Kapitel 62

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Ich liege noch im Bett und genieße die Ruhe, obwohl ich wirklich neugierig bin, was Lucian unten in der Küche treibt. Ich bin wach geworden, als er aufgestanden ist, wollte aber noch etwas schlummern und habe meine Augen deshalb nicht geöffnet. Lucian hatte einen kurzen Abestecher ins Bad und ins Ankleidezimmer gemacht, danach ist er nach unten gegangen und scheint tatsächlich in der Küche etwas zuzubereiten. Was genau das ist, kann ich nicht sagen. Dem Geruch nach zu urteilen könnten es Pfannkuchen sein aber es riecht etwas verbrannt und das macht mir ein klein wenig Sorgen. Solange der Rauchmelder nicht anspringt, dürfte ich aber beruhigt bleiben. Zumindest teilweise.
Ich drehe mich auf den Rücken und strecke mich ausgiebig. Mit der Hand streiche ich über meinen Bauch der sich heute ein wenig seltsam anfühlt. Aber gut seltsam. Es fühlt sich an, als würden kleine Schmetterlinge in ihm herumflattern. Oder kleine Bläschen aufsteigen und zerplatzen. Dann wird mir klar, was das ist und mein Herz beginnt vor Aufregung schneller zu schlagen. Ich kann sie spüren. Ich spüre die Bewegungen meiner Kinder. "Schatz?", rufe ich und springe aus dem Bett, um die Treppe nach unten zu gehen. Lucian steht in der Küche und wirft gerade fluchend eine Pfanne in die Spüle. "Ähm, was machst du?", frage ich und wedle mir mit der Hand vor dem Gesicht herum, weil ich direkt in eine Rauchwolke gerate. Lucian sieht mich an. "Ich wollte dir Frühstück machen. Habe das irgendwie unterschätzt." Er kratzt sich am Hinterkopf und ich gehe zur Terrasse, um die Türen weit zu öffnen. Erleichtert atme ich die frische Luft ein.  "Was sollte das denn werden?", frage ich und beobachte ihn nun von der Terrasse aus. "Pfannkuchen. Aber ich schätze, dass wir nun doch zum Buffet gehen müssen." Er kratzt sich am Kinn, welches von einem leichten Bartschatten überzogen ist. Er hätte sich schon von zwei Tagen mal wieder rasieren müssen aber aus irgendeinem Grund hat er beschlossen, den Bart ein paar Tage stehen zu lassen. Ich kenne ihn natürlich mit seinem typischen Dreitagebart, allerdings ist er jetzt doch ein bisschen länger. "Tut mir leid, dass ich so ein Chaos veranstaltet habe. Wollen wir drüben essen gehen? In der Zeit bitte ich jemanden vom Hotel, hier wieder Ordnung zu machen." Ich lächle und gehe zu ihm, auch wenn die Luft hier drin noch immer widerlich ist. "Machen wir so. Aber erst musst du einmal mitkommen.", sage ich sanft und nehme seine Hand, um ihn nach oben zu führen. Ich lege mich auf das Bett und Lucian sieht mich verwirrt an. "Leg dich neben mich.", weise ich ihn an. Er umrundet das Bett und legt sich zu mir. "Und jetzt gib mir deine Hand." Stirnrunzelnd legt er seine Hand in meine und ich führe sie zu der Stelle, wo ich die Bewerbungen unserer Kinder spüren kann. "Ist etwas nicht in Ordnung?", fragt mein Mann besorgt. Enttäuschung macht sich in mir breit. "Du spürst es noch gar nicht, habe ich recht?", frage ich niedergeschlagen. "Was denn?", fragt Lucian verwirrt. "Die Babys. Ich spüre sie. Ihre Bewegungen. Es fühlt sich wie kleine Blubberbläschen an." Sein Gesicht hellt sich auf. "Wirklich? Unglaublich. Ich kann es kaum er warten, das auch zu spüren. Was glaubst, wann es so weit ist?" Ich zucke mit den Schultern. Ehrlich gesagt dachte ich, dass es jetzt schon so weit wäre. Aber offensichtlich ist es für ihn erst später spürbar. Hoffentlich ist er nicht zu weit weg, wenn es so weit ist. "Hey, schau nicht so enttäuscht. Heute ist unser letzter Tag hier, den sollten wir genießen." Ich nicke lächelnd und küsse ihn. "Na gut. Ich ziehe mich an und mache mich etwas frisch, damit wir nach drüben zum Hotel gehen können. Gib mir ein paar Minuten, in Ordnung?" Er nickt und ich stehe auf, um ins Badezimmer zu gehen.

Nach dem Frühstück machen wir noch einen letzten Spaziergang am Strand entlang, bevor wir zu unserer Hütte müssen. Unsere Sachen habe ich gestern Abend schon gepackt, als ich gerade Lust dazu hatte, denn ich war mir sicher, diese Lust würde sich heute in Grenzen halten. Damit lag ich völlig richtig und so brauchten wir vorhin nur ein paar letzte Teile in unseren Koffern verstauen. Wir bleiben am Wasser stehen, vergraben die Füße im Sand und genießen den Ausblick. Und die Ruhe. Mit Ruhe wird es vorbei sein, sobald wir Zuhause aus dem Flieger steigen. Lucian wird direkt seinen Pflichten nachgehen müssen und das wird mir nun auch nicht mehr erspart bleiben. Auch ich habe nun Pflichten als Königin. Und auch wenn mir das Angst macht, bin ich mir sicher, dass ich das schaffen werde. Immerhin habe ich Marlene an meiner Seite.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now