Kapitel 44

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~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Dienstagmorgen.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

"Du siehst nicht gut aus.", begrüßte mich Sophie am Dienstagmorgen, nachdem ich zu spät in der Schule ankam. Glücklicherweise war kein Lehrer in Sicht, also blieb mir der Ärger erspart.

"Das nehm ich mal als Kompliment?", fragte ich sarkastisch und Sophie lachte. Dann schob sie mir einen Becher Kaffee rüber. "Hier, ist noch heiß. Du siehst nicht aus, als hättest du mehr geschlafen als ich."

Ich schüttelte den Kopf und schlürfte erleichtert einen Schluck Kaffee. Sophie war wie ich unter Schlafmangel, da sie heute ihr Date mit Colin hatte, dem grünäugigen Traumtypen, den ich bisher noch nicht kannte. Vielleicht wollte das Schicksal uns vereinen, denn ich war ebenso aufgeregt wie sie, und ich wusste nach wie vor nicht ob ich hingehen sollte oder nicht.

"Und? Gehst du nun?" Ich zuckte nur mit den Schultern und Sophie verdrehte die Augen. Ich hatte sie gestern Nachmittag noch angerufen und über zwei Stunden Krisenbesprechung betrieben. Sie war nun auf dem neusten Stand, aber da sie wegen ihrem Date auf Wolke sieben schwebte, konnte man ihre Meinung nicht wirklich ernst nehmen. Sie wollte dass alle so glücklich sind wie sie, also riet sie mir hinzugehen, und ihm eine zweite Chance zu geben.

Hadley hingegen kannte die News noch nicht. Sie war gestern unerreichbar gewesen, obwohl ich es wirklich mehrmals versucht hatte. Am Ende des Abends hatte es nicht mal mehr getutet, als ich es versucht hatte, also hatte sie ihr Handy ausgemacht. Es war seltsam, und ich wollte ihr eigentlich auch alles erzählen, aber ich sah sie ja jetzt in der Pause. Machte auch keinen großen Unterschied, denn ich wusste nicht was ich tun sollte. Mein Herz tendierte zum Vertrauen, mein Kopf warnte vor erneutem Verletztwerden. Der typische Herz-Kopf-Kampf. Ich seufzte laut, Sophie sah auf und erriet meine Gedanken.

"Denk nicht so viel drüber nach Liv. Warten wir ab, mal schauen was Had nachher sagt, ja?"

Ich nickte und wollte noch zur Antwort ansetzen, als unser Lehrer hereingeschneit kam und unser Gespräch unterbrach. Sophie lächelte mich aufmunternd an.

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"Ich weiß es nicht.", gab Hadley nachdenklich von sich. Na toll, wie hilfreich. Had hatte normalerweise eine Lösung für jedes Problem parat. "Es ist kompliziert, und egal was du machst, du kannst dir nie sicher sein. Und noch was.."

Ich blickte auf und sah sie direkt an. "Hmm?" Sie wirkte entschlossen. "Eigentlich ist es komplett deine Entscheidung. Du musst wissen, was du willst."

Ich musste schlucken. Eigentlich hatte ich das ja gewusst, aber es von seiner Freundin ins Gesicht gesagt zu bekommen, machte es nicht besser oder etwa leichter. "Was war eigentlich gestern los? Ich wollte dich anrufen und dir alles erzählen, aber du bist nicht rangegangen und dein Handy war aus." Mein Versuch das Thema zu wechseln klappte keineswegs, denn statt aus der problematischen Entscheidung zu entkommen hatte ich etwas neues ausgelöst.

Hadley sah nämlich auf den Boden, um dann Luft zu holen und mich anzugiften. "Ich war eben nicht da! Hatte zu tun." Als ich zweifelnd eine Augenbraue hob, und fragen wollte, warum sie ihr Handy ausschaltete, fügte sie schnappend hinzu: "Und abends war mein Akku leer, ok?"

"Ich wollte dir ja nur was erzählen..", sagte ich leise, und fragte mich, was jetzt plötzlich los war und warum sie sich so verteidigen musste. Was hatte sie zu verbergen?

Hadley fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ja stimmt. Sorry..", sagte sie leise, als würde sie ihren kleinen Ausraster bereuen. Dann stand sie auf und schulterte ihre Tasche. "Ich muss jetzt los. Chemie." Sie verzog dabei das Gesicht, lächelte noch schwach und ging dann davon. Ihre Chemiestunde begann gerade mal in 20 Minuten, stellte ich nach einem Blick auf meine Uhr fest. Mitten auf dem Hof traf Had auf Sophie, und wechselte ein paar Worte mit ihr, bevor Sophie dann zu mir kam und zwei dampfende Becher neben mir abstellte.

Closer to youWhere stories live. Discover now