Kapitel 35

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Umut, der sich nicht mehr in Griff halten kann, stürmt schon auf Mert zu und packt ihn am Kragen. "Was hast du getan?!" leicht rüttelt er an ihm.

Mert muss schlucken und antwortet nicht, reißt sich stattdessen von Umut los und entfernt sich einige Schritte. "Sie irrt sich. Ich habe nichts getan."

Ich schaue zwischen den beiden verzweifelt hin und her. Ich kann mir nicht im geringsten vorstellen, was Mert wohl schlimmes getan haben muss. Er ist wie ein zweiter Vater für Umut und so wie ich es oft genug mitbekommen habe, hat er sich auch viel mehr um Umut als um seinen eigenen Sohn gesorgt. Was verbirgt er?. Geheimnisse über Geheimnisse in dieser Korkmaz Familie.

"Willst du mir sagen, dass meine Mutter lügt?" brüllt er ihn an und zeigt mit den Finger auf Dünya, ohne sich zu ihr umzudrehen. "Anne was hat er getan?" langsam dreht er sich zu seiner Mutter um, die stumm vor sich hin weint und in die Leere blickt. "Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin da. Ich beschütze dich" spricht er ihr Mut zu.

Dünya's Augen schweifen zu Umut für einen Bruchteil, denn im nächsten Moment schließen sich ihre Augen und sie kippt zur Seite.

"Anne?!" er stürmt auf seine nun bewusstlose Mutter los, um sich um sie kümmern.

Ich stehe planlos da und schaue mir nur das Chaos an. Ich sehe vor mir eine völlig gebrochene Familie, wo das Vertrauen gar nicht mehr existiert. Es ist wie ein Teufelskreis, es wird immer schlimmer. Statt dass sich die Familie gegenseitig heilt, machen sie sich nur mehr kaputt.

Genauso wie bei mir.

Seufzend sitze ich auf dem Bett in Umut's Zimmer und mache mir über alles Gedanken. Umut lässt sich nicht blicken seit mehreren Stunden, da er sich um seine Mutter kümmert. Alles wurde offen gelassen und es wurde sich nur um sie gekümmert, was natürlich selbstverständlich ist. Doch ich habe Angst, denn der Löwe wird bald sein Käfig verlassen und sich auf Mert stürzen. Vielleicht wird er ihn auch zerfetzen, zu Grunde vernichten und ihn genauso wie Amir aus dem Haus werfen. Aber wird Umut's Kraft auch für Mert ausreichen? Immerhin ist er der eigentliche Mann hier im Haus, der das Sagen hat. Oder hat Umut mehr zu sagen?.

Angeregte Stimmen ziehen meine Aufmerksamkeit zur Tür, weshalb ich mich aufrappele. Beim genaueren hinhören, höre ich die Stimme von Umut und Mert, die lautstark am diskutieren sind. Ich schleiche mit langsamen und unsicheren Schritten zur Tür, um sie zu öffnen und in den Flur hinein zu schlendern. Meine Augen fixieren direkt die Tür von Umut's Büro, woher ich die Stimmen wahrnehme. Ich bin auch nicht die einzige, die die Diskussion von den beiden wahrgenommen hat, denn auch steht seine Tante Ela und Eda an der Tür, die sich nicht trauen zu klopfen, um den Streit ein Ende zu erklären. Ich kaue nervös an meiner Unterlippe herum und zucke erschrocken zusammen, als ein aufgebrachter Umut aus der Tür heraus stürmt und Ela und seine Tante anblickt, die ebenso zusammengezuckt sind. Gestresst fährt er sich mit seiner Hand über sein Gesicht und seufzt tief auf.

"Wenn du nicht hier verschwindest, dann verschwinde ich halt mit den beiden" er blickt kurz über seine Schulter zu Mert, der mit verschränkten Armen mitten im Büro steht und zu Umut blickt.

"Du kannst mit deiner Frau gehen. Dünya bleibt aber hier" tot ernst blickt er Umut an, der gar nicht begeistert von der Idee ist.

"Und das hast du zu bestimmen?" sarkastisch zischt Umut auf. "Der Platz meiner Mutter ist neben mir und nicht neben einen Verräter."

Mert scheint alle Geduldsfaden zu verlieren, denn bedrohlich hebt er seinen Zeigefinger und schaut aggressiv zu Umut. "Umut du überschreitest deine Grenzen" fest ballt er seine gehobene Hand zu einer Faust. "Frag sie doch mal, ob sie mit dir mitgehen möchte."

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt