Kapitel 54

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Als das viele Winken endlich ein Ende hat, gehen wir wieder rein und ich atme auf. Meine Güte, was für eine Aufregung. Und das hat auch noch lange kein Ende, schließlich beginnt die Party erst noch. Aber jetzt haben wir erst einmal einen Moment für uns. Dachte ich jedenfalls, denn kaum haben sich die Balkontüren hinter uns geschlossen, springt meine Mutter mir entgegen und zieht mich fest in ihre Arme. "Mom!", rufe ich überrascht und greife schnell mit der Hand an meinen Kopf, da die Krone beinahe heruntergefallen wäre. "Oh je, entschuldige. Ich bin nur so glücklich.", seufzt sie. Sie nimmt mein Gesicht in ihre weichen warmen Hände und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. "Oh du meine Güte, mein Lippenstift färbt ab.", sagt sie entsetzt. Mir klappt der Mund auf. "Mom!", rufe ich erneut. Lucian lacht und reibt leicht mit dem Daumen über meine Stirn. "Und weg ist es. War nicht sehr doll." Mama tritt beiseite und macht meinem Vater Platz, der mich lange umarmt und mir einen Kuss auf die Wange gibt. "Ich freue mich so für euch." Er und Mom umarmen auch Lucian und ich beobachte sie dabei. Aber dann hat Jason meine volle Aufmerksamkeit. "Wow. Du siehst verdammt heiß aus in diesem Anzug.", sage ich und betrachte ihn gleich mehrmals von oben bis unten. Er wackelt mit den Augenbrauen und dreht sich. "Oder?", sagt er arrogant und grinst. Aber dann umarmt er mich ebenso fest wie Dad. "Herzlichen Glückwunsch, kleine Schwester." Auch Marlene und Frederick beglückwünschen uns, dann sind da noch Collin und Eliza und wir können wieder etwas aufatmen. Was für ein aufregender Tag. "Wir sollten Anstoßen.", sagt Marlene und winkt einen Bediensteten herbei, der mit einem Tablett bewaffnet ist. Er reicht jedem ein Glas Champagner, mir ein Glas Wasser. "Auf Euch. Und auf die neue Königin von Carwona." Ich erröte. Sehr königlich. "Ich störe ungern.", meldet sich Percy räuspernd zu Wort. "Oh nein nein. Wir müssen uns sputen.", sagt Marlene und leer ihr Glas in einem Zug. "Die Bilder müssen gemacht werden.", fährt sie fort und stellt das Glas zurück auf das Tablett. Oh man. Was für ein Gehetze. Wir gehen zum Thronsaal, wo vor einer Wand zwei Stühle aufgestellt wurden und ein Fotograf sein Equipment aufgebaut hat. Lucian und ich setzen uns und unsere Familie verteilt sich hinter und neben uns. Der Fotograf gibt noch ein paar Anweisungen, wie sich alle hinstellen und in die Kamera schauen sollen, dann drückt er mehrmals ab, bis er ein schönes Bild hat, was offensichtlich nicht leicht war, da das ganz schön lange gedauert hat. Man kann von Glück reden, dass wir keine kleinen Kinder hier stehen haben, denn sonst hätte das ganze vermutlich noch viel länger gedauert. "In Ordnung, jetzt noch Bilder im Schlosspark mit dem Brautpaar allein. Dann ist es nachher auch höchste Zeit." Ich sehe Percy schmunzelnd an, der mit seinem Anzug ziemlich gut aussieht. "In Ordnung, gehen wir. Ich habe eine kleine Überraschung für dich.", flüstert Lucian und führt mich aus dem Thronsaal. Der Fotograf, seine Assistentin und Percy begleiten uns. Wir gehen hinten aus dem Schloss heraus und der Fotograf sieht sich schon nach schönen Plätzen für Fotos um. "Ich möchte bitte ein paar Fotos mit dem kleinen Bäumchen am Brunnen.", sage ich. Lucian sieht zu mir. "Eine schöne Idee." Ich nicke. "Mach kurz die Augen zu, ja?" Verwirrt runzle ich die Stirn, schließe aber meine Augen. Es sind Schritte zu hören und ich warte ein paar Minuten, bis Lucian mir sagt, dass ich meine Augen öffnen kann. Mir klappt der Mund auf. Neben Lucian steht Mystic, dem das Fell auf Hochglanz geputzt und die Mähne wunderschön eingeflochten wurde. Er trägt lediglich seine schwarze Lacktrense und ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Er ist so wunderschön. "Ich hätte gerne ein paar Fotos mit ihm. Oder was sagst du?", fragt Lucian. "Oh Gott, er ist so wunderschön.", schluchze ich. Mein Ehemann lacht und Mystic beginnt langsam ungeduldig mit dem Huf zu scharren. "Na na, das lassen wir mal.", sagt Lucian. Ich gehe zu meinen beiden hübschen Männern. Mystic streichle ich die Nase und Lucian gebe ich einen Kuss. Wir bewegen uns frei im Garten, machen viele Fotos mit Mystic, irgendwann dann aber alleine. Nach zwei Stunden habe ich aber langsam schmerzende Füße und ziehe deshalb meine Schuhe aus. Der Fotograf bittet mich, meine beiden Ringe einen Moment abzunehmen. Er steckt sie nacheinander vorsichtig in eine blühende Rose und macht Fotos von ihnen. Das sieht sicher sehr schön aus. Dann soll ich sie wieder anlegen und er macht Nahaufnahmen meiner Hände, die dank meiner Stylisten von Heute morgen perfekt aussehen. Nach einer weiteren Stunde sind wir endlich fertig. Wir gehen wieder rein und mir wird der Schleier abgenommen, da er einfach viel zu lang ist. "Und jetzt lass uns endlich feiern gehen. Und tanzen. Ich will den ganzen Abend mit dir tanzen.", sagt Lucian. Ich lächle und sehe runter zu meinen Füßen, die nun wieder in den hohen Schuhen stecken. "Nun ja, mal sehen, was meine Füße dazu sagen." Er lacht, dann sieht er sich einmal um. Hier und da stehen Bedienstete herum aber kein Gast oder ein Familienmitglied in Sicht. "Geht es dir gut?", fragt er schließlich und sein Finger streichelt über meinen Bauch. "Ich denke ja. Ein wenig müde und kaputt aber ansonsten gut." Ich lege meine Hände auf meinen Bauch. "Uns geht es gut." Zufrieden küsst er mich auf die Stirn, dann nimmt er meine Hand und wir gehen zum Ballsaal, wo unsere Gäste auf uns warten. Und dann wird mir plötzlich wieder bewusst, aus was für Leuten unsere Gästeliste besteht. Ich entdecke die Queen von Englang und William und Kate. Ich entdecke den Spanischen König und seine Frau. Und viele mehr. Kurz zögere ich aber Dank Lucians selbstbewusstem Auftreten, verfliegt meine Angst direkt wieder. Wir nehmen eine ganze Stunde lang Glückwünsche entgegen, dann wird uns bescheid gegeben, dass nun die Torte serviert wird. "Komm." Lucian nimmt meine Hand und wir gehen in die Mitte des Saals. Als die großen Flügeltüren aufgehen, wird die Torte mit musikalischer Begleitung hereingeschoben. Die Conditorin stellt sich neben ihr Werk, mit dem sie sich absolut selbst übertroffen hat. Sie erntet eine Menge Applaus und ich bin absolut begeistert. Die Torte ist einfach wunderschön. Sie kommt zu uns, macht eine kleine Verbeugung. "Vielen Dank. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Sie ist unfassbar schön.", seufze ich verträumt. "Das freut mich wirklich sehr. Es war mir eine Ehre, diese Torte backen zu dürfen. Nur die vierte Torte von unten bitte nicht essen, sie hat eine Beerenfüllung und da ist auch Himbeere dabei.", "Vielen Dank für die Warnung. Aber ich werde sowieso nur die ganz unten essen. Die war nämlich mein Favorit.", grinse ich. Die Conditorin dreht sich um und nimmt ein Kissen mit einem großen Messer darauf. "Guten Appetit, Majestäten.", lächelt sie. Lucian nimmt das Messer und gibt es mir, ehe er seine Hand über meine Legt und wir jede Torte einmal anschneiden. Es werden Fotos gemacht, geklatscht und Bewunderungen ausgesprochen. "Die untere möchtest du?", fragt Lucian noch einmal. Ich nicke. Die war bei der Verkostung wirklich am besten. Wir schneiden also ein kleines Stück heraus und legen es auf einen Teller. Er nimmt eine Gabel und füttert mich mit dem ersten Bissen. "Oh wow. Das ist wirklich ein Traum.", seufze ich und nehme nun die zweite Gabel, damit ich Lucian einen Bissen geben kann. Er schluckt und schließt die Augen. Dann dreht er sich zur Conditorin. "Das ist Weltklasse.", sagt er und nimmt sich den nächsten Bissen. Kichernd überlasse ich ihm den Teller und sehe nun dabei zu, wie zwei Bedienstete unsere Gäste mit Torte versorgen. "Darling? Möchtest du noch?", fragt Lucian sanft. Ich drehe mich zu ihm. "Nein, vielen Dank. Aber ich würde gern ein Stück für morgen aufheben, wenn mein Magen wieder mehr verträgt.", sage ich. "Und eines müssen Sie einfrieren, um es in einem Jahr zu essen.", fügt die Conditorin hinzu. Lucian sieht zum Teil verwirrend, zum Teil angewidert aus und ich lache. "Das ist ein Brauch. Man friert ein Stück der Hochzeitstorte ein, um es am ersten Hochzeitstag zu essen. Und es wird auch nicht schlecht, keine Sorge. Ist doch schließlich eingefroren.", erkläre ich. "Na gut, dann machen wir das natürlich." Er wendet sich an einen der beiden Männer, die Kuchen verteilen. "Schneiden Sie bitte zwei große Stücken der untersten Torte ab und legen eines davon für morgen beiseite und das andere soll bitte eingefroren werden." Der Mann nickt und folgt den Anweisungen sofort. "Erledigt. Jetzt muss ich mich einen Moment setzen.", seufzt er und nimmt meine Hand. "Sehr gute Idee.", stimme ich zu. Gemeinsam gehen wir zu unseren Plätzen, die wir nun heute zum ersten Mal in Beschlag nehmen. Es ist gerade mal später Nachmittag, der Tag wird noch lang und meine Füßen bringen mich jetzt schon fast um. Ich lasse den Blick schweifen und entdecke die Queen, wie sie ein Stück meiner Hochzeitstorte isst. "Das ist so wierd.", murmle ich. Lucian sieht mich an und ich deute unauffällig auf die alte Dame. Er schmunzelt. "Scheint zu schmecken." Ich nicke. "Aber ich meine eher, dass sie hier ist. Auf meiner Hochzeit.", murmle ich weiter. Meine Hand geht zu meinem Kopf, wo noch immer die Krone in meinem Haar festgesteckt ist. Auch Lucian trägt seine Krone noch. Wenn alle mit Kaffee und Kuchen fertig sind, werden wir uns kurz zurückziehen. Die Kronen werden dann abgesetzt und Lucian tauscht seine Uniform gegen seinen heißgeliebten Smoking. Damit wird dann offiziell der Abend eingeleitet und es gibt Abendessen. Nach dem Abendessen verabschieden sich dann Gäste wie die Queen. Also die älteren Gäste, um es höflich auszudrücken. "Lotti?" Ich zucke und sehe meinen Mann an. "Ich rede mit dir.", sagt er lachend. "Entschuldige, ich war in Gedanken. Was hast du denn gesagt?", "Ob ich kurz woanders mit dir sprechen kann. Ich möchte dich etwas fragen." Wenn das nicht hier geht, muss es ja etwas ernstes sein. "Klar.", sage ich unsicher. Wir stehen auf und gehen raus. Auch hier wird Musik gespielt und unsere Gäste vertreten sich an der frischen Luft die Beine. Als wir uns außer Hörweite befinden, bleibt Lucian stehen. "Schau nicht so besorgt, es ist nichts schlimmes. Ich möchte dich nur etwas fragen." Er sieht sich noch einmal um, dann streichelt sein Finger wie so oft über meinen Bauch. "Was hälst du davon, wenn wir es vor dem Abendessen unseren Gästen erzählen?" Mir klappt der Mund auf. "Bist du verrückt? Nein, Lucian.", sage ich schnell. "Aber wieso nicht?", "Weil ich gerade zweimal wegen Komplikationen im Krankenhaus war. Was ist, wenn wir es heute verkünden, obwohl wir noch keine Kinder bekommen dürften, und morgen liege ich schon wieder im Krankenhaus und es ist vielleicht alles zu spät? Ich möchte das nicht, Lucian, bitte. Nicht heute." Er seufzt und lässt traurig die Schultern hängen. "Gib mir noch ein paar Tage. Ich habe doch bloß Angst. Lange kann ich meinen Bauch sowieso nicht mehr verstecken.", schlage ich vor und trete einen Schritt näher an ihn heran. Er legt einen Arm um meine Taille, damit er mich näher an sich ziehen kann. "In Ordnung. Aber allerspätestens nach dem Urlaub geben wir es bekannt." Einverstanden nicke ich. "Wieso willst du es denn plötzlich bekannt geben?", frage ich, da es mich schon sehr wundert, dass er es plötzlich wieder so eilig hat. "Ich weiß nicht. Vielleicht möchte ich einfach unser Glück mit der ganzen Welt teilen." Ich lächle sanft. "Ich weiß, das verstehe ich doch auch. Aber wir sollten dennoch ein klein wenig warten. Nur zur Sicherheit. Und wenigstens heute noch. Mehr Glückwünsche ertrage ich heute nämlich nicht.", "Majestät.", unterbricht uns jemand. Wir erschrecken uns tierisch. "Verflucht nochmal! Pedro!", flucht Lucian leise. "Entschuldigt die Störung, aber es ist nun Zeit, die Garderobe zu wechseln. Das Essen wird in einer Stunde serviert.", sagt Pedro und wird etwas rot um die Nase, weil es ihm unangenehm ist, dass er uns so sehr erschreckt hat. Mein Herz rast noch immer wie ein Rennwagen der Formel1. "Oh, aber sicher. Wir kommen." Lucian bietet mir seinen Arm an und wir gehen gemeinsam mit Pedro hoch auf unser Zimmer.

Sei meine KöniginWhere stories live. Discover now