Kapitel 29

3.8K 102 2
                                    

Ungeduldig stehe ich am Flughafen und warte darauf, endlich den Rotschopf meines Vaters und meines Bruders zu entdecken. Damit mich niemand erkennt, trage ich eine Sportleggings, eine Sweatshirt Jacke und tatsächlich eine Sonnenbrille. Man hat auf die Sonnenbrille bestanden, obwohl ich der Meinung war, dass eine dicke Sonnenbrille im Flughafengebäude, wo ja bekanntermaßen keine Sonne scheint, ziemlich auffällig ist. Meine roten Haare habe ich unter der Kaputze versteckt und mache mich somit noch verdächtiger. "Wann sollte der Flieger landen?", frage ich ungeduldig und sehe auf meine Uhr. "Acht Uhr.", antwortet einer der beiden Bodyguards, die auch wenig zu meiner Tarnung beitragen. Theoretisch könnte ich mich auch mitten in den Saal stellen und laut ich bin eure zukünftige Königin brüllen. Königin. Ich verziehe das Gesicht, als mir das Wort durch den Kopf geht. Ich kann mich nicht als eine Königin sehen. Das ist absurd.
Als sich einer der beiden Bodyguards räuspert, sehe ich ihn an. "Miss O'Brien, ich glaube, da kommt ihre Familie.", sagt er und nickt in eine Richtung. Ich entdecke sie und beginne zu grinsen. Aber dann sehe ich nochmal mit ernster Miene zum Bodyguard. "Warum? Etwa weil sie rote Haare haben?" Er räuspert sich verlegen und errötet etwas. "War doch nur ein Spaß. Natürlich erkennt man sie an den roten Haaren.", kichere ich werde nun noch hibbeliger. Als mein Bruder mich entdeckt, hält er seinen Rucksack fester und kommt grinsend auf mich zugesprintet. Vor mir lässt er den Rucksack fallen und nimmt mich fest in Arm, ehe sich mit mir im Kreis dreht. "Oh Charly, ich hab dich so vermisst.", "Es ist doch noch gar nicht so lange her, dass wir uns gesehen haben.", lache ich, als er mich wieder auf dem Boden abstellt. "Du warst vorher seit deiner Geburt jeden Tag bei mir. Was glaubst du wie komisch es Zuhause ist?", schmunzelt er und küsst meine Wange. Meine Eltern kommen auch zu uns und umarmen mich fest. "Hi, ich bin Jason." Mein Bruder streckt einem der Bodyguards die Hand aus, der verwirrt auf die Hand sieht. "Freut mich, Mister O'Brien.", sagt der Mann und schüttelt meinem Bruder widerwillig die Hand. Das selbe passiert mit dem zweiten Bodyguard. "Lass das, Jason. Du bringst die Männer in Verlegenheit.", murmle ich und stupse meinen Bruder an. "Oh, sorry.", lacht er und fährt sich durch die Haare. "Wollen wir?", frage ich in die Runde und noch bevor meine Familie reagieren kann, haben meine beiden Beschützer die Koffer und den Rucksack genommen und setzen sich in Bewegung. "Das ist unheimlich.", flüstert Mama mir zu. "Ich weiß, aber man gewöhnt sich dran. Hoffe ich jedenfalls, denn ich finde es auch noch komisch." Papa lacht und legt seinen Arm um mich. "Erzähl, Spätzchen, wie geht es dir?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich bin aufgeregt wegen heute Abend. Und ich bin todmüde, weil ich seit gestern früh wach bin. Lucian und ich waren letzte Nacht mit Mystic in der Tierklinik, weil es ihm schlecht ging." Mom schnappt nach Luft und Jason und Dad sehen mich entsetzt an. "Was ist passiert?", fragt Jason. "Darmverschlingung. Sie mussten ihn sofort operieren. Ich durfte dann auch nicht mehr zu ihm. Ich habe vorhin in der Klinik angerufen und nach dem rechten gefragt, aber bisher kann man wohl noch nichts sagen. Aufgestanden ist er jedenfalls noch nicht. Sie wollen heute noch abwarten und wenn er nicht von alleine aufsteht, versuchen sie nachzuhelfen. Aber letztendlich muss er alleine kämpfen und sich aufrappeln." Ich verziehe das Gesicht und unterdrücke meine Tränen. "Scheiße. Aber komm, Lotti, Mystic ist stark und weiß genau, dass er zu dir zurück muss. Der wird schon aufstehen.", sagt Papa und drückt mich liebevoll. Ich lächle dankbar. "Ich wünschte nur, ich hätte etwas schlafen können. Ich habe keine Ahnung, wie ich das heute noch alles überstehen soll. Wenn wir gleich im Schloss sind, muss ich direkt mein Kleid für heute Abend anprobieren und danach essen wir mit Lucians Familie Mittag. Aber danach habe ich ein klein wenig Ruhe und kann euch das Schloss zeigen. Und natürlich den Stall. Ihr werdet staunen, sag ich euch." Papa schnaubt. "Kein Stall ist besser als meiner. Auch nicht der einer Königsfamilie." Jason schnaubt. "Komm mal runter von deinem hohen Ross, alter Mann. Wer hoch fliegt, fällt auch tief." Ich kichere über Jasons Kommentar und Dad schüttelt den Kopf. "Womit habe ich das verdient? Ich sollte dich lieber hierlassen und Lottchen wieder mit nach Hause nehmen. Die ist nicht so ungezogen wie ihr großer Bruder.", "Das liegt daran, dass sie Papas kleines Prinzesschen ist. Und ich bin nur Papas billige Aushilfe." Nun muss auch Papa lachen und Jason grinst wieder.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now