Lügner erkennen andere Lügner

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"Lasst ihn sofort in Ruhe, ihr Mistkerle!" Nur eine Sekunde, nachdem ich mein Versteck verlassen hatte, war ich bereits wieder hinter die Wand gesprungen, um das Geschehen weiter beobachten zu können. Da war doch tatsächlich Kanata aufgetaucht!
Er war vor den Jugentlichen stehen geblieben und starrte sie nun mit einem angsteinflösenden Blick an. "Ich sagte, ihr sollt ihn in Ruhe lassen."
"Und wenn wir das nicht tun?", knurrte einer der Jungs. "Was willst du dann machen? Uns verpetzen?" Beide begannen zu lachen.
"Ich werde euch so fertig machen, dass ihr winselnd nach eurer Mama schreit."
"Du hast echt Mut.", kicherte dieses Mal der andere Jugentliche. "Aber das wird dir nicht viel nützen. Wir sind zu zweit und du bist alleine."
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte ich den beiden in die Fresse geschlagen. Nein, ich hätte sie gleich mit meinen Flammen angekockelt.
Kanata dagegen zeigte nicht einen Funken Wut. Stattdessen ging er ohne einen Mucks zu machen auf die beiden zu. Die fühlten sich so bedroht, dass einer von ihnen schon nach wenigen Sekunden den Angriff für die beste Verteidigung hielt. Er holte mit seiner Faust aus, wobei er deutlich auf Kanatas Gesichts zielte. Doch dieser wich dem Schlag mit einer kleinen Seitswärtsbewegung aus, bevor er mit seinem Arm in den Bauch seines Gegners schlug. Der Jugendliche ging stöhnend zu Boden.
"Das sollte ein Angriff sein? Da habe ich schon Besseres gesehen."
"Na warte!", rief nun der andere und rannte auf Kanata zu.
Mein Mitschüler wich wieder geschickt aus, sodass sein Gegenüber keinen einzigen Treffer landen konnte.
Etwas glänzendes erregte meine Aufmerksamkeit: Der Jugendliche hatte ein kleines Taschenmesser aus seiner Hosentasche gezogen und offensichtlich hatte Kanata dies noch nicht bemerkt.
Ohne darüber nachzudenken, sprang ich aus meinem Versteck und rief so laut ich konnte: "Er hat ein Messer!"
Durch meine frühzeitige Warnung reagierte Kanata noch rechtzeitig und wurde nur an der Backe erwischt. Schnell machte er einen Kick nach vorne und setzte damit auch den zweiten außer Gefecht.
Etwa eine Minute lang rührte sich keiner von uns, bis schließlich der Grundschüler das Wort ergriff. "D-danke für die Hilfe...", stotterte er.
"Welche Hilfe?" Mut einem herablassenden Blick starrte Kanata den Jungen an. "Diese beiden standen mir nur im Weg. Das war der einzige Grund." Nach diesen Worten lief Kanata an dem Grundschüler und auch an mir vorbei.
Sofort lief ich ihm nach. "Das gerade war eine Lüge." Als Antwort bekam ich nur ein wortloses Kopfschütteln. "Das glaube ich dir nicht. Egal, was du uns vorzuspielen versuchst, du bist kein schlechter Mensch."
"Doch, genau das bin ich."
"Nein, bist du nicht."
Kanata blieb stehen und drehte sich zu mir um. "Woher willst du das wissen?"
"Ich weiß es einfach.", antwortete ich mit verschränkten Armen und starrte ihm in die Augen. "Ich sehe es den Leuten an, ob sie lügen oder nicht."
Er hob seine Augenbrauen an. "Ja, klar. Und ich kann fliegen."
Ich hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Wenn er tatsächlich der neue rote König war, konnte er das tatsächlich. "Lügner erkennen es, wenn andere nicht die Wahrheit sagen. Oder woher wusstest du sonst, dass ich bei meiner Augenfarbe geflunkert habe?"
Einen Moment lang herrschte Stille. "Ach, denk doch was du willst!" Er wandte sich von mir ab und lief weiter.  

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