Die Bar

399 26 5
                                    

"Eine Bar?", fragte Kanata mit einem skeptischen Unterton in seiner Stimme, als wir schließlich stehen blieben. "Du weißt schon, dass wir noch minderjährig sind?"
Ich nickte. "Das ist egal. Ich kenne die Leute hier sehr gut."
"Willst du mich jetzt etwa abfüllen, oder was? Zu deiner Information: Ich trinke keinen Alkohol."
Ich wollte meine Augen. "Das habe ich nicht vor. Ich möchte dir ein paar Leute vorstellen." Schon hatte ich ihn am Arm gepackt und zog ihn nach drinnen. "Guten Morgen!", begrüßte ich die anwesenden Personen.
Sofort erntete ich einen bösen Blick von Mikoto. "Amy... schwänzt du etwa?"
Ich machte den Mund auf, jedoch fiel mir keine Ausrede ein, sodass ich wohl oder übel die Wahrheit sagen musste. "Ja, aber schau mal, wen ich mitgebracht habe."
Mikoto schaute Kanata eine Weile an. "Kenne ich nicht."
Anna sprang auf und lief zu uns. Fasziniert blickte sie zu Kanata auf. "Dein Rot ist wunderschön."
"Wa...?"
"Das war ein Kompliment.", flüsterte ich ihm zu.
"Das ist der Junge, von dem du uns erzählt hast, oder Amy?"
"Ja."
"Du hattest Recht."
Kanata wich einen Schritt zurück. "Was ist hier eigentlich los?"
"Es ist dein Schicksal, ein Mitglied von Homra zu werden.", brachte Anna es auf den Punkt.
"Das soll wohl ein Scherz sein."
"Nein, ist es nicht.", sagte ich. "Du würdest hier perfekt reinpassen."
"VERDAMMT!!!" Rikios Stimme hallte durch die Bar. "Das kann nicht wahr sein!" Keine zehn Sekunden später kam er mit einem betrübten Gesichtsausdruck aus dem Nebenzimmer gelaufen.
"Was ist denn passiert?"
Er hielt seinen Laptop hoch. "Ich habe mein Passwort vergessen und jetzt habe ich es zu oft falsch eingegeben. Nun komme ich da gar nicht mehr rein. Meine ganzen Dateien... futsch!" Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Das war mal wieder typisch Rikio.
"Zeig mal her." Kanata ging zu Rikio und riss ihm den Laptop aus der Hand. Anschließend setzte er sich an einen Tisch und begann auf der Tastatur zu tippen. "Wie kann man nur sein Passwort vergessen..." Fassungslos schüttelte er seinen Kopf, während Anna, Rikio und ich gespannt auf den Bildschirm des Laptops blickten. Alles passierte so schnell, dass ich gar nicht mehr hinterher kam.
Auf einmal ploppte ein Feld auf, auf dem zu lesen war: *Passwort aktzeptiert*.
Mir klappte die Kinnlade herunter."Wie...?"
"Amy Suzuki, ich bin grottenschlecht in der Schule. Wie, denkst du, habe ich es in diese Jahrgangsstufe geschafft?" Ich zuckte mit meinen Schultern. "Jedes Mal hacke ich mich in die Datenbanken der Schulen und sehe mir die Prüfungsaufgaben an. Ich kann jeden Computer der Welt hacken."
"Wow." Niemals hätte ich gedacht, dass Kanata zu so etwas fähig wäre.
"Danke! Danke!" Rikio hörte gar nicht mehr auf sich bei Kanata zu bedanken.
"Tzz." Kanata stand ruckartig auf und ging in Richtung Tür. "Was ist das denn für ein Saftladen?!"
"Warte!", rief ich.
Kanata blieb stehen. "Du hast mich einfach hier her gebracht, ohne mich zu fragen. Und dann das hier? Willst du mich verarschen?" Sein Blick war eiskalt. Er hatte plötzlich nichts mehr, was einer Flamme auch nur im entferntesten ähnelte. "Hätte ich etwas zur Belustigung gewollt, wäre ich in eine Comedy Show gegangen." Dann verließ er die Bar.
Ich rannte ihm hinterher. "Was soll das?"
"Es war doch nur die Wahrheit."
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. "Wie konntest du nur!"
Kanata drehte zu mir hin und auf einmal hatte er diesen Blick. Dieser traurige, leere Blick. "Bei mir ist sowieso alle Hoffnung verloren."
Ich deutete auf die Bar hinter mir. "Dann ist das deine Chance. Früher dachte ich auch, für mich gäbe es keine Hoffnung. Bis ich letztes Jahr hierher kam. Homra ist etwas ganz besonderes, auch wenn es gerade vielleicht nicht danach aussieht. Diese Leute haben mich gerettet. Und ich glaube, nein, ich bin mir sicher, dass sie dir auch helfen können."
"Ist das so?" Ein niedergeschlagenes Lächeln schlich sich auch sein Gesicht. "Du kennst mich kaum und trotzdem klingst du, als ob du alles über mich weißt."
"Ja, ich weiß nur sehr wenig über dich, aber ich kann dich verstehen."
Eine Weile lang standen wir uns still gegenüber und mein Gefühl sagte mir, dass Kanata nachdachte. "Ich werde nun nach Hause gehen.", meinte er nur noch, bevor er hinter der nächsten Ecke verschwand.

K-Project - Die wahre GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt