Kapitel 56

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Ich schlüpfe in eine Sporthose und ein Sweatshirt. Meine Haare binde ich unordentlich zu einem Dutt hoch und dann gehe ich zurück ins Schlafzimmer. Lucian beobachtet mich, wie ich meine Handtasche packe. Er liegt mit ausgestreckten Beinen auf dem Bett, die Decke bis zur Hüfte gezogen, um seinen nackten Körper wenigstens zur Hälfte zu bedecken und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Eben als ich ins Bad gegangen bin, hat er noch geschlafen. "Wo willst du denn so schnell hin?", fragt er. "Ich muss zum Frauenarzt. Ich möchte sichergehen, dass alles in Ordnung ist, bevor wir in den Urlaub fliegen. Wo ist denn bloß mein Handy?" Den letzten Satz murmle ich gedankenverloren. Ich bin schon spät dran. "Zum Frauenarzt? Ohne mich?", "Ja, du hast noch einen Termin, glaube ich. Jedenfalls sagte Pedro sowas in der Richtung. Wenn ich zurück bin, müssen wir langsam zum Flughafen. Du solltest also nicht mehr zu lange im Bett liegen." Ich entdecke mein Handy auf dem Nachtschrank und gehe hin, um es in meine Handtasche zu stecken. "Sind unsere Sachen gepackt? Wohin fliegen wir?", fragt er neugierig. "Ja und sage ich dir nicht. Ich muss jetzt los. Bis später." Ich krabble auf das Bett, um ihm einen Kuss zu geben. "Lass mich nicht zu lange warten. Und komm mit guten Nachrichten zurück." Ich nicke lächelnd, dann klopft Percy an die Tür und ruft, dass es Zeit ist, aufzubrechen. Schnell schnappe ich mir meine Jacke und eile nach unten, wo ich schnell in den Wagen steige. Die Fahrt zur Praxis dauert nicht lange und im Parkhaus ist es leer, deshalb sage ich meinen beiden Begleitern, dass ich allein mit dem Aufzug nach oben fahre. Die Praxis ist wie bei meinem letzten Besuch leer und die Schwester am Empfang führt mich zum Sprechzimmer der Ärztin. "Guten Morgen.", begrüße ich sie und setze mich. "Einen wunderschönen guten Morgen, Königin Charlotte. Und meinen Glückwunsch zur Hochzeit und zur Krönung." Ich bedanke mich mit hochroten Wangen. "Wie geht es Ihnen? Ich habe die Berichte vom Krankenhaus zugeschickt bekommen." Gut, sie weiß also, dass ich noch ein zweites mal Blutungen hatte. "Ich glaube gut. Jedenfalls ist gestern und heute Nacht nichts weiter vorgefallen.", erkläre ich. "Das ist gut. Dann wollen wir doch mal nachsehen. Wir machen erstmal einen einfachen Ultraschall, danach würde ich gern nachsehen, ob der Muttermund geschlossen ist, um sicherzugehen, ob alles in Ordnung ist. Danach werden wir noch Bauchumfang messen und die Waage wartet auch.", sagt sie und setzt sich ihre Brille auf. Ich stehe auf und lege mich auf die Liege, ehe ich meinen Bauch frei mache. "Vorsicht, das könnte ein wenig kalt werden.", warnt sie mich und macht etwas Gel auf meinen Bauch. Danach setzt sie das Gerät auf und sucht ein wenig. "Hier ist Baby Nummer eins.", sagt sie leise und klickt mit der Maus umher. Ich drehe den Kopf, um den Bildschirm zu sehen. Dann sucht sie weiter und klickt wieder. "Und hier sind beide zu sehen. Das zweite Baby versteckt sich ein wenig. Aber sie sind gut entwickelt, ihrem Alter entsprechend. Es sind auf jeden Fall zweieiige Zwillinge. Deshalb ist der Bauch auch schon so deutlich sichtbar. Obwohl ich sagen muss, dass gestern trotz des enges Kleides nichts zu sehen war." Ich grinse. "Das liegt daran, dass alles gut weggeschnürt wurde. Ich hoffe, dass das nicht schlimm war.", gebe ich zu bedenken. Schon als man mich angezogen hat, hatte ich etwas Angst, dass das nicht gut sein könnte. "Ach, es sieht alles gut aus. Kein Grund zur Sorge. Ich könnte heute schon das Geschlecht des einen Babys sagen. Das andere versteckt sich immer noch zu sehr, um es zu erkennen aber das erste zeigt sich heute endlich klar und deutlich." Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Aber dann frage ich mich, ob Lucian nicht vielleicht dabei sein will, wenn wir es erfahren? Andererseits hat er gesagt, dass ich mit guten Nachrichten zurückkommen soll und wenn wir das Geschlecht des anderen Babys erfahren, könnte er ja wieder mitkommen. "Ich möchte es gern wissen.", sage ich schließlich. Die Ärztin grinst breit. "Für einen Thronerben ist definitiv gesorgt. Das eine Baby ist auf jeden Fall ein Junge." Das nenne ich doch mal eine gute Nachricht. Strahlend streiche ich mir mit den Händen über mein Gesicht. "Gott, das ist unglaublich.", sage ich überwältigt. Die Ärztin reicht mir ein paar Papiertücher und ich mache mir den Bauch sauber. Danach gehen wir nach nebenan und ich muss mich untenrum frei machen, ehe ich mich auf den Stuhl setze. "Es ist alles in bester Ordnung. Bitte einmal nur in Unterwäsche auf die Waage stellen." Ich ziehe meinen Slip wieder an und ziehe mir das Sweatshirt über den Kopf. Dann stelle ich mich auf die Waage und die Ärztin notiert alles. Noch den Bauchumfang und ich kann mich wieder anziehen. "Wir möchten heute in den Urlaub fliegen, ist das in Ordnung? Oder wäre ein Flug zu riskant?", frage ich zögerlich und setze mich wieder vor den Schreibtisch. "Da alles in Ordnung ist, steht dem nichts im Wege. Außerdem ist etwas Entspannung genau das richtige." Ich strahle. Gott sei Dank. Mein Blick fällt auf die Uhr. Oh je, so spät schon. Die Ärztin bemerkt meinen Blick und lächelt. "Die Bilder können Sie sich am Empfang abholen und in vier bis fünf Wochen sehen wir uns wieder.", "Vielen Dank.", lächle ich und gehe raus zum Empfang. "Würden Sie sich wegen des Termins mit meinem Assistenten in Verbindung setzen?", bitte ich die junge Frau und gebe ihr Percys Nummer. "Aber natürlich. Hier ist Ihr Pass, die Bilder habe ich mit reingepackt.", erwidert sie. "Vielen Dank. Einen schönen Tag." Ich fahre mit dem Aufzug runter in die Tiefgarage und steige in den SUV. Es ist jetzt kurz nach dreizehn Uhr. Gegen halb zwei werde ich also im Schloss sein. Nochmal frisch machen, unserer Familie tschüss sagen und dann los zum Flughafen. Die Fahrt dauert auch gut eine halbe Stunde. Ja, alles noch im Rahmen. "Ist Lucian schon von seinem Termin zurück?", frage ich. Die Securitys sehen einander ratlos an, dann spricht einer der beiden in sein Mikro. "Der König ist noch nicht auf dem Rückweg.", bekomme ich als Antwort. Na toll. Ich seufze und hole meinen Mutterpass aus meiner Handtasche, um mir die Ultraschallbilder anzusehen. Sie sind so wunderschön. Ich kann es kaum erwarten, die Zwei kennenzulernen. Und ich kann es auch kaum erwarten, das Geschlecht des anderen Babys zu erfahren. Aber erstmal haben wir Urlaub.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now