Kapitel 45

3.5K 103 4
                                    

Ich sitze mit Mom, Marlene, Eliza und Maria im Salon und trinke Tee. Es wurde ein Tisch aufgebaut, wo verschiedene Torten angerichtet wurden. Das Thema Abnehmen klappt richtig gut, wenn man bedenkt, dass ich gerade fünfzehn Torten probieren muss. Die Conditorin, die unsere Hochzeitstorte backen wird, sitzt ebenfalls bei uns und erklärt uns, was sich in der jeweiligen Torte befindet, die wir gerade kosten. Ich gebe zu, das hier ist das Schlaraffenland. Aber da ich mit Ernsthaftigkeit eine Torte für meinen großen Tag auswählen möchte und somit alles probieren muss, nehme ich inmer nur ein winziges Stück. Ansonsten mache ich nachher vermutlich wieder Bekanntschaft mit der Toilette. Jede Torte hat eine einzige Füllung. Wenn ich es will, kann ich also variieren und die Geschmäcker zweier Torten zu einer machen. Am Ende soll es eine achtstöckige Torte werden. Ich war erst skeptisch, aber dann habe ich die Gästeliste angesehen und mich gefragt, ob acht wirklich ausreichen. Ginge es nach mir, hätten wir im engen Familienkreis geheiratet. Aber für diesen Wunsch hätte ich mir einen anderen Mann suchen müssen. "Die gefällt mir wirklich gut.", sagt Marlene und betrachtet den winzigen Bissen Torte auf ihrem Teller. "Ja, sie ist lecker.", nicke ich und stelle den Teller weg. "Die hätte ich gern für ganz oben.", sage ich nachdenklich. Die Conditorin schreibt es auf. "Für ganz unten will ich auf jeden Fall eine Kombination zwischen dieser und dieser." Ich deute auf die jeweiligen Torten und denke weiter nach. "Was dazwischen ist, ist mir eigentlich egal. Die schmecken alle traumhaft. Überraschen Sie mich. Letztendlich werde ich eh nicht alles essen können.", seufze ich traurig. Es wird so viel leckeres Essen geben und ich kann nicht einmal ansatzweise alles probieren. Was für ein Jammer. "In Ordnung, ich werde meiner Fantasie freien Lauf lassen.", lächelt die Conditorin und ich nicke zufrieden. Dann fällt mein Blick auf meine Uhr und ich seufze. "Was ist los? Hast du noch weitere Termine?", fragt Marlene. Ich schüttle den Kopf. "Lucian wollte anrufen, wenn er sich auf den Weg hierher macht. Wie es aussieht, wird es heute spät." Ich lehne mich zurück und streiche mir über den Bauch. Er tut mir heute weh. Mom mustert mich besorgt. "Mir geht's gut.", sage ich, bevor sie irgendwas sagt. Sie presst die Lippen aufeinander. "Vielleicht solltest du deine Ärztin anrufen. Du solltest vorsichtig sein." Nun werden auch Marlene, Maria und Eliza auf unsere Unterhaltung aufmerksam und mustern mich. "Es geht mir gut. Es ist bloß viel los momentan. Außerdem ist es doch sicher normal, dass der Bauch manchmal wehtut. Sie müssen doch schließlich wachsen." Die besorgten Blicke bleiben, aber keiner sagt was. "Vielleicht lege ich mich einfach einen Moment hin. Percy? Ist das zeitlich machbar?" Percy nickt sofort. "Der restliche Tag ist frei. Ich habe versucht, hier und da etwas mehr Freizeit einzubauen, damit Entspannung nicht zu kurz kommt." Ich nicke dankbar. Ich liebe ihn wirklich. Dieser Mann ist eine absolute Bereicherung. "Also gut. Würdet ihr mich dann entschuldigen? Ich haue mich etwas aufs Ohr." Da niemand Einwände hat, stehe ich auf und begebe mich zu meinem Zimmer. Ohne Lucian ist es hier so still und einsam aber für den Moment glaube ich, dass mir das gerade ganz gut tun wird. Keine Ablenkung, absolute Ruhe.

Ich werde durch leise Geräusche wach. Müde sehe ich mich im Zimmer um. Lucian legt sein Jackett über die Sofalehne und lockert seine Krawatte. Ich sehe zum Fenster und stelle fest, dass es schon stockdunkel ist. "Hey, da bist du ja wieder.", murmle ich verschlafen. Er sieht auf und seine Gesichtszüge werden ganz weich. "Tut mir leid, habe ich dich geweckt?", "Schon okay.", erwidere ich. Er kommt zu mir und setzt sich auf die Bettkante. Sanft streicht er eine verirrte Strähne hinter mein Ohr. "Du stinkst.", sage ich und rümpfe die Nase. Er lacht leise. "Entschuldige. Deine empfindliche Nase muss das ätzend finden." Ich nicke. Er stinkt nach Whisky und Zigarren. "Wie war dein Abend?", frage ich. "Naja, mit jedem weiteren Glas besser.", antwortet er und ich muss kichern. Er wirkt ein klein wenig angeheitert aber nicht betrunken. Er lallt nicht und gerade laufen kann er offensichtlich auch. Aber der Geruch der Zugarren ist wirklich widerlich. "Und deiner? Du bist wohl früh schlafen gegangen. Du trägst ja noch deine ganze Kleidung. Und zugedeckt bist du auch gar nicht." Ich sehe an mir herunter. Ich trage immer noch Jeans und Bluse. "Ich wollte mich nach dem Tortentermin eigentlich nur kurz hinlegen. Den Schlaf habe ich wohl gebraucht." Lucian steht auf und geht ins Ankleidezimmer. Danach kommt er in seiner Schlafhose wieder heraus und geht ins Bad. Seufzend stehe ich auch auf und gehe mir auch ein Nachthemd anziehen. Danach gehe ich Lucian hinterher ins Bad. Wir putzen Zähne, waschen uns kurz das Gesicht und gehen dann ins Bett. Wir kuscheln uns eng aneinander und ich genieße seine Wärme. "Ich hatte heute etwas Bauchweh.", sage ich irgendwann. Lucian sieht mich besorgt an. "Denke es war einfach etwas viel los die Tage." Er nickt. "Wir können morgen zum Arzt fahren.", "Ich weiß nicht. Denke es war einfach das Wachsen und der Stress. Aber vielleicht hast du Recht. Sicher ist sicher." Er seufzt und küsst mich auf den Kopf. Ich weiß, dass er sich Sorgen macht. Ich mache mir auch Sorgen. Ich mache das Licht aus und kuschle mich wieder an seine warme Brust. Fast sofort schlafe ich wieder ein.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now