Die Wahrheit kommt heraus

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Keine Sekunde, nachdem er diese Worte gesagt hatte, brach Rikio zusammen und knallte mit einem Rumps zu Boden. Für einen Moment rührte sich niemand von uns, bevor Yata und ich gleichzeitig zu ihm rannten und ihm halfen, sich auf eine der Bänke zu setzen.
"Was ist passiert?", fragte ich erneut, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verhört hatte.
"Anna...", flüsterte er keuchend. "Sie wurde entführt."
"Was?!", riefen Yata und ich im Chor.
"Wer war das?", hackte Yata nach.
"Die Grünen."
"Die Grünen?", wiederholte ich. "Das ist der fünfte Clan, oder?" Fragend blickte ich zu Yata, der nur schweigend nickte. *Der grüne Clan...* Was wusste ich eigentlich darüber? So gut wie gar nichts, noch nicht einmal, was deren Fähigkeit war.
Ein lauter Schlag ertönte und irgendwas aus Holz ging kaputt. Ich schaute auf und entdeckte einen kaputten Tisch, der in der Mitte geteilt wurde. Vor ihm stand Mikoto mit einem finsteren Gesichtsausdruck.
"So wütend habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.", flüsterte mir Yata zu. "Das letzte Mal war in der Nacht, in der Tatara fast gestorben wäre."
Dann musste Mikoto wirklich sauer sein, was ich nachvollziehen konnte. Allerdings konnte unser ehemaliger König noch weniger tun als wir, denn er hatte seine Flammen verloren. Yata und ich wechselten Blicke, bevor ich meinen Mund öffnete und ganz vorsichtig fragte: "Was sollen wir jetzt machen, Mikoto?"
"Was weiß ich!", knurrte er uns an, den Kopf gesenkt und seinen Blick starr auf den Tisch vor sich gerichtet. Seine roten Haare hingen ihm teilweise ins Gesicht und er biss sichtlich seine Zähne zusammen.
Sofort war ich wieder still und schaute selbst zu Boden, bis ein schmerzhaftes Stöhnen meine Aufmerksamkeit weckte. "Rikio..?" Ich drehte mich zu ihm und bemerkte das viele Blut an seinen Kleidern. "Du bist verletzt." Augenblicklich nahm ich seine Hand und begann ihn zu heilen. "Waren die das auch?"
"Ja, sie haben uns überwältigt... aua, Amy, du tust mir weh."
"Was...? Oh, entschuldige." Sofort ließ ich seine Hand los, nachdem ich sie reflexartig aus Wut mit meiner zusammengedrückt hatte. 
"Schon gut. Ich kann dich verstehen." Er lächelte mich an und ich lächelte leicht zurück, auch wenn mir überhaupt nicht danach war.
"Mir reicht's.", rief Yata und sprintete zur Tür. "Ich werde hier garantiert nicht rumsitzen und Däumchen drehen, während die Anna sonst etwas antun können!"
"Warte noch!", befahl ich und er blieb augenblicklich stehen. Ich wandte mich zurück an Rikio. "Hast du die Flammen eingesetzt?"
"Ja, aber irgendetwas war anders als sonst. Ich konnte nicht ihre volle Kraft entfalten.", erklärte er, während er auf seine Hände starrte.
"Verstehe.", sagte ich und richtete mich auf. "Yata, es bringt nichts, jetzt ohne einen Plan loszustürzen. Die haben Rikio einfach so mit links fertig gemacht, also wirst du wohl kaum gegen sie ankommen."
"Das war aber nur, weil er seine Kräfte nicht richtig eingesetzt hat!"
"Bei dir wird es nicht anders sein."
"Woher willst du das wissen?"
Ich schloss meine Augen für einen Moment, bevor ich mich an unseren ehemaligen König wandte. "Verdammt, Mikoto! Du musst es ihnen endlich erzählen."
Alle Blicke richteten sich auf ihn, woraufhin er seufzte. "Du hast wohl Recht. Ich bin kein König mehr." Er erzählte ihnen die ganze Geschichte und dann verstanden Yata und Rikio endlich, warum Mikoto so gehandelt hatte.
"Deswegen wirst auch du keine Chance gegen die Typen haben.", erklärte ich ihm. "Außerdem wissen wir noch nicht einmal, wo genau sie Anna hin gebracht haben."
"Die Silbernen könnten es wissen.", meinte Rikio. "Sie haben versucht zu helfen und haben die Grünen anschließend verfolgt."
"Das sagst du erst jetzt!" Yata warf mir einen Blick zu.
"Schon dabei." Ich holte mein Handy heraus und rief Kurohs Nummer an, doch leider ging nur der Anrufbeantworter ran. "Hallo Kuroh, sobald ihr etwas über Annas Aufenthaltsort wisst, ruft mich sofort an.", sprach ich und legte anschließend auf. "Im Moment können wir nichts anderes machen als zu warten. Und was dich angeht, Rikio: Du wirst dich erst einmal ausruhen. Mag sein, dass ich jegliche Art von Verletzungen heilen kann, aber dein Körper braucht jetzt trotzdem Erholung."
"Amy, deine Mittagspause ist gleich zu Ende. Du musst zurück in die Schule.", merkte Mikoto an.
"Wie könnte ich in einer solchen Situation in die Schule gehen?"
"Du hast es vor einer Minute selbst gesagt: Wir können gerade nichts tun außer zu warten. Wir geben dir Bescheid, sobald wir etwas Neues wissen." 

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