Rückkehr nach Hause

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Warme Sonnenstrahlen weckten mich. Ich steckte mich erst einmal ausgiebig, bevor ich die Augen öffnete und mich aufrichtete. So gut hatte ich schon seit Jahren nicht mehr geschlafen.
Im nächsten Moment merkte ich, wo ich mich befand: In einem mir völlig fremden Zimmer. Doch dann fiel mir alles wieder ein. Mikoto hatte mich in diese Bar gebracht und dort war ich eingeschlafen.
"Bist du wach?" Erst jetzt bemerkte ich, dass neben dem Bett, in dem ich lag, ein junges Mädchen auf einem Stuhl saß. Sie trug ein rotes Kleid, sowie einen Hut. Außerdem hatte sie lange weiße Haare.
Ich nickte, woraufhin sie auf sprang. "Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Anna Kushina." Ich nannte ihr meinen Name. "Ich werde gleich Mikoto holen." Mit diesen Worten rannte sie aus dem Zimmer.
Ich blickte ihr nach. Nachdem sie weg war, setzte ich mich auf. Kurz darauf kam Mikoto durch dieselbe Tür hineinspaziert, durch die Anna verschwunden war und setzte sich auf den Stuhl. "Du hast ganz schön lange geschlafen."
"Wie viel Uhr ist es denn?"
Er zeigte auf die Uhr die an einer der Wände hing. Zwölf Uhr. Wie gebannt starrte ich auf das runde Ding. Was?! So spät schon?! Ich musste nach Hause. Sonst gab es noch mehr Ärger, als ich sowieso bereits am Hals hatte.
Gerade als ich aufstehen wollte, klopfte es an der Tür. Ein großer, schlanker junger Mann mit kurzen blondem Haar und braunen Augen betrat den Raum. Mikoto begrüßte ihn schnell und wandte sich dann an mich. "Izumo wird sich jetzt mal deinen Fuß anschauen.", erklärte er.
"Izumo Kusanagi.", stellte der Mann sich vor. Danach untersuchte er meinen Fuß. "Ist nichts schlimmes. Nur angeprellt. In einer Woche wirst du schon wieder normal laufen können.", stellte er fest. Ich bedankte mich und er verließ den Raum wieder. Eines war mir jedoch aufgefallen: Er und auch Anna hatten mich nicht auf mein blaues Auge angesprochen. Es hatte sogar so ausgesehen, als ob sie es nicht einmal bemerkt hätten.
"Hast du gut geschlafen?", fragte Mikoto und riss mich damit aus meinen Gedanken.
"Ja.", antwortete ich und kam danach gleich zur Sache. "Aber ich muss jetzt dringend nach Hause."
"Wirklich?" Er schien über diese Aussage überrascht zu sein. "Da wolltest du doch gestern unter keinen Umständen hin."
"Ich habe es mir anders überlegt.", meinte ich und schaute zu Boden.
"In Ordnung.", seufzte er.
Ich stand auf. Wie ich es mir schon gedacht hatte, konnte ich inzwischen schon stehen, ohne umzuknicken. Laufen funktionierte auch wieder, obwohl ich noch ein bisschen humpeln musste. Meine *Selbstheilungskräfte*, wie ich sie nannte, hatten also gewirkt.
"Bevor du gehst, möchte ich dir noch etwas sagen.", sprach Mikoto. "Du kannst immer hier her kommen, wenn du willst."
Ich nickte. Dann gingen wir die Treppe hinunter in die Bar. Gerade war mehr los, als gestern Nacht, aber nicht viel mehr. Izumo trocknete ein paar Gläser hinter dem Tresen ab, während Anna an einem der Tische saß und etwas las. Nur einen kannte ich in dieser Runde noch nicht: Ein Junge mit braunen Haaren, der auf dem Sofa saß, auf dem ich gestern eingeschlafen war. "Yata Misaki.", stellte er sich kurz vor, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
Mikoto ging zu ihm und boxte ihm in den Arm. "Sei nicht so unfreundlich!"
"Tschuldigung.", murrte dieser.
Mikoto nickte zufrieden. "Yata, kannst du Amy bitte nach Hause bringen?"
Yata zeigte auf sich. "Ich?"
"Ja."
"Das kannst du mir nicht antun, Mikoto!"
Der lachte. "Doch, das kann ich."
Yata schaute zu mir. "Dann komm.", knurrte er.
Ich verabschiedete mich noch kurz und verließ dann die Bar. Draußen wartete Yata schon mit einem Skateboard in der Hand auf mich. Er hatte nicht etwa vor....In diesem Augenblick stellte er sein Gefährt auf den Boden und stellte sich darauf. Genau das hatte ich schon befürchtet. "Steig auf." Vorsichtig betrat ich das wackelige Ding. "So.... äh..... also, halt dich... äh.... gut fest.", stammelte er.
Aber noch bevor ich das machen konnte, fuhren wir los. Völlig überrascht von dem frühzeitigen Start, klammerte ich mich an Yata. "So kann ich nicht fahren!", rief er mir zu. Ich hörte leider nur Bruchstücke seines Satzes, da ich wegen meiner Angst zu laut schrie. "Hör auf zu zappeln, sonst fallen wir noch ru...."
Bereits in der nächsten Sekunde lagen wir mit dem Rücken auf dem Boden. Yata richtete sich stöhnend auf, bevor seine schwarze Mütze von seinem Kopf rutschte. Ich musste lauthals anfangen zu lachen. "Was war daran denn jetzt so witzig?", fragte er mich, während er auf stand und sein davongerolltes Skateboard holte.
"Keine Ahnung.", antwortete ich inzwischen sitzend und lachte weiter. So herzhaft hatte ich schon lange nicht mehr gelacht. "Trotzdem hat es Spaß gemacht."
"Bist du denn noch nie vorher mit einem Skateboard gefahren?"
Ich schüttelte den Kopf. "Meine Eltern meinten immer, dass ich *so etwas dummes* nicht brauche." Yata blickte mich fassungslos an. "Ich weiß, klingt blöd."
"Und wie!" Er verschränkte die Arme. "Ich kann dir beibringen, damit zu fahren, wenn du willst."
Ich lächelte. "Das wäre wirklich toll."
Dann fuhren wir weiter, wobei ich wesentlich ruhiger als beim ersten Versuch war. Jedoch wurde mir immer mulmiger zumute. Wie würden meine Eltern wohl reagieren, wenn ich wieder zurückkam. Aber bis wir dort ankamen genoss ich den Wind, der uns entgegen kam und durch meine Haare flatterte, auch wenn Yata ein richtiger Kamikaze Fahrer war.
"Da ist es.", sagte ich und zeigte auf unser Haus. "Danke nochmal fürs mitnehmen."
"Warte, ich begleite dich noch bis zu Tür.", meinte Yata und ging neben mir die letzten Schritte. "Du kannst ruhig öfters mal bei uns vorbeischauen."
"Werde ich.", versprach ich. "Sag mal, gehört ihr alle zu Homra?" Er nickte. "Nichts für ungut, doch irgendwie entsprecht ihr überhaupt nicht eurem Ruf."
Yata blinzelte ein paar Mal, als würde er nachdenken. "Aber wenn uns etwas gegen den Strich geht, können wir sehr brutal kämpfen."
"Kämpfen?"
"Ach, das soll Mikoto dir erklären.", redete er sich heraus.
"Na gut.", gab ich nach und klingelte.
Nur Sekunden später hörte ich Schritte. Mein Vater riss die Tür auf, die Hand schon zum Schlag erhoben. Als er Yata jedoch erblickte, winkte er uns und lächelte. "Oh, Amy, schön, dass du wieder da bist. Wir haben uns schon Sorgen gemacht."
Ich bemerkte, wie Yata neben mir seine Muskeln angespannt hatte, bereit, mich im Fall der Fälle zu schützen. Seine braunen Augen funkelten böse. Aber auch er setzte ein Lächeln auf. "Sie müssen wohl Amy's Vater sein.", sagte er wie einstudiert. "Es freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Yata. Ich habe Ihre Tochter gestern zufällig getroffen, nachdem sie sich in der Gegend völlig verlaufen hatte. Ich wollte sie natürlich gleich nach Hause bringen, jedoch wurde es zu dunkel dafür." Eine perfekte Ausrede. Wollte er damit etwa bezwecken, dass ich weniger Ärger bekam?
Mein Vater sah mich fragend an. Ich nickte bestätigend. Damit hatte ich zumindest eine Erklärung dafür, warum ich erst heute zurückkam. Trotzdem war mein Vater stock sauer darüber, dass ich überhaupt abgehauen war.
Ich lief einen Schritt in das Haus. "Also dann, Yata, danke fürs Weg zeigen. Tschüss." Nach diesen Worten verschwand ich schließlich ganz im Haus, ohne mich noch einmal zu ihm umzublicken.

So, jetzt ist Amy fürs erste wieder zu Hause. Ihre Eltern sind natürlich richtig sauer, aber sie lässt sich nicht unterkriegen.

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