Kapitel 50

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Beunruhigt saß ich auf dem kleinen Sofa gegenüber einer Lügnerin. Meine Großmutter brach mir mit jedem weiteren Wort mein Herz. „Wieso tust du das?", flüsterte ich tonlos.

Doch meine Oma schien mich trotzdem verstanden zu haben. Ihre Stirn zog sich in Falten. Ein hinterhältiges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Ach Gracie. Es ging mir nie um dein Wohlbefinden. Schon mein ganzes Leben forsche ich an Kindern mit besonderen Fähigkeiten. Ich wollte mehr über sie erfahren. Deshalb war deine Mutter bei ihrer Geburt eine große Enttäuschung für mich. Ich hatte gehofft, dass sie ebenfalls mit einer Gabe geboren werden wird. Doch dann kamst du. Die Fähigkeiten entwickeln sich erst mit dem Alter. Erst wenn die Kinder ihre volle Fähigkeit entfaltet haben, ändert sich die türkise Augenfarbe in eine normale. Schon seit du geboren bist, wollte ich dich in meinen Händen wissen. Doch deine Mutter wusste meine Absichten, also hielt sie dich von mir fern. Was meine Tochter jedoch nicht bedacht hatte ist, dass deine Fähigkeit mit der Zeit tödlich wurde. Von der anderen wissen vermutlich nur du und ich. Darauf kommt es jetzt aber gar nicht an. Jedenfalls hörte deine Mutter von einem möglichen kräftelindernden Mittel aus China. Es war noch nicht ganz erforscht, aber dadurch, dass sie eine weltweit bekannte Ärztin ist, gelang sie leicht an das angebliche Gegenmittel. Sie führte es dir zu, jedoch wusste keiner die damit verbundenen Auswirkungen. Als sich dann herausstellte, dass der Wirkstoff ein Parasit war, bereute deine Mutter ihren Eingriff. Sie ging zu mir und erzählte mir davon. Deine Mutter wusste, dass ich schon lange an Kindern mit übernatürlichen Fähigkeiten forsche. Meine Tochter erhoffte sich ein Gegenmittel gegen das Gegenmittel. Doch ich hatte natürlich noch keines. Das eigentlich Problem war, dass mir meine Tochter die Hälfte verschwiegen hatte. Sie hat mir erzählt, dass sie dich für die Transplantation extra zu einem Spezialisten gebracht hatte. Meine Tochter verschwieg mir, dass sie die Ärztin war, die den Eingriff durchgeführt hatte. Ich denke, sie hatte sich zu sehr dafür geschämt. Zuerst sah ich die Möglichkeiten dahinter nicht. Das änderte sich ab dem Tag, als du die Wissenschaftler auf das Entfernen des Fremdkörper angesprochen hast. Der Zeitpunkt änderte alles. Endlich wusste ich, wer die Ärztin war. Es war so nahe liegend, aber ich hatte es schlichtweg übersehen."

Mein Atem stockte. Langsam fügten sich die fehlenden Teile in das Gesamtbild ein. Doch bevor ich die Absichten meiner Oma realisieren konnte, war es zu spät. Ich war erneut zu unvorbereitet gewesen.

„Schließlich konnte ich mit deiner Mutter einen Weg finden, die Transplantation rückgängig zu machen. Zumindest glauben wir einen Weg gefunden zu haben den Fremden von dir zu trennen. Das Problem ist nur, dass deine Überlebenschancen gleich null stehen. Auch wenn du die Fähigkeit der Heilung hast. Deine Gabe ist noch nicht ausgeprägt genug. Gerade verschwendest du deine Kraft an dem Schutz von Valerian und mir. Das ist auch der Grund, wieso ich die Würgeschlange überlebt habe. Ich stand die ganze Zeit unter deinem Schutz und somit hast du mir meine Regeneration ermöglicht. Natürlich war das ein gefährliches Verfahren, da ich mir nicht zu hundert Prozent sicher mit meiner Vermutung war. Aber ich riskierte es und siehe da, ich stand tatsächlich unter deinem Schutz. Wie naiv du doch nach allem was du durchmachen musstest noch bist."

Sprachlos starrte ich sie an. „Wusstest du auch, dass meine Mutter versuchte mich hier raus zu bringen? Warst das du, die mich wieder in ein Falle locken wollte? Wie lange stehen meine Eltern schon unter deiner Kontrolle?", brachen die Fragen nur so aus mit heraus.

„Natürlich war das eine Falle. Deine Eltern stehen fast durchgehend unter meiner Kontrolle und das schon seit langer Zeit. Aber genug. Nach langem Warten haben sich all meine Unterfangen ausgezahlt. Es ist so weit. Die Transplantation kann beginnen! Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber für deine Opferung wirst du in die Geschichte eingehen, das ist doch fantastisch!" Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, stürmten Agenten meines Vaters in die Wohnung.

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