Kapitel 20

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Mystic spielt schon wieder mit dem Ende seines Strickes, mit dem ich ihn angebunden habe. Lucian beobachtet ihn dabei belustigt, anstatt etwas dagegen zu unternehmen. Als der Strick aber komplett lose ist, stößt er sich doch von der Wand ab und bindet den schwarzen Hengst wieder an. "Er benimmt sich wie ein Kind.", bemerkt er lachend. "Ich weiß. Ich liebe es, dass er so ein Quatschkopf ist und nicht so dumm herumsteht oder wild herumtänzelt wie manch andere Pferde. Er langweilt sich schnell und hat dann immer viele Dummheiten im Kopf." Ich erhebe mich und gehe um das Pferd herum, damit ich die nächste Bandage anbringen kann. "Er ist einzigartig. Wie du." Ich lächle Lucian an, dann bin ich fertig und gebe King eines seiner Lieblingsleckerlis. Lucian und ich waren bereits ausreiten und nun möchte ich mit Mystic noch etwas trainieren. Für den Ausritt habe ich wieder Feli bekommen, die mal wieder sehr artig war. Lucian hingegen ist eine Stute geritten, die sehr viel Lust hatte zu laufen, deshalb sind wir fast ausschließlich im Trab und Galopp unterwegs gewesen. "Lucian? Bist du hier?" Ich zucke zusammen, als ich die melodische Stimme der fast Verlobten meines inoffiziell zukünftigen Mannes höre und frage mich, ob es sie sehr verletzen wird, wenn Lucian sich von ihr trennt. "Ich bin hier.", ruft er zurück und sieht mich entschuldigend an. Ich winke ab und lege King den Sattel auf den Rücken, ehe ich den Gurt fest mache und mich der Trense widme. "Hier bist du. Ich habe dich schon gesucht." Eliza küsst die Wange des Prinzen und strahlt. "Hallo Charlotte. Es freut mich, dass du zurück bist." Diese Aussage wird sie sicher bald bereuen, denke ich niedergeschlagen, lächle sie aber kurz an. "Was gibt es denn?", fragt Lucian und reicht mir seine Gerte. "Meine Eltern sind eben eingetroffen.", berichtet sie. "In Ordnung. Ich komme später. Ich werde Charlotte noch beim Reiten zusehen.", "Oh, darf ich auch zusehen? Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht.", strahlt sie mich an. "Klar.", antworte ich und versuche So ehrlich zu lächeln wie es geht. Ich nehme die Zügel von Mystic und gehe voran. Der schwarze Hengst folgt mir wie ein treuer Hund, wird aber ganz aufgeregt und tänzelt, als wir an den Paddocks vorbeigehen. "Du alter Macho.", murmle ich, doch das interessiert ihn natürlich nicht. Auf dem Reitplatz steige ich auf und gehe ein paar Runden locker im Schritt. "Alles klar, Zügel aufnehmen.", ruft Lucian und tritt in die Mitte des Platzes. "Lass die Kandarenzügel erstmal noch liegen, die nimmst du später dazu. Ich will erstmal. Dass der ganz locker Vorwärts Abwärts geht. Wenn er wenigstens einen Huf übertritt, machen wir weiter." Ganz locker schreiten wir über den Platz, bis Lucian zufrieden ist und ich die Kandare etwas aufnehme. "So ist es gut. Heute läuft er perfekt.", ruft der Prinz mir zu. "Perfekt. Hast du das gehört, Dicker?" Ich klopfe Mystic kurz zur Belohnung. "So, jetzt etwas mehr aufnehmen und dann versuchst du mal ein paar Takte anzupiaffieren. Nur ein paar Tritte. Angefangen mit drei, dann machen wir fünf, mehr nicht." Ich führe Lucians Anweisungen aus. "Okay. Am besten da vom Boden aus noch etwas üben. Macht er aber super." Ich nicke und lasse Mystic jetzt am langen Zügel etwas entspannt gehen, bis wir fertig sind und zurück zum Stall gehen. "Das sah wirklich toll aus. Mystic King ist unglaublich.", schwärmt Eliza und streichelt die Nase des Hengstes, als ich absteige. "Wann darf ich ihn mal reiten?", fragt sie in Lucians Richtung und ich versteife mich. Lucian räuspert sich verlegen. "Nun ja, ich möchte erstmal nicht, dass irgendwer sonst als Charlotte ihn reitet.", "Ach wie schade.", seufzt sie enttäuscht. "Danke.", sage ich tonlos in Richtung des Prinzen und er lächelt. Als ob sie mein Pferd reiten darf. Lucians Pferd. Jedenfalls ist er auf dem Papier sein Pferd. "Geh schon mal vor, Eliza, ich komme gleich nach. Treffen wir uns mit deinen Eltern im Salon?" Sie nickt strahlend und geht davon. Ich seufze erleichtert. "Tut mir Leid, Lotti.", "Ach was, alles gut. Ich ertrage es nur nicht, wie sie sich an deinen Arm hängt und wie sie dich ansieht. Und vor allem wie sie deine Wange küsst." Ich verdrehe die Augen, während ich Mystic den Sattel und die Trense abnehme. "Weil du das lieber ganz alleine tun würdest?", säuselt der Prinz mir ins Ohr und nimmt mir den Sattel ab. "Genau.", erwidere ich lächelnd. "Ich mache mich dann auf den Weg. Wünsch mir Glück, dass ich da lebend wieder herauskomme.", "Viel Glück.", sage ich leise und sehe ihm hinterher, wie er den Stall verlässt. Seufzend drehe ich mich dem Hengst zu. "Was für ein Chaos. Aber immerhin bleibe ich jetzt bei dir, mein Großer." Er schmiegt seine weiche Nase an meine Hand und ich lächle. "Bis dass der Tod uns scheidet, Dicker.", lache ich und Bürste ihn noch ein wenig, ehe ich ihn auf seine Koppel bringe und zurück zum Schloss gehe.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now