Kapitel 44

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„Ist dir in der Zwischenzeit schon ein ungewöhnliches Ergebnis bezüglich der Überwachungskameras in den Sinn gekommen? Wir müssen langsam aufbrechen", drängelte mittlerweile einer der Wissenschaftler ungeduldig.

Ich hatte ihnen immer noch keine Antwort gegeben, da ich mich hin und her gerissen fühlte. Doch plötzlich schoss mir eine Frage in den Kopf, welche aufklären würde, wem ich tatsächlich vertrauen konnte.

„Wieso hat mein Vater meine Oma ermorden lassen?", sprach ich meine Frage aus und wartete gebannt auf eine hoffentlich hilfreiche Antwort.

Einer der Wissenschaftler räusperte sich und begann dann zu erzählen: „Die Idee kam von Anfang an von deiner Großmutter, sie wollte damit bezwecken, dass deine Mutter die Prozedur für die Umsiedlung preisgab, doch der Plan schlug fehl. Der Gedankenzug deiner Großmutter hat einzig deiner Befreiung gedient und der Einschränkung deiner Mutter."

„Aber warum musste ich dann dabei zusehen?", flüsterte ich mit Tränen in den Augen. „Damit der Tod deiner Großmutter noch glaubhafter wirkte. Zusätzlich haben wir auch noch Wynn beauftragt der geplanten Ermordung beizusetzen. Doch nichts hat geholfen, es schien so, als würde es deiner Mutter gleichgültig sein was mit deiner Großmutter geschieht", bedauerte einer der Forscher.

Verwirrt blickte ich in die harten, starren Gesichter der Wissenschaftler. Der Forscher hatte indirekt angedeutet, dass meine Oma nicht tot war. „Was hatte das zu bedeuten? Damit der Tod meiner Oma glaubhaft wirkte", wiederholte ich leise die Worte des Forschers und fragte irritiert nach: „Heißt das, dass meine Großmutter nicht tot ist?"

„Ja, wusstest du nicht? Deine Großmutter besitzt ebenfalls eine Gabe, und zwar die der Regeneration. Gleichgültig wie viel Schmerz ihr beigefügt wird, oder wie sehr man den Körper deiner Großmutter beschädigt, sie regeneriert sich wieder in kürzester Zeit", klärte mich ein anderer Wissenschaftler anscheinend irritiert über meine Unwissenheit auf.

Sprachlos schaute ich zwischen den vier Autoritätsperson hin und her. Jeder von ihnen vermied den Augenkontakt mit mir. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso schien nichts so, wie ich gedacht hatte.

Langsam wurde mir bewusste, dass ich über überhaupt nichts den Durchblick hatte. Ich musste hier schnellstmöglich herauskommen. Lange hielt ich es in der Anstalt nicht mehr aus. Das ganze hin und her zerrte an meinen Kräften und der stärker werdende Fremdkörper steuerte dem nur weiter bei.

Vielleicht war ich von Anfang an geboren, um zu sterben. Vielleicht gab es für mich kein Happy End. Wahrscheinlich gab es dies nie. Wenn ich glaubte, endlich etwas verstanden zu haben, drehte sich alles um und plötzlich war alles anders. Ich wusste nicht mehr was ich glauben sollte und was eine Lüge war. Wer war der Lügner, wer wollte mich leiden sehen?

Die Grenze zwischen Gut und Böse war verschwommen. Wem sollte ich glauben? Meiner Mutter oder meinem Vater und seiner Organisation.

„Komm, wir müssen zu den Untersuchungen gehen", riss mich einer der Männer aus meinem inneren Glaubenskampf. Ich nickte lediglich und folgte den vier Forschern zum Untersuchungsraum.

Ich hatte mich entschieden und kam zu dem Ergebnis, dass es das Beste für mich war, wenn ich erstmals keine Seite wählte und keinen der beiden Parteien mein Vertrauen schenkte.

Erneut würde ich nicht mehr denselben Fehler begehen. Ich musste mit jemanden darüber reden. Mit einer Person der ich hundertprozentig vertrauen konnte. Ich dachte zuerst an Valerian und dann an Oma. Aber ich war noch nicht bereit dazu meiner Großmutter nach ihrem gestellten Tod entgegenzutreten. Also fiel meine Wahl auf Valerian. Vielleicht hatte er eine Lösung für mein Problem.

Ich räusperte mich und fragte möglichst neutral: „Darf ich Valerian besuchen gehen?" Die Wissenschaftler blickten sich verwundert an.

Dann zuckte einer mit den Schultern und sagte lediglich: „Wir werden das mit deinem Vater besprechen während du deine täglichen Untersuchungen hinter dich bringst." Hoffnungsvoll nickte ich.

Vielleicht konnte ich Valerian ohne die Hilfe meiner Mutter gegenüber treten. Mein Herz schlug schneller als ich an ihn dachte und ein eigenartiges Kribbeln breitete sich in meiner Bauchgegend aus, welches aber sofort wieder abflachte, als ich in den Untersuchungsraum trat.

Ungeduldig brachte ich die tägliche Begutachtung hinter mich. Immer wieder hatte ich mich bei den Wissenschaftlern nach der Zeit erkundigt. Ich konnte es kaum erwarten die Bestätigung für mein Treffen mit Valerian zu bekommen.

Des Öfteren beschwerten sich die Forscher wegen meiner Unruhe und ob ich nicht wenigstens für fünf Minuten stillsitzen konnte, aber die Hoffnung hatte mich gepackt und ließ vor Aufregung mein Herz schneller schlagen.

Seit langem hatte ich mich nicht mehr so sehr auf etwas gefreut, obwohl ich nicht einmal sicher war, ob ich Valerian nun gegenüber treten durfte oder nicht. Nach einer endlosen Stunde mit gemischten Gefühlen, sollte ich wohl wieder entlassen werden und den vorherigen Wissenschaftlern übergeben werden.

„Und? Darf ich Valerian sehen oder nicht?", fragte ich gleich nach meiner Übergabe an die anderen Forscher nach. Als die Wissenschaftler einstimmig nickten, konnte ich meine Freude nicht länger verbergen.

Ein breites Grinsen zog sich quer über mein Gesicht und ich konnte nicht mehr aufhören wie verrückt zu grinsen. Ich würde Valerian tatsächlich allein gegenüber treten dürfen. Endlich konnte ich jemanden über die schockierenden Ereignisse der letzten Stunden erzählen.

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