Kapitel 10

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Als Asli mir diese Frage stellt, hört plötzlich jeder auf zu essen und es herrscht eine erdrückende Stille. Mein Herz schlägt mir wild gegen die Brust, während meine Finger vor Wut anfangen zu zittern. Langsam gleiten meine Augen zu meinem Vater, der jede Faser seines Körper angespannt hat und schon rot anläuft, da er so wütend ist. Seine Finger umklammern fest die Gabeln, die er noch in der Hand hält und seine Augen, die Bände sprechen, schauen mich so an, als würde er mich jeden Moment umbringen können.

"Habe ich grad richtig gehört?! Stimmt das Mira?" seine Stimme ist hart, doch er scheint sich noch zusammen zu reißen, denn er ist noch nicht auf mich losgegangen.

Ich weiß nicht, was ich erwidern soll. Egal was ich jetzt antworten würde, es würde so oder so falsch ankommen. Auf Asli komme ich noch später zu, sie wird es sowas von bereuen, sich mit mir angelangt zu haben.

"Ja es stimmt, aber nicht so wie es Asli interpretiert" gebe ich zu und somit entfalte ich auch das Feuer in den Augen meines Vaters.

"Wie soll ich den sonst interpretieren? Ihr wart beide grad duschen, deine Haare sind sog-" brabbelt Asli weiter los, doch sie wird von dem lauten Knall einer Faust, welcher fest gegen den Esstisch haut, unterbrochen.

"Es reicht Asli" brüllt mein Vater laut los und steht schwungvoll auf, so dass sein Stuhl auf den Boden abprallt.

Mit großen Schritten kommt er auf mich zu und packt mich fest am Arm, um mich hoch zu zerren. Ich bin zu sehr in einer Schockstarre, um mich irgendwie zu wehren, da mein Vater völlig außer sich ist. Er hört sich nicht mal meine Erklärung an!. Ich möchte grad wieder mein Mund aufmachen, doch da packt er mich fest am Hals und drückt mich gegen die Wand hinter mir. Meine Kehle wird zugeschnürt und die Luft zum Atmen fehlt mir. Ich japse erschrocken auf und meine Hände gleiten automatisch an die starken Hände von meinem Vater, um sie wegzuzerren, da er fest zudrückt. Erdrückende Geräusche verlassen meinen Mund und ich laufe schon bestimmt blau an. Vor Verzweiflung steigen mir die Tränen in meine Augen, da ich grad so hilflos bin.

Und was machen die anderen? Genau sie gucken nur zu und machen nicht mal die Anstalt, meinen Vater aufzuhalten, was mich noch mehr schockiert. Warum?. Seit wann sind die alle so?!.

"Haben wir dich auf die Welt gesetzt, damit du rumhurst? Und damit du unseren Nachnamen in den Dreck ziehst?" brüllt wieder mein Vater und drückt noch mehr zu.

Langsam fange ich an schwarz zu sehen, da er auch nicht loslässt. Genau in dem Moment, wo ich denke, dass alles vorbei ist, wird die Gestalt von mir weg gezerrt, so dass ich japsend nach unten falle, da ich mich nicht der auf den Beinen halten kann.

Gierig schnappe ich nach Luft und fasse mir an den Hals. Was ist grad passiert?. Ich sehe benommen auf und erblicke meinen Retter, und zwar Umut. Er baut sich mit seiner vollen Statue vor mir auf und beschützt mich vor meinem Vater. Er ist der einzige, der was unternommen hat.. Er hat mich gerettet, während die anderen zugeguckt haben. Wollten sie das ich sterbe?. Sind sie so herzlos? Ich erkenne einfach meine Familie nicht wieder, besonders meinen Vater nicht.

"Was soll das Umut? Wie wagst du es dich einzumischen?!" knurrt mein Vater und will schon auf Umut losgehen, doch dieser lässt sich nicht einschüchtern und drückt ihn problemlos weg.

"Sie ist deine Tochter, du hättest sie fast umgebracht" zischt Umut mit seiner angsteinflößenden Stimme. "Statt anderen zu glauben, solltest du ihr glauben. Sie hat nichts falsch gemacht."

Langsam scheint mein Vater richtig zu realisieren, was er grad gemacht hat, denn als sein Blick auf mir landet, vergrößern sich plötzlich seine Augen. "Scheiße was habe ich getan.." flüstert er. "Mira ich- ich war außer mir, verzeih mir" er will auf mich zukommen, doch automatisch drücke ich mich mehr gegen die Wand und zittere am ganzen Leib.

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt