Focus //Namjin//

Kapitel 8

"Dir ist schon klar, dass der Typ dich die ganze Zeit anstarrt?", Hoseok grinste ihm breit entgegen, konnte fast nichts aus seinem Sektglas trinken.

Jin hingegen war ganz und gar nicht zum Lachen zumute. 

Nach seiner bisherigen Erkenntnis würde dieser Abend mal wieder total mies enden. Wirklich viel eingenommen hatte er bisher nicht. Langsam aber sicher wurde es eng für ihn.

"Möglich.", murmelte er seinem Freund zur Antwort.

Hoseok rutschte ein Stück von der Dame neben ihm weg. Natürlich hatte er sich eine der Schönheiten geangelt, die mit dem Fremden gekommen waren.

"Kennst du den?", fragte er flüsternd zu dem neben ihm sitzenden Jin.

Dieser schaute nicht einmal auf, starrte wie hypnotisiert das kitschige Gesteck aus künstlichen Blumen vor sich auf dem niedrigen Glastisch an: "Nein, vollkommen fremd."

"Also ist er scheinbar nur hier wegen dir.", stellte Hoseok fest, grinste dabei erneut vielsagend. Und nervte Jin damit gehörig.

Schlimm genug, dass er wie das fünfte Rad am Wagen neben seinem Freund und der Frau saß. Jetzt musste er sich auch noch irgendwelche dämlichen Theorien anhören.

"Vielleicht mag er unsere Cocktails.", zuckte Jin mit den Schultern.

Trocken lachte Hoseok auf: "Er hat bisher nur Wasser getrunken und jedesmal ein vollkommen überzogenes Trinkgeld gezahlt."

Erneut zuckte Jin mit den Schultern: "Ist doch sein Geld."

"Dass er scheinbar in dich investieren will.", flüsterte ihm sein Freund zu.

"Du redest Blödsinn.", entgegnete Jin nur. Konnte das Thema mal abgehakt werden?

Das Grinsen in Hoseoks Gesicht wurde tatsächlich noch einmal breiter: "Der steht auf dich."

"Aber ich nicht auf ihn.", schnaubte Jin allmählich genervt, fügte schnell hinzu: "Oder Männer überhaupt."

Jetzt war es sein Freund, der nur mit den Schultern zuckte: "Also für die richtige Summe würde ich mir von ihm auch einen lutschen lassen."

"Ich werde mir bestimmt keinen...", er verstummte, bevor er den Satz beendete, warf Hoseok nur einen mahnenden Blick zu. 

Was war in ihn gefahren, dass er so ordinär redete? Gut, es war nicht das erste Mal. Aber mussten sie diese Unterhaltung wirklich in der unmittelbaren Nähe eines Gastes führen?

"Ach komm.", winkte Hoseok ab. "Du kannst doch dabei die Augen schließen und an deine Traumfrau denken."

"Du kannst das vielleicht.", murmelte Jin, wich seinem Blick aus. Allerdings nur so weit, dass er im Augenwinkel automatisch den Bartresen erkennen konnte. 

Und somit auch den davor sitzenden unbekannten Blonden. Welcher, wie sollte es auch anders sein, in seine Richtung sah. Die ganze Zeit.

"Jin, das ist die Gelegenheit.", schlug Hoseok ihm leicht gegen die Schulter. "Der Typ hat Kohle und du brauchst dringend welche."

"Ich werde mich nicht an einen Mann verkaufen.", zischte der Angesprochene seinem Freund zu. Und ganz bestimmt nicht ausgerechnet an diesen Typen. Da mochte er noch soviel Geld haben.

"Du musst ja auch nicht gleich deinen Arsch hinhalten. Sei einfach ein bisschen nett zu ihm. Das hast du doch sonst auch drauf.", versuchte Hoseok ihn noch einmal zu bestärken, nickte ihm auffordernd zu.

Erst als keine Antwort mehr kam, wandt er sich seufzend wieder der Frau neben sich zu. Und ließ Jin somit allein mit seinen Gedanken.

Die drehten sich im Kreis. Rasend schnell.

Richtig war, dass er Geld brauchte. Sonst würde er ja schließlich nicht hier arbeiten.

Aber sollte er dafür ernsthaft so weit gehen? 

Er überschritt diese unsichtbare Grenze ja nicht einmal mit einer der Besucherinnen des Clubs. Warum sollte er seine Prinzipien also unbedingt jetzt ändern? Und ausgerechnet wegen einem Kerls.

Jin würde sich ganz bestimmt nicht dazu herablassen, auch nur irgendwie darüber nachzudenken, was der Fremde von ihm wollte.

Da konnten die Blicke noch so intensiv sein.