Kapitel 37

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Lucian schlingt seine starken Arme um mich und zieht mich an seine Brust. Seine Hände streicheln über meinen nackten Rücken und streichen mir Strähnen aus dem Gesicht. Ich lächle ihn müde an. "Guten Morgen.", flüstert er und küsst mich auf die Stirn. "Guten Morgen.", flüstere ich und schließe noch einmal die Augen. Mein Gesicht schmiege ich an seine nackte Brust, die weicher ist als man es erwarten würde. Und so warm. So wohlig warm.
Es klopft und Lucian knurrt. "Noch nicht!", ruft er. Ich kichere. "Hoheit, Ihr müsst wirklich aufstehen. Das große Pferderennen ist bereits in zwei Stunden.", höre ich Pedro sagen. "Er lügt. Das erste Rennen ist ist erst um eins.", murmle ich und gähne. "Charlotte sagt, dass du lügst!", ruft Lucian und ich muss lachen. "Aber Hoheit! Ihr solltet wirklich aufstehen. Ihr werdet in zwei Stunden an der Rennbahn erwartet." Pedros Stimme klingt beinahe schon flehend. Lucian sieht mich fragend an. "Jetzt hat er die Wahrheit gesagt.", kichere ich und setze mich auf. "Also schön.", murrt Lucian und richtet sich ebenfalls auf. Pedro scheint es gehört zu haben und zu denken, es galt ihm, deshalb wird plötzlich die Türklinke heruntergedrückt. "Stopp! Niemand kommt rein!", ruft Lucian aufgebracht und sofort hört die Tür auf sich zu bewegen. "Zieh dich schnell an, bevor Pedro noch einen Anfall bekommt, weil wir noch eine weitere Minute verplempern." Schmunzelnd schlüpfe ich in meinen Morgenmantel und binde den Gürtel zu, damit mich niemand nackt sieht. Lucian schlüpft in seine Schlafhose und Shirt, dann erlaubt er den Bediensteten einzutreten. Sofort kommen sie herein und wuseln durch die Suite. Eine geht ins Bad und kommt mit unserer dreckigen Wäsche von gestern Abend wieder heraus, eine reißt die Vorhänge auf und öffnet die riesigen Balkontüren, um frische Luft hereinzulassen, eine macht das Bett, ein junger Mann schiebt das Frühstück herein und ein weiterer junger Mann schiebt den Kaffee direkt daneben. Sie decken den Tisch und bereiten den Kaffee frisch zu. Ich lasse mich in den Sessel am Frühstückstisch fallen und betrachte hungrig das leckere Essen. "Was darf ich Ihnen zubereiten, Miss Charlotte?", fragt der junge Mann mit dem Getränkewagen und reicht Lucian seinen Kaffee. "Könnte ich heute eine heiße Schokolade haben?", frage ich. "Aber natürlich.", erwidert er freundlich lächelnd. Wir essen in Ruhe und genießen unsere heißen Getränke, bis sich alle zurückziehen und wir uns alleine im Badezimmer fertig machen und anschließend anziehen. Ich schlüpfe in ein hübsches gelbes Kleid mit Spitzenärmeln. Als ich aber die zugehörigen Pumps betrachte, seufze ich. "Sag mir bitte, dass wir nicht auf Rasen laufen. Oder auf Sand." Lucian folgt meinem Blick und verzieht das Gesicht. "Wieso ziehst du nicht einfach flache Schuhe an?", "Weil Janet mich gebeten hat, mich an hohe Schuhe zu gewöhnen. Ich muss mich wenigstens an ein paar Regeln halten, wenn ich schon die Chanel Kostüme ablehne." Der Prinz verdreht die Augen. "Du meinst die Dinger die meine Mutter immer trägt? Niemand würde dich darin ernst nehmen. Das passt nicht zu dir." Er schlüpft in ein weißes Hemd, darüber zieht er einen hellblauen Pullover an und dazu eine helle Hose. Ich hebe meine Augenbrauen. "Jetzt siehst du aus wie ein reiches Muttersöhnchen.", "Ich bin eher ein reiches Papasöhnchen.", zwinkert er. Da ist wohl was dran.
Ich setze mir den gelben Hut auf und betrachte mich im Spiegel. "Ich sehe scheußlich aus.", murre ich. "Ja, tust du. Aber der Hut ist leider Pflicht. Obwohl dich eigentlich absolut nichts entstellen kann." Ich lächle und Lucian küsst mich auf die Wange.

Wir steigen in den Wagen, der bereits vor der Tür auf uns wartet. Meine Eltern sind schon mit einem anderen Auto vorgefahren, damit sie nicht so sehr ins Blitzlichtgewitter geraten. Der Wagen fährt los und sowohl vor als auch hinter uns fährt jeweils ein weiterer Wagen, der voll mit Security Leuten ist und für unsere Sicherheit sorgen. Und ich bin froh darüber. Sicherlich ist es auch ungewohnt aber tatsächlich fühle ich mich wohler, wenn ich weiß, dass jemand sowohl für Lucians als auch für meine Sicherheit sorgt. Ebenso für die meiner Eltern und meines Bruders. Vor allem jetzt, wo Lucian und ich darauf hinarbeiten, dass wir eine Familie gründen, sind mir die Sicherheitsmaßnahmen wichtig. Ich habe Angst vor der Schwangerschaft und davor, dass ich wieder ein Kind verlieren könnte. Bodyguards können mir Stress und Feinde vom Hals halten und das ist schon mal ein guter Anfang. Ich greife nach Lucians Hand. Er hebt meine an seine Lippen, dann legt er sie in seinen Schoß und sieht angespannt nach draußen. "Was ist los?", frage ich besorgt. "Nichts weiter. Ich möchte nur nicht, dass dir etwas passiert." Ich runzle die Stirn. "Wieso sollte mir denn etwas passieren? Wir sind von Sicherheitsleuten umgeben." Er schluckt und in mir macht sich ein ungutes Gefühl breit. "Was ist los?", frage ich ungeduldig. "Maria wurde heute früh auf dem Campus überfallen. Und das trotz Geleitschutz. Wir wissen aber nicht warum. Ich wollte erst, dass wir im Schloss bleiben und habe Pedro deshalb zu Vater geschickt, um es ihm zu sagen. Aber er war der Meinung, dass wir uns jetzt auf keinen Fall verkriechen dürfen." Ich halte die Luft an. Maria wurde überfallen? "Geht es ihr gut?", "Den Umständen entsprechend. Sie ist noch im Krankenhaus. Offensichtlich hat sie sich den Arm gebrochen, als sie wegen des Angreifers gestürzt ist." Oh Gott die Arme. "Wenn sie im Krankenhaus fertig ist, wird man sie herbringen, denn hier ist sie in Sicherheit. Ich habe mir ein normales Studentenleben für sie gewünscht. Und nun ist sie doch wegen ihrer engen Beziehung zum Königshaus angegriffen worden. Es ging so lange gut.", "Aber vielleicht war es nur Zufall. Vielleicht war es gar nicht wegen euch.", versuche ich ihm zu beruhigen. Genau deswegen bin ich über die Sicherheitsmaßnahmen froh. Mir darf so etwas nicht passieren. Nicht wenn ich schwanger bin. Das bin ich zwar noch nicht aber das wird vielleicht nicht mehr lange dauern, wenn Lucian und ich es weiterhin versuchen. Ich lege meine Hände schützend über meinen Bauch. "Hey, sei unbesorgt. Dir wird nichts passieren. Du bekommst jeden Schutz den dieses Land zu bieten hat und wenn es sein muss, lasse ich dich sogar von Soldaten umstellen, damit du dich sicher fühlst." Ich muss lachen. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch dann sehe ich unsicher zu den beiden Männern vor uns. "Du kannst mit mir über alles reden. Sie sind zur Schwiegenheit und Diskretion verpflichtet. Aber du kannst natürlich auch warten bis wir unter uns sind." Lucian nimmt meine Hände in seine und haucht einen Kuss auf die Knöchel. "Ich wollte nur darüber reden was wir gerade versuchen." Sage ich leise. "Hast du deine Meinung geändert?", fragt der Prinz und runtelt besorgt die Stirn. Ich schüttle den Kopf. "Nicht geändert. Ich habe nur Angst.", antworte ich. "Aber wovor denn? Du wärst eine wundervolle Mutter. Oder machst du dir etwa Sorgen wegen mir? Ich werde natürlich viel unterwegs sein und habe viele Termine aber die Familie steht immer an erster Stelle und ich werde dafür sorgen, dass ich immer da sein werde-", "Ganz ruhig, darüber zerbreche ich mir gar nicht den Kopf.", unterbreche ich seinen Redeschwall. "Aber etwas bereitet dir Sorgen.", stellt er fest und ich nicke. "Wir haben einfach beschlossen, dass wir jetzt eine Familie gründen. Aber was ist, wenn es gar nicht geht?" Verwirrt runzelt Lucian die Stirn. "Ich weiß gar nicht, ob ich noch schwanger werden kann. Ich habe gelesen, dass es nach einer Fehlgeburt durchaus vorkommen kann, dass man unfruchtbar wird." Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. "Das werden wir dann ja sehen. Mach dir keine Sorgen. Du kannst zu einem Arzt gehen, wenn du Gewissheit möchtest." Ich nicke und lehne mich zurück, um gedankenverloren aus dem Fenster zu sehen.
Als wir an der Rennbahn ankommen, wird auf Lucians Seite die Tür geöffnet und er steigt aus. Ich rutsche so elegant wie möglich rüber und ergreife seine Hand, die er mir entgegen hält. Ganz der Gentleman. Wir lächeln in die Kameras, die wildes Blitzlichtgewitter auslösen und gehen schnurstracks den abgesperrten Weg entlang, der uns vor den Presseleuten schützt. Zusätzlich passen die Securitymänner auf uns, ganz besonders aber auf mich auf. Es werden Fragen gerufen, besonders interessiert sind die Leute an einer Erklärung zu dem Vorfall mit Maria, der offensichtlich schon die Runde gemacht hat. Lucian aber ignoriert alle Fragen und winkt nur freundlich lächelnd ab. Wir gehen zum angesperrten Bereich, der für VIPs vorgesehen ist und atmen etwas erleichtert auf. Ich halte Ausschau nach meiner Familie, kann sie aber nirgends entdecken. Stattdessen stellt sich uns ein Mann mit einem Champagnerglas in der Hand in den Weg und grinst breit. "Welch eine Freude Euch zu sehen, Hoheit." Er verbeugt sich leicht und ergreift dann meine linke Hand und küsst sie. "Und wie schön auch Euch hier zu sehen, Miss O'Brien.", säuselt er. "Die Freude ist ganz meinerseits.", lächle ich und entziehe ihm höflich meine Hand. "Charlotte, das ist Mister Thomson. Er ist zurzeit der erfolgreichste Züchter Carwonischer Vollblüter.", stellt Lucian mir den Mann vor. Ich nicke anerkennend. "Werden denn heute auch Ihre Pferde an den Start gehen, Mister Thomson?", frage ich höchst interessiert, obwohl ich viel lieber von ihm weg will. Er ist mir fürchterlich unsympathisch. Er lacht schallend und ich habe das Gefühl, den Joker höchstpersönlich vor mir stehen zu haben. Nur dass die grünen Haare fehlen. "Die Frage ist nicht ob, sondern wie viele. In jedem der heutigen Rennen wird eines meiner Pferde starten.", "Dann weiß ich ja, auf wen ich setzen kann.", lächle ich. Wieder lacht er schallend und meine Finger krallen sich in Lucians Unterarm. Der Prinz legt beruhigend seine Hand auf meine. "Bitte entschuldigen Sie uns, Mister Thomson. Ich bin sicher, wir laufen uns heute noch das ein oder andere Mal über den Weg." Lucian führt mich an ihm vorbei. "Dem Himmel sei Dank. Der Mann ist ja absolut zum fürchten.", flüstere ich. "Ich weiß. Ich bin mir bei dem auch nicht sicher, ob da im Stall alles rund läuft. Sobald du Königin bist, wirst du jemanden beauftragen, der sich dort etwas umsieht. Vielleicht lieber Undercover." Überrascht sehe ich zu meinem Verlobten auf. "Du sagtest, dass dir als Königin Tier- und Umweltschutz vorrangig ist, also ist das vielleicht ein guter Anfang. Ich traue diesem Mann nicht aber bisher fehlte mir die Zeit, jemanden für Nachforschungen dort hinzuschicken." Ich sehe noch einmal zu Mister Thomson, der mir mit einem schmierigen Grinsen zuprostet. "Es wird mir ein Vergnügen sein.", murmle ich und ringe mir ein Lächeln für den widerlichen Mann ab. Wir gehen weiter zu Lucians Eltern, die in ein Gespräch mit einem Ehepaar ihres Alters vertieft sind. "Lucian, mein Junge, da bist du ja. Wir hatten schon Angst, du würdest gar nicht mehr auftauchen.", ruft der Mann erfreut. Lucian lächelt und löst sich von mir, um sowohl den Mann als auch dessen Frau zu umarmen. "Darling, das sind meine Pateneltern. William und Amanda." Ich bereite mich darauf vor, ein paar Hände zu schütteln, doch ich werde in eine herzliche Umarmung gezogen. "Es ist so schön dich endlich kennenzulernen.", seufzt Amanda verträumt lächelnd. "Die Freude ist ganz meinerseits.", antworte ich und erröte. "So wunderschön bist du. Ich kann Lucians Vernarrtheit absolut verstehen." Bevor ich etwas erwidern kann, räuspert Frederick sich. "Lassen wir die Frauen doch einen Moment allein und vertreten uns ein wenig die Beine." Lucian runzelt erst die Stirn, dann wendet er sich mir zu. "Wir sehen uns zum Start des ersten Rennens wieder." Er haucht mir einen Kuss auf die Lippen, dann geht er mit seinem Vater und seinem Patenonkel davon. "Zu beschäftigt die Männer. Nicht einmal an einem Sonntag bei einem Pferderennen können sie die Geschäfte Geschäfte sein lassen.", seufzt Amanda. "Ach das ist schon in Ordnung. Lucian hat seine Verpflichtungen und ich wusste ja worauf ich mich einlasse." Marlene lächelt mich liebevoll an und streichelt über meinen Arm. "Hat er dir von Maria erzählt?", "Ja aber offensichtlich hat das auch schon die Runde gemacht. Die Reporter wollten Erklärungen von Lucian als wir hier ankamen. Er hat aber nichts dazu gesagt. Wie geht es Maria?" Marlene seufzt. "Den Umständen entsprechend. Ein gebrochener Arm wird wohl schnell wieder heilen aber sie steht noch unter Schock und hat Angst." Verständlicherweise. "Aber mal was anderes.", murmelt Marlene und sieht sich um, ob uns jemand zuhört. "Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du und Lucian versuchen ein Kind zu bekommen." Ich stöhne auf. Woher in Gottes Namen nimmt diese Frau ihre Informationen? "Sieh mich nicht so an, eine Königin muss ihre Ohren und Augen überall haben.", "Ein wenig Privatsphäre hätte ich aber schon erwartet.", murre ich. "Ich weiß, entschuldigung. Aber wollt ihr nicht doch bis zur Hochzeit warten? Wenn du jetzt schwanger wirst, wird man es an deiner Hochzeit beinahe schon sehen können.", "Das ist nicht wahr. Die Hochzeit ist in drei Monaten, bis dahin wird man nicht die Bohne sehen. Außerdem hast du selbst gesagt wir sollen auf diese Tradition scheißen. Dieses Gespräch ist gerade erst ein paar Tage her. Was hat sich geändert?", erwidere ich. Marlene seufzt. "Seid ihr euch denn sicher?" Ich nicke. "Aber sollte ich schwanger werden, wird vor dem dritten Monat nichts bekannt gegeben. Ich will sichergehen, falls wieder etwas schief geht.", "Das ist auch besser so.", nickt Amanda und tätschelt mir ebenfalls den Arm. Als Lucian wieder neben mir auftaucht, lächle ich zu ihm hoch. "Darling, kommst du kurz mit? Ich brauche deine Meinung zu etwas sehr wichtigem und kann deinen Vater oder deinen Bruder nirgendwo finden." Ich runzle die Stirn, nicke aber und begleite ihn zu den Ställen, wo alle Rennpferde, die heute starten, eine Box zugeteilt bekommen haben. "Was ist denn los?", frage ich, als wir auf ein Pferd zugehen, welches bereits gesattelt ist. "Das ist eines meiner Pferde. Joe ist der Jockey, der ihn heute reiten soll." Ich nicke dem dünnen kleinen Mann freundlich zu und streichle dem aufgeregten jungen Pferd die Nase. "Ich bin der Meinung er ist lahm. Der Tierarzt der hier herumrennt sagt nein aber ich bin der Meinung, dass er lahm ist.", murmelt Lucian. "Du traust dem Tierarzt also nicht?", hinterfrage ich. "Nein.", lautet seine Antwort. Wie überaus beruhigend, dass nicht einmal der zukünftige König auf Experten zählen kann. "Sind Sie sein Pfleger?", frage ich an einen jungen Mann gerichtet, der in diskretem Abstand zu uns neben dem Pferd steht. "Würden Sie einmal den Weg hier hoch und runter gehen? Einmal im Schritt und einmal im Trab bitte.", "Aber natürlich.", lächelt er mich an und führt das Pferd vor. Ich beobachte den Gang des jungen Hengstes und überlege. "Ist es Ladylike, wenn ich mit meinem hübschen gelben Kleid ein Pferd einrenke?", frage ich Lucian und warte gar nicht erst auf eine Antwort. Ich stelle mich an das rechte Hinterbein und Taste es ab. "Nein ist es nicht aber deswegen habe ich dir auch einen Antrag gemacht. Hätte ich eine Lady gewollt, hätte ich mir Amalia gegriffen.", sagt Lucian und verschränkt die Arme vor der Brust, während er mich beobachtet, wie ich den Rücken und die Kruppe des Pferdes abtaste. "Gut. Dann kannst du auch diesen gottverdammten Hut für mich halten", antworte ich Lucian, reiche ihm den schrecklichen gelben Hut und packe das Hinterbein des Hengste an der Fessel. Ich bewege sein Bein etwas, dann kommt ein Ruck und ich lasse los. Das Pferd mustert mich skeptisch. "Okay, noch einmal den Weg auf und ab.", bitte ich den Pfleger und schon führt er erneut das Pferd vor. "Schon ein deutlicher Unterschied aber immer noch nicht sauber im Gang.", seufze ich. "Was genau erkennst du denn?", fragt Lucian. Ich sehe zu ihm hoch. "Gegenfrage: Was erkennst du? Du bist überzeugt gewesen, dass er lahmt, was er aber nur sehr wenig getan hat. Also was siehst du jetzt?" Der Prinz beobachtet seine Pferd. "Er zieht das Bein zeitversetzt hinterher.", sagt er vorsichtig. "Ganz genau. Wenn du ihm beim Gehen zusiehst und dann seine Schritte nachmachst, kannst du genau erkennen, welche Seite und wie stark.", erkläre ich. Sowohl der Prinz als auch der Jockey und der Pfleger hören mir aufmerksam zu. "Ich habe zwar schon ein klein wenig beheben können aber nicht genug. Das ist auch nichts schlimmes. Dad oder Jason sollten da mal ran. Die können das genauso gut und haben aber mehr Kraft.", murmle ich und sehe mich um. Ich möchte das ungern Lucian oder den Pfleger machen lassen. Das sollten nur geübte Hände tun. Ich krame mein Handy aus meiner Handtasche und wähle Jasons Nummer. "Na Schwesterchen? Seid ihr schon hier?", fragt er fröhlich. "Ja, wir sind am Stall. Kommst du mit Dad bitte einmal vorbei? Lucians Pferd braucht männliche Kraft.", "Klar, sind gleich bei euch.", erwidert er und legt auf. Als die beiden zu uns kommen, mustern sie sofort den hübschen Hengst. "Schicker Bursche. Lohnt es sich, auf ihn zu setzen?", fragt Dad, während Jason genau wie ich eben den Rücken und das Bein des Pferdes abtastet. "Das hängt davon ab, ob Jason ihn jetzt nicht kaputt macht.", antwortet Lucian und mustert meinen Bruder skeptisch, der gehässig lacht. Er führt den gleichen Ruck aus wie ich, nur kräftiger und das Pferd weicht erschrocken weg. "Na also. Einmal Schritt und Trab bitte.", sagt er. Wieder wird der Hengst vorgeführt. "Sehr schön. Das sieht doch wieder top aus. Danke Jason." Ich küsse ihn auf die Wange, dann nehme ich Lucian meinen Hut ab und setze ihn wieder auf. "Kein Problem. Aber du siehst lächerlich aus." Er tippt auf meinen Hut und ich lache. "Ich weiß aber das ist Pflicht. Sei lieber froh, dass du keinen tragen musst." Er verdreht grinsend die Augen, dann wird durch die Lautsprecher durchgesagt, dass die ersten Starter sich bereit machen sollen.

Sei meine KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt