Kapitel 38

3.6K 100 1
                                    

Am Abend kehren wir zum Schloss zurück. Ich seufze schwer und schließe erschöpft die Augen. Lucian sitzt neben mir im Auto und streichelt über meinen Handrücken. "Deine Mutter weiß von unserer Familienplanung. Irgendwer scheint das mit der Verschwiegenheit und Diskretion nicht ganz ernst zu nehmen." Lucian sieht mich mit zusammen gepressten Lippen an. "Ja, sie hat ihre Augen und Ohren überall. Das ändert sich hoffentlich, wenn du Königin bist. Mutter kann es nicht lassen, in Collins und meiner Privatsphäre herumzuschnüffeln. Meistens meint sie es nur gut aber solche Sachen gehen sie wirklich nichts an." Ich nicke zustimmend. "Ein wenig Privatsphäre wäre wirklich schön. Kannst du vielleicht noch einmal mit ihr reden?", bitte ich Lucian. Er seufzt. "Ich kann es versuchen. Aber du weißt ja wie sie ist." Ich sage nichts dazu. Ich lasse es einfach so stehen und hoffe, dass sich wenigstens ein bisschen was ändert.

Zurück im Schloss ziehe ich die verdammten Pumps aus, ehe ich barfuß die Treppe hinauf gehe. Lucian betrachtet mich schmunzelnd. "Sag nichts. Meine Füße tun unfassbar weh. Ich halte es keine Sekunde länger darin aus." Er grinst mich breit an und im nächsten Moment reißt es mich von den Füßen und Lucian hebt mich hoch. "Vielleicht ist es so ja sogar noch besser.", zwinkert er und trägt mich die restliche Treppe nach oben in unsere Suite. Dort setzt er mich ab und küsst mich kurz. "Tut mir leid, dass dein Hengst nur zweiter geworden ist.", sage ich und schlinge meine Arme um seinen Hals. "Mh. Es wäre gar nicht so schlimm, wenn nicht Thomsons Pferd gewonnen hätte." Ich nicke wissend. Jedes andere Pferd wäre besser gewesen. "Ich kümmere mich um den Kerl. Und ich werde gründlich nach Verstößen suchen lassen. Ich habe seine Pferde beobachtet. Sie liefen alle gut. Aber ich denke, dass die Trainingsmethoden bei denen nicht die nettesten sind. Und wenn dem so ist, verarbeite ich den Mann zu Hackfleisch." Lucian grinst und zieht mich fest an sich. "Du bist wirklich unverbesserlich. Deswegen liebe ich dich auch." Nach einem kurzen Kuss löse ich mich vom Prinzen und will zum Ankleidezimmer gehen, um mir endlich etwas bequemes anzuziehen, doch ich werde zurück in seine starken Arme gezogen. "Lucian, lass mich los.", kichere ich und versuche mich aus seiner umarme zu winden, doch er hält mich weiter fest und streicht mir den Lippen über meinen Hals. "Nicht.", flüstere ich und schlucke schwer. "Du kannst nicht leugnen, dass es dir gefällt.", raunt er und küsst mich unter dem Ohr. "Nein. Aber ich kann jetzt nicht.", hauche ich schwer atmend. "Warum?", "Rede bitte erst mit deiner Mutter.", antworte ich seufzend. Lusian seufzt ebenfalls und löst sich nun von mir. "Was für ein Stimmungskiller. Na schön, ich rede mit ihr." Gut so. Vorher plane ich unsere Zukunft mit Kindern nicht. Ich habe keine Lust nachher am Esstisch zu sitzen und die Vermutung zu haben, dass Marlene ganz genau weiß im welcher Stellung Luican und ich versuchen ein Kind zu zeugen. "Werden wir weiterhin alle hier wohnen, wenn du König bist und wir verheiratet sind?", frage ich, während ich nun endlich zum Ankleidezimmer gehe und mich umziehe. "Ja.", lacht Lucian, als wäre das eine absurde Frage dessen Antwort ich eigentlich wissen sollte. "Tut mir leid, dass ich mir dessen nicht bewusst war.", antworte ich sarkastisch. Lucian kommt zu mir und betrachtet mich schmunzelnd. "Ist es ein Problem für dich?" Ich schnaube. "Wenn deine Mutter uns unsere Privatsphäre lässt nicht. Dann bin ich sogar froh, dass sie hier sind. Ich wäre einsam in diesem großen Schloss. Vor allem, wenn du unterwegs bist." Mein Verlobter lächelt sanft. "Das werde ich leider oft sein. Ich hoffe, dass du das mit uns dann nicht bereuen wirst." Ich setze mich auf die Bank und ziehe mir die Strumpfhose aus. "Ich habe dir schon oft gesagt, dass ich genau wusste, worauf ich mich einlasse. Mach dir keine Sorgen. Wenn ich einen Mann mit viel Zeit gewollt hätte, hätte ich Luke geheiratet. Und hätte ich ein normales Leben gewollt, wäre ich nicht wieder aus dem Flugzeug ausgestiegen." Ich stehe auf und lege mir meinen dünnen Morgenmantel um. Ich gehe langsam auf den Kronprinzen zu und legen meine Arme um seinen Nacken. "Dann kann ich ja froh sein, dass du kein normales Leben wolltest.", sagt er leise. Ich nicke lächelnd und küsse ihn kurz, während er seine Arme um meine Taille legt. "Was steht morgen alles an?", frage ich und lege meinen Kopf auf seine Brust. "Weiß nicht genau. Im Moment ist mein Kopf so voll, dass ich mir meinen Terminplan einfach nicht merken kann." Ich nicke verständnisvoll. "Ich denke als erstes werden wir mit Maria sprechen. Sie ist morgen sicher hier, oder?", "Ich denke sie ist sogar jetzt schon hier. Aber es ist spät, wir sollten schlafen gehen und sie ist sicher auch froh, wenn sie ihre Ruhe hat." Ich nicke und will mich von ihm lösen, doch er hält mich fest. Fragend sehe ich zu ihm hoch. "Ich muss dich einen Moment im Arm halten.", seufzt er und drückt mich fest an sich. Ich schlinge meine Arme fest um seinen Hals, doch Verunsicherung macht sich in mir breit. "Was ist los?", frage ich vorsichtig, ohne mich aus dieser festen Umarmung zu lösen. "Es geht alles ganz schön schnell. Bald ist die Krönung und dann bin ich nicht mehr einfach nur Prinz Lucian. Der Prinz, der einmal die Krone erben wird. Wenn ich König bin, wird alles noch viel ernster als es jetzt schon ist. Mein Vater lehrt mich schon seit meiner Geburt sein Handwerk und nun soll ich in seine Fußstapfen treten. Viel früher als geplant. Die Bürger lieben mich, das weiß ich. Und ich werde auch kein schlechter König sein, aber diese riesige Verantwortung jagt mir eine heiden Angst ein. Hast du denn keine Angst?" Ich schlucke schwer. "Doch. Aber ich weiß genau, dass ich das mit dir an meiner Seite schaffe. Und ich weiß auch, dass du das schaffen wirst. Wir sind gemeinsam bereit, diesen neuen Lebensabschnitt zu gehen und wir werden von allen Seiten Unterstützung bekommen. Wir sind nicht allein.", flüstere ich. "Ich weiß. Und solange ich dich habe, ist sowieso alles gut. Aber trotzdem habe ich etwas Angst. Schätze das bleibt nicht aus. Schon gar nicht, wenn ich mich nicht mehr nur noch um dich sorgen machen muss." Er streichelt mir vorsichtig über den Bauch. "Noch ist es nicht so weit.", lache ich. Ich sehe ihn wieder an. "Ich weiß. Aber trotzdem sorge ich mich schon jetzt. Es kann so viel passieren." Seine Hände streichen unter dem Mantel an meiner Taille entlang zu meinem Rücken und langsam nach unten zu meinem Po. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse Lucian flüchtig auf die Lippen. "Lass uns ins Bett gehen." Er seufzt unzufrieden und ich lache, führe ihn aber zum Bett. Als ich aber sein Hemd aufknüpfe, grinst er zufrieden und wir genießen unsere Zweisamkeit.

Am Morgen bin ich früh auf den Beinen und bin schon aus dem Zimmer verschwunden, ehe jemand zu uns kommt, um uns zu wecken. Ich gab mir Mühe, Lucian nicht zu wecken, doch er hat es sofort gemerkt, als ich das Bett verlassen wollte. Als ich ihm aber sagte, dass ich zu Maria gehen möchte, ließ er mich los. Und nun laufe ich mit einem Apfel in der Hand durch das Schloss auf dem Weg zu meiner Schwägerin. Als ich an ihrem Zimmer ankomme, klopfe ich leise, da es noch recht früh ist und sie nicht wecken will, falls sie noch nicht wach ist. "Einen Moment, bitte.", ruft Maria. "Ich bin es.", sage ich und sofort sind Schritte zu hören, ehe sich die Tür öffnet. "Ach wenn du es bist, muss ich mich ja nicht schnell anziehen.", lächelt sie. Sie trägt nur ein Nachthemd und darüber einen Morgenmantel. "Ich wollte nach dir sehen.", sage ich sanft und trete ein. Maria schließt die Tür und seufzt. Mein Blick fällt auf die Schiene an ihrem Arm. "Ist es sehr schlimm?", "Der Schreck war größer als der Schmerz. Ist gar nicht so schlimm, nur ein kleiner Haarriss. In ein paar Wochen wird das komplett verheilt sein." Wir setzen uns auf das Sofa. "Wie geht es dir denn?", frage ich. "Es ging mir schon besser. Ich habe schlecht geträumt. Denke, dass das auch noch ein paar Tage so bleiben wird." Sie seufzt erschöpft und ihre Augenringe sprechen für eine unruhige Nacht. "Es ist ja gar nicht viel passiert. Der Angreifer hat Nico überwältigt und mir dann die Handtasche geklaut. Und dabei bin ich gestürzt. Aber er sagte, dass das nur der Anfang sei und das macht mir solche Sorgen. Ich habe Angst, verstehst du?" Ich runzle die Stirn. "Das war erst der Anfang? Davon hat Lucian gar nichts erzählt.", "Weil ich das niemandem erzählt habe.", murmelt sie bestürzt. "Und wieso nicht? Das ist doch eine wichtige Information. Damit steht fest, dass das ein gezielter Angriff auf dich war und nicht nur irgendein Taschendieb, der sich irgendwen ausgesucht hat." Maria schüttelt den Kopf. "Ich weiß nicht, ich hatte irgendwie Angst. Ich werde es dem Sicherheitschef und Lucian später noch sagen.", murmelt sie. "Kann ich irgendwas für dich tun?" Sie schüttelt nur den Kopf und reibt sich mit den Händen über ihr Gesicht. "Wollen wir vielleicht eine Runde spazieren gehen? Ich könnte versuchen dich auf andere Gedanken zu bringen. Ein bisschen Entspannung tut sicher gut." Ich streichle Maria über den Rücken und sie sieht mich nachdenklich an. Schließlich heben sich ihre Mundwinkel und sie nickt. "Du hast recht. Lass uns ein wenig Waldluft schnuppern." Sie steht auf, um sich im Badezimmer frisch zu machen, dann nimmt sie sich ihre Kleidung und zieht sich um, während ich zurück zu Lucian gehe, um mich ebenfalls umzuziehen und ihm Bescheid zu geben.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now