Kapitel 51

3.3K 95 2
                                    

Morgen ist der große Tag und ich werde immer nervöser. Heute vormittag wäre eigentlich die Generalprobe gewesen, die nun für mich aber doch nicht stattfand und die Presse fachsimpelt, ob ich mir dafür zu fein war oder ob ich eine plausible Erklärung für mein Fehlen habe. Ein Statement gab es nicht, weder von mir, noch von Lucian oder sonst irgendwem. Die Leute werden es schon früh genug erfahren und bis dahin sollen sie eben raten.
Heute Abend findet mein Junggesellenabschied statt. Neben Maria und Eliza werden mich auch die Freundinnen, beziehungsweise Frauen von Lucians Kumpels begleiten und ich hoffe sehr, dass wir uns alle gut verstehen. Wir werden nichts großes unternehmen, lediglich ein Drei-Gänge-Menü beim Italiener aber mehr wollte ich auch nicht. Und kann ich auch nicht. Lucian hingegen bereitet sich für die Party seines Lebens vor. Den ganzen Tag freut er sich schon auf den Abend und sein Vater hat ihm noch einmal ans Herz gelegt, es mit dem Feiern nicht zu übertreiben, denn erstens ist er König und sollte nicht für Schlagzeilen sorgen, schon gar nicht für Schlagzeilen die mit Partys, Frauen und Drogen zu tun haben. Und zweitens wird er morgen sehr früh aufstehen müssen, wenn wir mittags getraut werden wollen. Außerdem müssen wir die Nacht getrennt voneinander verbringen, weshalb Lucian in dieser Nacht in meinem alten Bett schläft und auch morgen dort zurechtgemacht wird. Ich wollte erst in das Zimmer umziehen, aber es ist kleiner und Marlene hat mir versichert, dass wir den Platz hier brauchen werden, also habe ich nachgegeben.

Lucian kommt mit einer Dampfwolke aus Duschgel, Aftershave und Parfum aus dem Badezimmer, lediglich mit einem Handtuch um die Hüfte gebunden. Ich sehe ihn mit hochgezogen Augenbrauen an, mustere jeden Zentimeter seiner nackten Haut. "Dir gefällt also, was du siehst?", scherzt er. Ich nicke lächelnd. "Natürlich, sonst würde ich dich doch morgen nicht heiraten." Er schnaubt. "Wenn ich also nicht so ausgesehen hätte, hättest du meinen Antrag nicht angenommen?", "Richtig.", antworte ich gespielt arrogant und betrachte meine lackierten Fingernägel. Lucian lacht. "Nein, natürlich hätte ich deinen Antrag trotzdem angenommen. Dass du so toll aussiehst, ist für mich ein netter Nebeneffekt. Ein kleines Extra sozusagen." Wieder lacht er und geht sich nun anziehen. Als er damit fertig ist, kommt er zu mir und setzt sich neben mir auf das Sofa. Er trägt eine enge schwarze Jeans, die an den Knöcheln ein wenig hochgekrempelt ist, schwarze Schuhe und Knöchelsocken und ein schneeweißes Hemd, das feinsäuberlich in die Hose gesteckt ist. Die Ärmel des Hemdes sind bis zur Mitte seiner Unterarme hochgekrempelt und die ersten zwei Knöpfe am Hals sind offen. Seine Haare sitzen wie immer perfekt und von seinem Geruch will ich gar nicht erst anfangen. Ich liebe dieses Parfum. "Du siehst gut aus.", sage ich zu ihm und betrachte ihn weiter. "Hast du dich mal angesehen?", fragt er und hebt eine Augenbraue. "Normalerweise finde ich das Kleid etwas zu kurz, dafür dass du ohne mich um die Häuser ziehst.", "Weil ich das ja auch tue.", antworte ich sarkastisch. Er lacht. "Du hast dir deinen Abend sicher anders vorgestellt, oder?" Ich zucke mit den Schultern. "Naja, feiern zu gehen hätte sicherlich auch seinen Reiz gehabt. Im Idealfall heiratet man nämlich nur einmal. Aber ist schon okay. Die Kinder sind mir wichtiger." Lucian nickt bedrückt. "Soll ich vielleicht auch absagen? Ich könnte dich begleiten und wir machen uns gemeinsam einen schönen Abend." Sofort schüttle ich den Kopf. Dieses Gespräch führen wir schon seit zwei Tagen. "Geh feiern und genieße den Abend. Wenn wir verheiratet sind und die Kinder da sind, wird das wohl nicht mehr so oft vorkommen, dass du die Gelegenheit dazu bekommst." Er zuckt mit den Schultern. Mir ist klar, dass ihm das egal ist. Ich muss es nur sagen und der würde die Pläne des ganzen Abends übern Haufen schmeißen. Aber das will ich ja gar nicht. Auch wenn ich tatsächlich etwas neidisch bin, dass er feiern gehen kann und ich nicht. "Obwohl ich dich ungern gehen lasse. Immerhin bedeutet das, dass wir uns erst morgen mittag am Altar wiedersehen.", "Ich weiß. Es nervt tierisch. Verstehe nicht, wieso wir getrennt schlafen müssen. Wenn es darum geht, enthaltsam zu sein, ist der Zug schon lange abgefahren." Um seine Worte zu unterstreichen, zieht er mich an sich und legt seine Hände auf meinen Bauch. "Alles gut da drin?", fragt er und küsst mich auf den Kopf. "Ich denke schon. Der Flug übermorgen gibt mir nur zu denken.", "Der Flug? Was für ein Flug?", fragt er und da wird mir bewusst, dass ich gerade mein mühsam gehütetes Geheimnis verraten habe. "Ähm. Ich meinte nicht Flug, sondern... ähm." Mir fällt nichts vergleichbares ein, deshalb seufze ich ergeben. "Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Ich rede vom Flug in unsere Flitterwochen." Lucian legt fragend den Kopf schief. "Naja, Marlene und ich haben gedacht, dass uns ein paar Tage Urlaub gut tun könnten und deshalb fliegen wir übermorgen weg. Das sollte eine Überraschung sein aber jetzt hab ich es verraten. Entschuldige." Mein Verlobter zieht mich lachend wieder an sich. "Eine tolle Idee. Und wenn du mir das Ziel nicht verrätst, bleibt es ja weiterhin eine Überraschung." Da ist was dran. "Okay, dann werde ich dir nichts verraten." Ich sehe auf meine Uhr. "Du musst los. Versuch bitte, dich zusammenzureißen." Er verdreht die Augen. "Ich werde nur ein wenig feiern. Ich passe schon auf." Ich nicke zufrieden. "Oh, und pass bitte auf Jason auf. Der dreht manchmal auch ganz schön frei, wenn er feiern geht." Lucian hebt überrascht die Augenbrauen. "Dein Bruder und abgehen?", "Jap. Habe ihn schon des öfteren völlig besoffen abgeholt. War ziemlich schwierig, ihn dann nach oben in sein Bett zu kriegen. Er stellt viel Unsinn an, wenn er zu viel getrunken hat." Mein Vater und Jason sind seit heute morgen wieder hier. Mom hat die beiden vom Flughafen abgeholt. Jason wollte auf keinen Fall Lucians Junggesellenabschied verpassen. Als er mir das sagte, habe ich nur die Augen verdreht. "Nun ab mit dir. Nicht, dass du zu spät kommst." Er nickt und gibt mir einen langen Kuss. "Wir sehen uns morgen in der Kirche. Ich warte am Altar auf dich. Ich bin der mit schicken Krone auf dem Kopf." Als er zu allen Überfluss auch noch zwinkert, muss ich laut lachen. "Ich hoffe, dass ich mir das merken kann. Nun geh schon." Grinsend gibt er mir noch einmal einen langen Kuss, dann geht er und ich warte allein darauf, dass ich abgeholt werde. Als es klopft, stehe ich dann auf, nehme meine Handtasche und gehe zur Tür. Percy lächelt mich an. "Maria und Eliza warten bereits im Wagen.", erklärt er mir. "Vielen Dank Percy. Ich brauche dann nichts weiter, du kannst dir gern einen schönen Abend machen.", "Das ist lieb, vielen Dank. Ich bleibe in Rufbereitschaft, falls etwas sein sollte." Ich drücke ihm dankbar die Hand, dann gehe ich nach unten und raus zum Wagen. Auf Lucians Anweisung werden wir von einem zweitem Wagen begleitet, der voll mit Securitys ist. Sechs Männer werden also auf uns aufpassen, zwei von ihnen befinden sich hier im Wagen. "Es kann losgehen.", sage ich und schnalle mich an. "Und? Bereit für ein leckeres Essen?", fragt Maria grinsend. "Klar doch. Habe seit dem Mittag nichts gegessen und könnte ein Zebra verdrücken.", kichere ich. "Seit dem Mittag? Jesus, ich habe den ganzen Tag keinen Bissen zu mir genommen, damit ich gleich alles schaffe aufzuessen.", lacht Maria und Eliza nickt zustimmend, was ihr Magen mit lautem Knurren bestätigt. "Klingt als hättest du einen Bären gegessen. Lebendig.", sagt Maria und wirft einen skeptischen Blick auf Elizas Bauch und sie errötet. "Ich habe wirklich ganz schön Hunger. Mir ist schon ganz schlecht.", "Ich wäre gestorben, hätte ich den ganzen Tag nichts gegessen.", sage ich und schüttle den Kopf. "Naja, aber du frisst ja im Moment auch wie eine neunköpfige Raupe. Wo soll das noch hinführen, wenn die kleinen Würmchen da drin größer sind? Vermutlich musst du dann wirklich ein ganzes Zebra essen, um satt zu werden.", fachsimpelt Maria. Kurz ist es ganz still im Auto. Jede von uns dreien scheint es sich bildlich vor Augen zu führen, denn im nächsten Moment bekommen wir einen so starken Lachanfall, dass mir schon die Tränen kommen. "Die Vorstellung eh. Ein Zebra für die schwangere Königin." Maria lacht so doll, dass sie sich verschluckt, dann muss sie Husten und Eliza und ich klopfen ihr auf den Rücken, da sie zwischen uns auf der Rückbank sitzt. "Okay, geht wieder.", keucht sie, muss aber weiter lachen und husten.
Als wir beim Italiener ankommen, werden wir durch eine Hintertür reingebracht und gehen dann in einen extra Raum, wo wir vor den Blicken anderer Gäste geschützt und ungestört sind. Die anderen Mädels sind schon da und springen von ihren Plätzen auf. Aufgeregt begrüßen sie uns und ein Kellner bringt Gläser mit Champagner herein. "Könnte ich lieber etwas Wasser haben bitte?", frage ich freundlich. "Aber natürlich, einen kleinen Moment.", antwortet er und holt mir ein neues Glas. "Lucian hat uns von eurem Familienglück erzählt. Sieht man schon was?", fragt Jessica, Theos Freundin. "Oh ja. Ich habe mehr Bauchumfang und musste deshalb mein Brautkleid ändern lassen aber dank einer einer Corsage wird man morgen nichts sehen. Wirkt dann eher als hätte ich einen Blähbauch." Der Kellner reicht mir das Glas und zieht sich zurück. "Gut, dann stoßen wir mal an. Auf die Braut!", ruft Maria. Wir stoßen an und setzen uns an den gedeckten Tisch, der wunderschön mit Blumen dekoriert ist. "Ich hoffe, dass die Jungs heute nicht wieder übertreiben. Die Schlagzeilen letztens haben mir absolut gereicht. Habe Max die Zeitung um die Ohren gehauen und ihm gesagt, dass sie Lucian nicht mehr zu solchen Partys überreden sollen. Mal davon abgesehen, dass er auch nicht mehr so auf den Putz hauen sollte.", erklärt Kate, die freundin von Maxwell. "Das sagst du was. Frederick ist ausgerastet. Hat Lucian eine ordentliche Standpauke gehalten.", schmunzle ich. "Das hätte ich zu gern gesehen.", seufzt Maria traurig. "War früher schon lustig, wenn er ihn angeschnauzt hat." Nun lacht sie gehässig. Vermutlich hat sie früher gemeinsam mit Lucian viel Unsinn veranstaltet. "Gibt es eigentlich Essen von der Karte oder ist das Menü festgelegt?", fragt Eliza. "Karte. Dachte, dass es besser ist, wenn sich jeder sein Essen selbst aussuchen darf.", "Sehr cool.", grinst Maria und wie aufs Stichwort kommen zwei Kellner, um uns die Karten zu geben. Wir stöbern eine Weile, dann bestellt jeder sein Essen. "Und wird es eine Babyparty geben?", fragt Ginny und nippt an ihrem Wein. "Ich denke ja. Auch wenn ich es jetzt schon leid bin, Partys zu organisieren. Da ich aber in die Königsfamilie einheirate, wird es wohl Pflicht sein." Angelina winkt ab. "Mit der Babyparty hast du doch gar nichts am Hut. Die organisiert doch entweder die beste Freundin oder die zuünftigen Paten der Kinder." Ich verziehe den Mund zu einem halbherzigen Lächeln. "Nun ja, da meine beste Freundin mit meinem Freund im Bett war, denke ich nicht, dass ich sie herbestellen werde, damit sie meine Babyparty plant. Vielleicht denken Lucian und ich über Paten nach oder ich frage meine Mom." Maria zieht eine Augenbraue nach oben. "Und was ist bitte mit mir? Ich dachte, wir zwei sind beste Freundinnen geworden." Ich lache. "Bist du denn scharf darauf, eine Party für ungeborene Kinder zu planen?", "Logo! Und ich raste aus, wenn ich nicht Patin werde. Nur zur Info." Sie zeigt drohend mit ihrem langen Finger auf mich und ich lache. Gut zu wissen, dass ich auf sie zählen kann.
Unsere Vorspeise wird serviert und Wein wird nachgeschenkt. Und so geht es den Abend weiter, bis ich gerade dem letzten Bissen meiner Nachspeise herunter schlucke und zur Toilette gehen will. Aber bevor ich den Tisch verlassen kann, packt Maria mich am Arm. Ich folge ihrem Blick und sehe, dass ich offensichtlich wieder Blutungen habe.

Sei meine KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt