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Zum ersten Mal sah ist sie: Die Dresdner Schiefertafeln. Die riesige Steinplatte war noch viel größer als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie nahm fast das gesamte Stockwerk ein und war nur durch eine dicke Glasplatte unter unseren Füßen von uns getrennt. Bereits als ich den ersten Schritt aus dem Aufzug wagte, durchströmte mich augenblicklich ein undefinirbares, kraftvolles Gefühl, das mit jedem weiteren Schritt stärker und stärker wurde. Das kreisförmig angeordnete Muster auf der Oberseite der Tafel war mit mir völlig fremden Zeichen geziert, die - so schien es - ein wenig leuchteten, was dem ganzen einen magischen Teint. 
In der Mitte befand sich ein wie eingeritzt aussehender Kreis und genau oberhalb davon auf der Glasplatte stand ein mit einem Tuch bedeckten Vogelkäfig in Menschengröße. Yata und ich hatten wohl zur gleichen Zeit denselben Gedanken, denn wir stürmten beide augenblicklich los, als wir das Gefängnis sahen.
"Ihr dämlichen Idioten!" Kuroh packte uns an unseren Kapuzen und zog uns mit einem Ruck und einem leisen Aufschrei unsererseits zurück. "Noch offensichtlicher kann eine Falle doch gar nicht sein."
"Lass mich los!", plärrte Yata und wandte sich in seinem Griff. "Wir müssen sie befreien!"
"Befreien?" Ein Lachen hallte durch den Raum, der geschätzt die Größe einer Sporthalle besaß. "Die kleine Prinzessin bleibt schön bei uns." Plötzlich zuckten hunderte grüne Blitze durch den gesamten Raum. Sie prallten mit lauten, donnerähnlichen Schlägen an den Wanden ab und schossen dann zur anderen Seite. Sie verfehlten uns um ein paar Millimeter. Ein falscher Schritt und wir wären geröstet worden. Dicht aneinander gedrängt standen wir Rücken an Rücken und versuchten vergeblich den Ursprung der Blitze auszumachen.
"Komm raus, du elender Feigling!", schrie Kuroh. Als könnte er sie mit seiner Stimme auf magische Weise stoppen, verschwanden die Blitze genauso schnell wie sie aufgetaucht waren.
Ohne dass wir es bemerkt hatten, war das Tuch über dem Käfig verschwunden. Tatsächlich saß Anna darin. Unsere Kameradin hatte sich zusammengekauert, indem sie ihre Beine ganz nahe an sich gezogen und diese mit ihren Armen umschlossen hatte. Mit angsterfüllten Blick starrte sie uns an. "Amy... Yata..."
"Sei leise, Kleines." Der Typ neben ihrem Gefängnis klopfte warnend an die Gitterstäbe. "So schlimm sind wir nun auch nicht."
"Was habt ihr ihr angetan?!", brüllte Yata und wollte erneut losrennen, wurde dieses Mal jedoch von mir aufgehalten.
"Wir haben dem kleinen Vögelchen nur eine einfache Frage gestellt, aber sie wollte sie partout nicht beantworten. Das war sehr schade..." Er ließ seine Hand durch die Gitterstäbe gleiten und fuhr Anna durch ihre langen Haare. Die Dreizehnjährige zuckte sofort zurück und presste sich an die Metallstäbe der gegenüberliegenden Seite. "Wie oft soll ich es noch sagen? Ich habe keine Ahnung, wo sich der silberne König aufhält!", rief sie und zog dich die Kapuze ihres roten Mantels tiefer ins Gesicht.
Mit diesen Worten hatten wir wohl alle drei nicht gerechnet. Kuroh war wie versteinert und sein Mund stand offen. "Was wisst ihr über Shiros Aufenthaltsort?"
"Kuroh, Kuroh, Kuroh... wenn wir Informationen darüber hätten, würden wir das kleine Prinzesschen ja nicht fragen."
"Ich glaube dir kein Wort, Yukari!" Kuroh zog sein Schwert und richtete es auf den jungen Mann. "Du bist ein Verräter!"
"Na, na, na, sag doch sowas nicht, kleiner Kuroh."
Ich schüttelte nur meinen Kopf und zischte: "So gern ich auch wissen will, woher ihr euch kennt, aber ich hoffe, du vergisst nicht, weshalb wir hergekommen sind."
Der schwarze Hund machte den Mund auf, doch sein anscheinend guter Bekannter kam ihm zuvor. "Du bist also die allseits bekannte Amy." Er kam näher zu uns, während er mich mit seinem hypnotischen Blick fixierte. "Das Mädchen, vorher nie wirklich aufgefallen, dann auf einmal Teil des roten Clans und schließlich einen Fall des Damokles aufgehalten. Mich interessiert wirklich, wie du das geschafft hast..." Nun war er nur noch wenige Schritte von mir entfernt.
"Das geht dich einen Scheißdreck an!" Yata schob mich hinter sich und löste damit meine Trance. Ich nickte ihm dankend zu und drängte mich näher an ihn. Dieser Yukari machte mir Angst, sehr große Angst. Sein starrer auf mich gerichtete Blick erinnerte mich an etwas, was ich nur zu gut kannte. "Keine Sorge.", flüsterte mir mein Kumpel zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass er meine Hand genommen hatte.
"Man, diese Jugend von heute hat wirklich schlechte Manieren." Er zuckte mit seinen Schultern und sprang mit Leichtigkeit zurück zum Käfig. "Trotzdem möchte ich dir ein Angebot machen, liebe Amy. Wie wäre es, wenn du mit mir mitkommst und ich dich meinem König vorstelle? Er, nein, wir alle würden dich viel mehr zu schätzen wissen als dieser unzivilisierte Haufen, der sich roter Clan nennt."
Das brachte das Fass zum Überlaufen. "Du dreckiger Mistkerl!" Dieses Mal konnte mich der schwarze Hund uns nicht mehr aufhalten. Sowohl Yata, als auch ich stürmten los. "Ich mache dich fertig!" 

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 15, 2021 ⏰

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