Kapitel 53

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Zwei Stunden später lag ich voll gefressen neben Ethan auf der Couch. Ich war total glücklich, dass er verstand, dass ich keine Lust mehr hatte, um etwas zu unternehmen. Stattdessen hatten wir Pizza bestellt, Tee getrunken, und wir hatten dem Film Die Tribute von Panem geschaut, der gerade das erste Mal im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Ich kannte die Filmversion natürlich schon, denn Hadley und ich waren zusammen im Kino gewesen. Ich erinnerte mich noch genau daran. Es war ein unglaublich schöner Tag, und ein tolles Erlebnis mit ihr gewesen. Konnte ich ihr verzeihen? Wir hatten schon so viel erlebt und durchgestanden, von ihrem ersten Date mit Nate bis zu ihrem ersten Streit, und untereinander hatten wir uns auch schon mehrmals gezofft und wieder vertragen, wie das eben bei Freundinnen so war. Ich wollte sie nicht verlieren, das wurde mir klar, als ich über meine Freundschaften nachdachte und über die letzten Jahre. Ich vertraute ihr vielleicht nicht mehr komplett, aber ich hoffte wir würden das hinbekommen. Nochmal mit ihr zu reden wäre vielleicht gut, obwohl ich mich davor fürchtete.

"Liv?", riss mich da eine Stimme aus meinem Gedankenstrom. "Über was denkst du so angestrengt nach?", fragte Ethan mich leicht grinsend. Ich lächelte etwas zurück, und lehnte den Kopf nach hinten, um ihn anschauen zu können. "Über Freundschaften und so was...", antwortete ich vage und war gleichzeitig einfach nur glücklich einen Freund zu haben, der sich so liebevoll um einen kümmerte.

Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Das wird schon, da bin ich mir sicher." Mich überkam eine Gänsehaut, ich wusste nicht ob wegen seiner Lippen auf meiner Stirn oder der Überzeugung in seiner Stimme oder wegen beidem. Ich verzog zur Antwort ratlos das Gesicht. Ich hoffte es, aber so richtig überzeugt war ich nicht. Stattdessen kuschelte ich mich einfach an ihn und versuchte meine Gedanken auszublenden.

Als der Film aus war, war ich erst mal wieder begeistert von der tollen Geschichte, die einen wirklich fesselte, allerdings fand ich die Buchversion doch deutlich besser. Diesmal hatte ich es geschafft wach zu bleiben und lächelte in Erinnerung an das letzte Mal. Er hatte mich doch tatsächlich ins Bett getragen und ich hatte es nicht mal bemerkt.

Ich drehte mich zu ihm um und grinste ihn an. "Ich bin noch wach.", teilte ich ihm mit, nachdem ich den Fernseher ausgeschaltet hatte und es ruhig wurde. Draußen regnete es, und die Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe prallten, durchbrachen die Stille.

Er beobachtete mich nur mit seinen dunklen Augen, und hielt mich in seinem Blick gefangen. "Gut.", sagte er mit tiefer Stimme und ich musste feststellen, wie verlockend seine Stimme klang, obwohl er nur ein einziges Wort gesagt hatte. Sie war durch ihre Härte und Tiefe so unglaublich anziehend wie seine Augen, die mich immer noch ansahen. So schwer es auch war, ich hielt den Blickkontakt stand, auch als er sich mir immer weiter näherte und mich mit dem Rücken zurück auf die Couch drängte. Ich lag nun unter ihm, und seine Arme waren rechts und links von mir abgestützt. Ich war wie eingesperrt, und seine Augen bereiteten mir nach wie vor Gänsehaut, sie sahen mich an, als wären sie auf der Jagd. Auf der Jagd nach mir.

Und in diesem Moment wusste ich, dass ich dieses Gefühl nie wieder vergessen würde. Die Gänsehaut, das Kribbeln am ganzen Körper, das ständige Herzklopfen. Verliebt sein.

Und all das fühlte ich, als er seinen Kopf senkte und heiser hauchte: "Du bist so unglaublich schön." Ich sah ihn nur aus großen Augen an, und sah Begierde, aber auch Zärtlichkeit in den Seinen. Ich streckte mich ihm etwas entgegen, und endlich senkte er seine Lippen auf meine. Ich war immer wieder erstaunt, wie sehr ein Kuss von Ethan meinen Verstand vernebelte und außer Kraft setzte und meinen Körper in Flammen stehen ließ. Ich musste aufstöhnen, als der Kuss immer inniger wurde und Ethan leicht unter mein Shirt fuhr. Ich spannte den Bauch an, als er sich näher an mich drückte und langsam mit seiner warmen Hand an meiner Seite nach oben fuhr und mich erneut zum Keuchen brachte.

Dann setzte mein Verstand wieder ein, und ich brach den Kuss ab und schob mich ein Stück zurück. Ethan begriff sofort, und setzte sich auf. Atemlos sah er mich an, während ich meinen Blick auf den Boden senkte, und mit großer Wahrscheinlichkeit ziemlich rot wurde. Ich musste einfach abbrechen, ich wusste nicht, ob ich bereit war einen Schritt weiter zu gehen. War ich deswegen unreif? Hielt Ethan mich für verklemmt oder spießig?

Plötzlich nahm er mein Kinn in die Hand und drehte meinen Kopf zu ihm. "Hey Liv, Darling, sieh mich an." Zaghaft blickte ich ihn an. Mein ganzer Mut von eben war wie weggeblasen und mein Gehirn lief auf Hochtouren, doch sagen konnte ich rein gar nichts.

"Alles ist gut, ok? Ich kann warten.", seine Stimme klang nun ganz anders als vorher, zart und weich, aber ich mochte sie trotzdem. Etwas darauf zu erwidern fiel mir schwer, obwohl das Gesagte mich erleichterte. "Es ist nur..ich..ich weiß nicht..", stotterte ich, und atmete tief durch, bevor ich weiter redete, "..ob ich schon bereit bin dafür.." Das Thema, zusammen mit allem anderen Fragen und Problemen, die mich beschäftigten, ließen meinen Kopf fast platzen und ich schlug die Hände vor dem Kopf zusammen.

"Alles zu seiner Zeit." Ich sah auf, und er blickte mich liebevoll an. "Wenn du willst und bereit bist, vorher nicht. Wir haben alle Zeit der Welt. Mach dir keinen Kopf." Ich war kurz erstaunt von seiner Zärtlichkeit, sowie von dem was er sagte. Wenn er vorher jede Woche eine neue Tusse dafür hatte, konnte er dann für mich verzichten? Seine liebevollen Augen bestätigten mir genau das, und allmählich beruhigten sich mein Puls und meine Nervosität wieder.

Ich sah ihn an, und mein Mut kam langsam zurück. "Okay?", fragte er leise und legte seinen Arm langsam um mich. Er sah mich fragend an, so als würde er um Erlaubnis bitten, seinen Arm um mich legen zu dürfen. Anscheinend hatte ihn meine Reaktion genauso erschreckt wie mich.

Aber ich ließ es zu, und kuschelte mich wider seines Erwartens fest an ihn. "Okay.", murmelte ich. Und manchmal sagte so ein kleines 'Okay' mehr als tausend Worte.

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