Der Farblose König ist böse

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An dieser Stelle eine Spoiler-Warnung: Dieses Kapitel leht sich an den Anime an.

Am nächsten Tag um 23 Uhr waren alle für die Geburtstagsüberraschung versammelt. Naja, fast alle. Der einzige, der noch fehlte, war Tatara. "Wo bleibt der bloß?", meckerte Yata ungeduldig. "In einer Stunde ist es schon so weit."
"Er ist noch unterwegs, um die Nacht zu filmen.", erklärte Izumo und räumte die letzten Gläser ein. "Keine Ahnung, wieso." Ja, ich erinnerte mich. Tatara hatte immer seine Kamera dabei. Damit hatte er mich sogar beim Training gefilmt. Wenn sich die Gelegenheit ergab, musste ich ihn unbedingt mal fragen, warum er eigentlich alles filmte. "Bestimmt hat er nur die Zeit vergessen."
"Die Zeit vergessen?!" Yata wurde wütend. "Hier geht es um Anna's Geburtstag."
Izumo hielt seinen Zeigefinger vor den Mund. "Schhhh.... nicht so laut, sonst weckst du Anna noch auf und dann ist es keine Überraschung mehr.
Aber Yata hatte Recht: Tatara würde niemals vergessen, was heute für ein Tag war. Ich stand mit einem mulmigen Gefühl auf. "Komm, Yata, wir gehen ihn suchen.", meinte ich und wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
"Ich begleite euch.", meldete sich Izumo. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er dasselbe Gefühl wie ich. Ich musste schlucken. Hoffentlich war nichts schlimmes passiert. "Aber wir müssen ihn nicht suchen. Ich weiß, wo er ist."
"Stimmt!", sagte Yata. "Er geht schließlich immer zum selben Platz."
"Ist das in Ordnung für dich, König?"
Mikoto nickte seufzend. "Aber seid bloß pünktlich wieder zurück."
"Klar.", sagte ich lächelnd und öffnete die Tür nach draußen. "Izumo, Yata, kommt ihr?"
Wir machten uns auf den Weg und Izumo seufzte. "Wenn Tatara filmt, ist er in seiner eigenen Welt. Obwohl, das war er schon immer irgendwie."
"Kennt ihr euch denn bereits lange?", fragte ich und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf.
Izumo nickte. "Seit unserer Schulzeit, um genau zu sein.", antwortete er mit einem Lächeln. "Tatara ist Mikoto damals immer wie ein Hund hinterher gedackelt. Am Anfang hat es uns genervt, aber dann wurden wir drei gute Freunde. Ich weiß bis heute nicht, wie er es herausgefunden hat."
"Was denn?" Dieses Mal kam die Frage von Yata.
"Er hat Mikoto schon damals *König* genannt, obwohl er es erst viel später geworden ist. Tatara ist eben ein ganz besonderer Mensch."
Ich nickte zustimmend. Ja, das war er. Nach 15 Minuten hatten wir schließlich den Ort erreicht. "Dort oben ist es." Izumo zeigte auf das Dach eines Geschäftes.
"Ich geh schnell hoch.", rief ich schon im losrennen. Ich öffnete die Eingangstür, wohinter sich eine Treppe befand. Ich stieg jede einzelne Stufe nach oben. Als die Treppe fast zu Ende war, hörte ich es: Einen Knall, der sich genau wie ein Pistolenschuss anhörte. Für ein paar Sekunden blieb ich regungslos stehen. Dann noch ein Schuss. *Verdammt!* Ich rannte die letzten Stufen hoch. Dort angekommen riss ich die Tür zum Dach auf.
Noch für einen kurzen Augenblick sah ich eine Person, die über das Geländer floh, doch das war mir egal. Tatara's Kamera lag auf dem Boden und war blutbeschmiert, genauso wie das eigentlich weiße Hemd, das er trug.
Ich hörte das Geräusch von tropfendem Wasser. "Tatara, was ist passiert?", fragte ich, während ich erst langsam begriff, was geschehen war. "Tatara?" Tränen schossen in meine Augen.
"Amy...", röchelte er leiser, schmerzerfüllter Stimme, während immer weiter Blut aus der Schusswinde in seinem Bauch tropfte und eine rote Pfütze bildete sich auf dem Beton. "Der farblose König.... er ist böse...." Nicht in der Lage weiter zu stehen, brach Tatara zusammen und ich fing ihn auf.
"Tatara!", rief ich panisch seinen Namen.
In diesem Moment kamen schon Izumo und Yata durch die Tür zum Dach gelaufen. "Was ist passiert?"
"Schnell, ruft einen Krankenwagen!" Sofort holte er sein Handy heraus und telefonierte, woraufhin ich mich wieder Tatara zuwendete. Ich drückte meine Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, aber er verlor immer noch zu viel Blut. "Du musst durchhalten, hörst du?"
Er begann zu lächeln. "Bitte sagt Anna, es tut mir leid, dass sie nicht mehr gratulieren konnte."
"Nein...", schluchzte ich und schüttelte den Kopf. "Der Arzt bekommt dich bestimmt wieder hin. Dann kannst du sie persönlich gratulieren."
Er schüttelte kaum merklich den Kopf. "Du weißt doch genauso gut wie ich, dass der nicht mehr rechtzeitig kommt..." Noch mehr Blut spritzte aus der Wunde, obwohl ich sie weiter zu drückte. "Und trotzdem ist die Nacht und die Sterne so schön wie schon lange nicht mehr..."
"Tatara, bitte, du darfst nicht sterben!", sagte Yata neben mir und hielt die Hand seines guten Freundes. "Bitte..." Seine Stimme klang verzweifelt. "Wir brauchen dich doch..."
Tatara lächelte nur ohne ein Wort zu sagen, bevor das Leben aus seinen Augen verschwand und er sie schloss. Sein Kopf kippte zur Seite.
"Tatara!", rief ich ihn. "Tatara, nein..." Ich schüttelte nicht glaubend, was gerade geschah den Kopf. "Tatara..." Tränen flossen mir über die Wangen. Ich drückte seinen Körper fest an mich. Jetzt hatte ich schon mit den Flammen Kraft bekommen und trotzdem hatte ich nicht genug gehabt, um ihn zu retten.
Yata konnte nicht länger zusehen und schaute weg, was ich ihm nicht verübelte. Er hatte Tatara noch länger gekannt als ich. Izumo dagegen schaue in den wolkenlosen, sternenübersähten Himmel, den Tatara gerade noch als so schön bezeichnet hatte.
Mein Herz schmerzte, als hätte jemand ein Messer hindurchgerammt. Ich erinnerte mich an die Zeit mit ihm: Er hatte mich vor Fushimi gerettet und mich immer in Schutz genommen. Er hatte mich trainiert, dass ich die Flammen unter Kontrolle bekommen hatte und wir hatten zusammen Anna's Geburtstag geplant.
Nein, das durfte einfach nicht sein. Tatara hatte es nicht verdient zu sterben und vor allem nicht so. Aber ich hatte nichts tun können.
Wenn ich doch nur eine Minute früher da gewesen wäre, hätte ich es noch verhindern können. Wieso war ich nicht 60 Sekunden eher los gelaufen? Warum hatte ich mich beim Treppen hoch steigen nicht mehr beeilt? Das war alles meine Schuld. Allein meine Schuld. Ich hätte es verhindern können.
"TATARA!", schrie ich voller Trauer heraus.
Auf einmal war da dieses Gefühl. Vorsichtig legte ich Tatara's Körper auf den Boden ab und legte meine beiden Hände instinktiv auf die Wunde. Irgendetwas regte sich tief in mir drinnen. Neue Kraft stieg in mir auf. Es fühlte sich so an, als ob ich meine Flammen einsetzen würde, doch dieses Mal war es anders. Meine Haare begannen, zu schweben und zu flattern, als würde ich mich in einem Sturm befinden. Mein ganzer Körper leuchtete auf einmal. Wie in Trance saß ich da, während ich spürte wie die Energie von meinem in Tartara's Körper floss. Ich durfte ihn nicht sterben lassen. Nein. Es war mir egal, was mit mir geschah, aber Tartara musste verdammt nochmal leben!
Ich schloss meine Augen. Für mich schien die Zeit nicht zu vergehen, sodass es mir wie eine Ewigkeit vorkam, in der ich da saß und alles in meiner Macht stehende versuchte, um ihn zu retten. Ich konnte nicht sagen warum, aber von einem Moment auf den anderen wusste ich, dass diese Kraft schon immer in mir geschlummert hatte. Und nun war sie endlich zum Einsatz gekommen.
Yata und Izumo konnten beide vor Erstaunen nicht von mir wegschauen. Wahrscheinlich hatten sie so etwas nie von mir erwartet.
Dann wurde die Kraftwelle wieder schwächer. Ich hatte meine komplette Energie verbraucht. Kraftlos öffnete ich meine inzwischen schwer gewordenen Augen und erkannte, obwohl ich alles nur noch verschwommen sehen konnte, zwei Pistolenkugeln auf dem Boden, die die Tatara getroffen hatten. Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen, bevor ich dann zur Seite umkippte und mich zwei Arme auffingen.
"Amy!" Das letzte, was ich noch mitbekam, war Yata's besorgte Stimme, bevor ich entgültig das Bewusstsein verlor. 

So, endlich fertig. Wie ihr gemerkt habt, hat dieses Kapitel etwas länger gedauert. Das lag daran das mir Sterbeszenen nicht so liegen, weil bei mir normalerweise keiner stirbt.

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es etwas traurig war. Aber ich habe mir echt Mühe gegeben, es so dramatisch wie möglich zu schreiben. Das Resultat war, dass ich geheult habe, als ich mir es nochmal durchgelesen habe. Lag wahrscheinlich auch ein bisschen daran, dass Tatara zu meinen Lieblingscharakteren gehört. Ich hab auch übrigens beim Mangakapitel und als ich die Todesszene nochmal geschaut habe geheult.

Naja, es tat mir halt voll Leid, dass er da stirbt und deshalb habe ich was verändert, was ihr bestimmt gemerkt hat. Stellt sich nur die Frage: Was war eigentlich mit Amy los? Habt ihr schon eine Idee? Das nächste Kapitel geht hoffentlich etwas schneller.

Eure Lina

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