu helfen.

"Falsche Richtung" aus harten Gesichtszügen schaut er zu mir herunter, packt mich an beiden Armen fest und dreht mich um.

Mein Rücken presst sich gegen seinen Oberkörper, während er leicht seinen Kopf neigt und seine Bartstoppeln mein Gesicht kitzeln. Reflexartig wird mein Atem durch seine nahe Präsens flacher. Ich hoffe instinktiv, dass er nicht bemerkt, wie mein Körper auf seine Nähe reagiert. Ich bin's einfach ungewohnt von so einem Mann wie Umut umgeben zu sein, deshalb macht mich auch seine Nähe nervös. Allein wie er einen aus seinen braunen Augen anschaut...

"Wenn dein süßer Freund es wieder wagt, dir nah zu kommen, dann werde ich nicht zögern ihn umzubringen" haucht er in mein Ohr und drückt mich dann aus dem Raum raus.

Ich verkrampfte mich bei seinen Worten, weil ich mir sicher bin, dass es keine leere Drohung war.

"Du hast versprochen, dass du ihn in Ruhe lassen wirst" erinnere ich ihn und spüre immer noch seine großen Hände, die fest meine Arme umklammern.

"Das versprechen gilt nur, wenn er fern von dir bleibt" verdreht er meine Worte.

So war das nicht ausgemacht. Er kann doch nicht entscheiden mit wem ich befreundet bin oder nicht. Was ist daran so schlimm, wenn sich Sinan in meiner Nähe befindet?. Okey ich wollte zwar mit ihm abhauen, aber das hat so oder so nicht geklappt. Dennoch brauche ich einen einzigen wahren Freund und der ist nun mal Sinan, da Eda's und meine Freundschaft eine große erbärmliche Lüge war. Reicht ihm das nicht?.

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt