Battle

849 42 0
                                    

Es war früh am Morgen, kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, als ein Knall den Boden unter unseren Füßen erschütterte. Neben mir erwachte Anna auf dem Sofa, auf dem wir es uns gestern Nacht noch gemütlich gemacht hatten. Es stand in so eine Art Aufenthaltsraum für die Schüler, was aber egal war. Hier hatten wir im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern von Homra wenigstens ein bisschen Schlaf bekommen, denn die hatten die ganze Nacht Wache halten müssen, falls die Blauen angegriffen hätten.
"Was war das gerade?", fragte Anna.
Ich zuckte mit den Schultern. "Lass uns nachsehen."
Als Antwort bekam ich ein kurzes Nicken und wir verließen das Zimmer, vor dem Shohei in der Nacht Wache gehalten hatte. Mit ihm zusammen machten wir uns auf den Weg zum Direktorat. Als wir dort ankamen, schauten bereits alle aus dem Fenster: Hinter einem kleinerem Gebäude des Schulkomplexes stieg Rauch auf.
"Eine Bombe?", fragte ich. "Was haben sich die Blauen nur dabei gedacht?"
"Das waren nicht die Blauen.", korregierte mich Izumo ohne seinen Blick von draußen abzuwenden. "So etwas sieht ihnen nicht ähnlich. Ich habe da jemand anderen im Verdacht."
"Der farblose König?"
Izumo nickte und holte sein Handy heraus. "Yata? Sag allen Bescheid, dass sie sich am Eingang versammeln sollen. Die Blauen kommen." Danach legte er wieder auf.
"Lass mich raten, sie kommen, weil sie denken, dass wir für die Explosion verantwortlich waren, oder?"
"Ja und das heißt, dass unsere Suche nach dem farblosen König erschwert wird."
Mikoto stieß sich von der Wand ab, an die er sich noch bis eben gelehnt hatte, und ging wortlos zur Tür. Anna streckte ihre Hand aus, um ihn festzuhalten, erreichte ihn jedoch nicht mehr.
"Es wird sicher alles gut.", versuchte ich sie zu beruhigen, wobei ich nicht einmal selbst daran glaubte. Warum also versuchte ich es ihr dann einzureden? Vielleicht glaubte ich doch noch irgendwo tief in mir drinnen, dass wir in ein paar Tagen genauso wie früher in der Bar saßen.
Keine zehn Minuten hatte sich Scepter 4 mit gezogenen Schwertern am Eingang der Schule versammelt. Gegenüber von ihnen standen die Mitglieder von Homra, dir ihren Schlachtruf riefen: "No Blood! No Bone! No Ash!"
Die einzigen, die nicht am Kampf beteiligt waren, waren Izumo, Anna und ich. Mikoto konnte ich auf dem Schlachtfeld nicht sehen, wusste aber dass er dort irgendwo war. Wie das ganze wohl ausgehen würde?
Gebannt schauten wir zu dritt aus dem Fenster auf dem Hof, wo der Kampf nun in vollem Gange war. Bei dem Gedanken daran, dass meine Freunde da draußen kämpften und ich hier nichts tuend rumsaß, begann mein Magen zu schmerzen. Ich wollte ihnen helfen, an ihrer Seite kämpfen. Also stand ich auf. "Ich werde mitkämpfen.", verkündete ich und wollte gehen.
Doch Izumo hielt mich auf. "Du bleibst hier.", sagte er in einem ruhigen Ton. "Wir können es uns nicht leisten, dass du verletzt wirst. Schließlich..."
"Schon klar: Ich bin die einzige mit Heilkräften hier." Mit verschränkten Armen setzte ich mich zurück auf den Stuhl. Ich sollte meine Kräfte für später sparen. Homras Stratege hatte gesprochen.
Anna kam zu mir gelaufen. "Du machst dir Sorgen."
Ich nickte und schaute aus dem Fenster auf den großen Platz, auf dem der Kampf bereits in vollem Gange war. Wie gerne hätte ich ihnen geholfen. *Bitte, bitte, passt auf euch auf.*
In der Ferne entstanden zwei Schwerter des Damokles, ein blaues und ein rotes. Es hatte begonnen. Anna nahm meine Hand. Sie schien genauso nervös zu sein wie ich. "Wir schaffen das schon. Das haben wir immer getan.", flüsterte sie. "Nächste Woche sitzen wir bestimmt wieder alle in der Bar und lachen zusammen."
Ich nickte und schaute zu Izumo, der ebenfalls nach draußen blickte. Wahrscheinlich war er anderer Meinung. Als Nummer zwei bei Homra wusste er bestimmt, wie es wirklich um Mikoto stand. Und dann noch diese Aussage gestern: *Pass gut auf alle auf.* Würde Mikoto etwa nicht mehr zurückkehren? Nein, das würde er uns nicht antun. *Klar würde er das nicht tun. Aber was ist, wenn er gar nickt zurück kommen kann?* Wenn das Damokles fiel, würde er sterben.
Das war alles nur die Schuld dieses Typen, der versucht hatte, Tatara umzubringen. Ganz allein seine. Ich stand auf. "Was hast du vor?", fragte Izumo.
"Ich werde *ihn* suchen gehen.", erklärte ich. "Die anderen können schließlich gerade nicht."
"Aber..."
"Bitte!", unterbrach ich ihn. "Ich halte es nicht aus, hier nur rumzusitzen und nichts zu tun. Und ich werde mich auch vom Kampf fernhalten und natürlich auch in Reichweite bleiben."
"Verstehe..." Mehr sagte er nicht.
"Danke.", meinte ich, nahm mekn Skateboard und rannte aus dem Raum. Sobald wir den Typen gefunden hatten, war der Kampf vorbei. Dann musste niemand mehr sein Leben riskieren. Dann war alles wieder gut. Dann konnten wir wieder jeden Tag in der Bar Spaß haben. Dann konnte Tatara endlich wieder zurückkehren.
Das Schulgebäude war wie ausgestorben, während ich auf meinem Skateboard durch die Gänge fuhr. Gestern Abend war die Überprüfung der Schüler noch beendet worden, nur leider ohne Erfolg. Er war also anscheinend nur zu Besuuch hier und nicht unter den Schülern. Deshalb wurden die Schüler ins Wohnheim gebracht, wo sie die ganze Nacht bewacht worden waren, dass keiner abhauen konnte. Naja, zumindest konnte mich jetzt keiner von denen stören.
Ein schnelles Zischen riss mich aus meinen Gedanken. Instinktiv sprang ich vom Skateboard und ließ ich mich zu Boden fallen, gerade noch rechtzeitig wie ich feststellen musste. Nur ein paar Zentimeter über meinem Kopf hatte sich eine Gewehrkugel in die Wand gebohrt. Wenn ich nur eine Sekunde später reagiert hätte, befände sich die Kugel jetzt in meinem Kopf. Keine Ahnung, ob meine Heilkräfte auch in so einem Fall eingesetzt hätten, aber ich wollte das auf keinen Fall testen.
Vorsichtig erhob ich mich wieder, jedoch nur soweit, dass ich aus dem Fenster sehen konnte. Mein Angreifer befand sich auf dem Dach des Gebäudes gegenüber von dem, in dem ich mich befand. Er trug den Anzug von den Blauen, was eigentlich darauf schließen ließ, dass er zu ihnen gehörte. Aber normalerweise benützten die Blauen Säbel und keine Gewehre. Das machte mich stutzig.
Meine Vermutung wurde bestätigt, als der Typ mich entdeckte um mit einem breiten Lächeln angrinste. Auch von weitem erkannte ich den Gesichtsausdruck, den ich mein Leben lang nie vergessen würde. Das war er! Das war der Typ, der Anna, Tatara und mich angriffen hatte. Aber warum sah er komplett anders aus als damals? Nur das wahnsinnige Lächeln waren gleich.
Ich verlor keine weitere Sekunde und rannte los. Den würde ich mir schnappen! Das Gesicht des Typen verschwand wieder hinter dem Zielrohr des Gewehrs. Doch dieses Mal hatte eindeutig etwas anderes im Visier. Ich schätzte den Winkel ab, in dem das Gewehr nach unten gerichtet war. Sein Ziel musste sich im ersten Stock befinden. Und die Richtung... er zielte genau auf den Gang, von dem aus man das Direktorat betreten konnte.
Ich holte mein Handy heraus und tippte auf Izumos Nummer. "Ja?"
"Ich hab ihn, Izumo!", keuchte ich vom rennen etwas aus der Puste. "Er sitzt auf dem gegenüberliegenden Gebäude und zielt mit einem Gewehr auf den Gang vor dem Direktorat. Ihr dürft es also nicht verlassen."
"In Ord... Anna, warte!"
Ein Schuss ertönte und ich sah wie etwas kleines durch die Luft in Richtung des Direktorates flog. Ruckartig blick ich stehen. "Izumo! Was ist bei euch los?! Was ist mit Anna?!", rief ich panisch in mein Handy.
Kurz war Stille, doch dann antwortete Izumo endlich: "Ihr geht es gut, sie ist nur bewusstlos." Erleichterung machte sich in mir breit. "Es war echt knapp. Aber es war einer von den Blauen, der geschossen hat."
"Ich weiß, doch ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er es ist. Vielleicht kann er seine Gestalt verändern, oder so. Auf jeden Fall ist er es."
"Wie dem auch sei, er ist jetzt weg."
Ich warf einen Blick zum Dach und tatsächlich war er verschwunden. "Mist!", fluchte ich.
"Wir schnappen ihn schon noch."
"Ja, ich nehme sofort die Verfolgung auf." Ohne auf eine Antwort zu warten legte ich auf.

Ja, ich lebe auch noch. Nach meinen beiden mündlichen Prüfungen und einer freiwilligen Nachprüfung, hab ich jetzt endlich mal frei.

Eigentlich hätte dieses Kapitel noch viel länger werden sollen, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen.

Eure Lina

K-Project - Die wahre GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt