Begegnung

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"Und? Hast du schon was neues?", fragte Yata.
"Nein, leider nicht.", sprach ich seufzend in das Handy. Wie Izumo es uns gesagt hatte, hatten wir uns auf die Suche nach dem farblosen König gemacht. Wir mussten diesen Typen finden, bevor er noch größeren Schaden anrichtete. Wenn ich nicht da gewesen wäre, wäre Tatara gestorben. Dieser König ging wahrlich über Leichen.
Ich blickte in den Himmel. Die Sonne strahlte so schön. Eigentlich war es viel zu warm für diese Jahreszeit. *Verdammt!*, fluchte ich. *Wir wissen noch nicht einmal den Namen des Typen.* Das war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen: In der Stadt lebten Millionen von Menschen. Dem farblosen König hier zufällig über den Weg zu laufen, war so unwahrscheinlich wie ein sechser im Lotto. Ich drehte mich um und wollte weitergehen, als ich ich mit jemandem zusammen stieß. Unsampft landete ich auf dem Boden.
"Oh, Entschuldigung, ich habe dich nicht gesehen." Ich fasste mir an den Kopf. Das hatte echt weh getan. "Geht es dir gut?"
"Ja." Ich stand auf und blickte nun zum ersten Mal ins Gesicht des Remplers. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Dieses Gesicht.... ich kannte es leider nur zu gut. "Du...", brachte ich nur heraus.
"Kennst du mich etwa?", fragte der Teenager, dem ich gegenüber stand. "Wohl eher doch nicht." Er begann zu lächeln. "Naja, vielleicht trifft man sich mal wieder. Tschüss!" Mit diesen Worten ging er weiter.
"Amy?", hörte ich Yata's Stimme aus dem Handy. "Amy! Was ist passiert?"
Langsam hob ich das Gerät und hielt es wieder an mein Ohr. "E-er ist hier.", stotterte ich. "Der farblose König..."
"Was?", rief Yata. "Ich bin in zwei Minuten bei dir."
"Warte!", versuchte ich ihn noch aufzuhalten, aber er hatte bereits aufgelegt. *Mist!* Ich rannte los. Wenn Yata ihn in die Finger bekam, würde er ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit töten wollen, was ich ihm auch keineswegs verübelte. Aber irgendetwas war dieses Mal anders gewesen. Ich hatte gedacht, dieses Gesicht und diese Stimme nie wieder vergessen zu können. Und nun hatte ich ihn fast nicht erkannt! Außerdem schien er mich auch nicht zu kennen. Entweder war er ein sehr guter Schauspieler oder etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Ich sprintete über die Straße. *Hier müsste er entlang gegangen sein.* Vielleicht handelte es sich nur um eine Verwechslung und jetzt war Yata hinter ihm her.
Da! Der Junge mit den silbernen Haaren kam gerade aus einem Geschäft heraus, als Yata schon auf seinem Skateboard und bewaffnet mit einem Baseball Schläger angefahren kam. Er holte mit dem Schläger aus. Der Junge bemerkte ihn noch rechtzeitig und wich aus. Stattdessen wurde die Scheibe unmittelbar hinter ihm getroffen und zerbrach.
Yata blieb stehen. "Endlich habe ich dich." Seine Stimme verriet, was er vor hatte.
Der Junge sprang auf und floh. Yata fuhr ihm sofort hinterher. Ich verfolgte die beiden, wobei man sagen musste, dass sie echt schnell waren. Moment, diese Richtung.... natürlich! Ich bog in eine Seitengasse ein. Glücklicherweise kannte ich mich in dieser Gegend so gut aus, um zua wissen, wo es hier Abkürzungen gab. Am Ende der Gasse rannte ich dann rechts. Von weitem konnte ich rote Flammen in den Himmel aufsteigen sehen. Diese Idioten setzten jetzt nicht ernsthaft ihre Kräfte mitten in der Innenstadt ein, oder? Ich seufzte, woraufhin ich wieder in eine Seitenstraße abbog und ruckartig stehenblieb. "Izumo?" Ich neigte überrascht den Kopf.
Er hatte sich an eine Hauswand gelehnt. "Sie werden gleich da sein." Offensichtlich hatte er genau den gleichen Gedanken wie ich gehabt.
Nur Momente später kam der Junge um die Ecke gerannt, gefolgt von Yata, Rikio und Shouhei. "Weg da!", rief er uns zu. "Ich will dich nicht schon wieder anrempeln."
Izumo nahm seine Zigarette, die er noch bis eben geraucht hatte, und warf sie in die Luft. Funken entsprechen ihr. Mit einer Handbewegung lotste er die Funken in Richtung des Jungen. Der blieb erschrocken stehen.
Plötzlich landete vor ihm ein Mann mit langen schwarzen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Er trug außerdem einen schwarzen Mantel. Ohne zu zögern zog er sein Schwert, mit dem er wie ein moderner Samurai aussah. Mit seiner Waffe wehrte er die Funken ab.
Überstürzt griff Yata auch ihn an, aber der Mann machte kurzen Prozess mit ihm: Mit einer durchsichtigen Hand, von der man nur die Umrisse sehen konnte, schleuderte er Yata durch die Luft. Zuletzt machte er ihn mit ein paar Nahkampf Techniken fertig, bevor er ihn gehen die nächste Hauswand warf.
"Yata!", rief ich.
Dann nahm der Typ den Jungen in den Arm und sprang mit ihm zusammen auf das nächste Dach. Er hatte wirklich eine hervorragende Sprungkraft. Doch das war unwichtig: Ich musste ihnen sofort hinterher! Gerade als ich losrennen wollte, hielt mich Izumo an meiner Kapuze fest. "Was soll das?" Ich versuchte mich zu befreien, aber Izumo war zu stark.
"Das war Yatogami Kuroh.", sagte er und ließ mich los. "Gegen den kommt ihr nicht einmal zu viert an."
"Woher willst du das wissen?", fragte Rikio.
"Er ist der ehemalige Versall des letzten farblosen Königs, der schwarze Hund.", kam als Anwort.
"Ich muss ihnen trotzdem hinterher.", meinte ich und wollte wieder losrennen.
Und erneut hielt mich Izumo an der Kapuze fest. "Das ist zu gefährlich. Wir werden den farblosen König noch kriegen, keine Angst. Aber jetzt solltest du dich lieber um etwas anderes kümmern." Er zeigte zu Yata, der sich bereits wieder aufgerappelt hatte und sich jetzt gegen eine Hauswand lehnte.
Ich nickte und ging zu ihm. "Warte..." Ich kniete mich neben ihm hin und nahm seine Hand, bevor ich begann, mich zu konzentrieren. Ich schloss die Augen. Seit dem Vorfall mit Tartara hatte ich meine Kräfte zwar nicht mehr eingesetzt. Trotzdem war ich mir sicher, dass es klappen würde. Eine angenehme Wärme stieg in mir auf. Meine Haare flatterten wild umher. Als die Augen wieder öffnete, waren alle Schürfwunden von Yata verschwunden. "Besser?"
"Viel besser." Er lächelte, sprang auf und wollte losrennen.
Aber Izumo war schneller und hielt auch ihn fest. "Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?"
"Doch." Yata hörte auf, sich zu wehren. "Dabei hatten wir ihn fast."
"Ich habe noch einen Plan B." Er nahm sein Handy heraus und telefonierte.
"Alles in Ordnung, Amy?", fragte mich Shouhei.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ein paar Tränen über meine Wange gelaufen waren. Ich wischte mir sie schnell weg. "Natürlich.", antwortete ich mit einem Lächeln. "Wäre es in Ordnung, wenn ich jetzt nach Hause gehe?"
"Klar.", meinte Yata. "Soll ich dich noch begleiten?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht nötig." Danach stand ich auf und ging. Jedoch nicht nach Hause. Ich setzte meine Kapuze auf und lief quer durch die Stadt. Irgendwann blieb ich in einem Park stehen. Ich setzte mich auf eine Bank und zog meine Beine an. Das gerade... ich hatte mich an jene Nacht erinnert, als Tatara fast gestorben wäre. All die Gefühle waren auf einen Schlag wieder hoch gekommen. Und in diesem Moment fing es wieder an. Ich weinte, obwohl ich wusste, dass er noch lebte. Doch ich hatte ihm seit dem Vorfall nicht mehr gesehen... deshalb war ich immer noch nicht ganz überzeugt, auch wenn ich es am liebsten wäre.

So, fast hätten sie den farblosen König geschnappt, aber leider nur fast. Auf jeden Fall wird es noch spannender.

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