Kapitel 42

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"Warum ist in deinem Leben eigentlich immer was los und bei mir nichts?", fragte Sophie ironisch verzweifelt, nachdem ich geendet hatte.

"Witzig Sophie."

"Also ich find das mit dem Versprechen ja goldig.", trug Had zu meiner Erzählung bei.

"Und was soll ich morgen sagen? Ich bin einfach immer noch verwirrt. Warum ist er wieder da, nachdem er mich links liegen gelassen hat?",

"Das solltest du am besten ihn fragen. Er sagte doch, er kann es erklären. Also lass es ihn versuchen.", schlug Hadley vor und fing auf dem Boden an, ihren Muffin zu essen. Ich nickte nachdenklich und schnappte mir auch einen Muffin. Er schmeckte köstlich und auch Sophie hob den Daumen hoch, nachdem sie probiert hatte.

"Liv, Süße, mach dir nicht so viele Gedanken. Alles wird gut." Ich hoffte es wirklich, so viel wie ich in letzter Zeit nachgedacht hatte, hatte ich vorher noch nie.

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Montagmorgen. Ich fragte mich, wie viele Montagmorgen ich noch aushalten müsste. Montags hatten doch sowieso alle nur schlechte Laune und keine Lust auf gar nichts. Montage waren sinnlos und ätzend.

Genauso ging es mir jetzt, zusätzlich war ich unglaublich aufgeregt und hatte deswegen schon drei Kaffee getrunken, die meine Aufregung womöglich nicht gesenkt, sondern eher verschlimmert hatten. Ich seufzte einmal, bevor ich mich in Bewegung setzte und auf dem Weg zur Schultüre einen Umweg zum Mülleimer einlegte. Der leere Becher war das einzige, was vom vierten Kaffee übrig geblieben war, und auch dieser landete jetzt im Müll. Ein Stück weit neben der Mülltonne stand Ethan an einen Baum gelehnt, allein, und tippte auf seinem Handy.

Oh fuck. Schnell verschwinden!

Doch er sah mich, bevor ich fliehen konnte und lächelte mich an. Trotz meines wahrscheinlich ziemlich verstörten Gesichtsausdruckes. Oh nein, jetzt kam er auch noch rüber gelaufen.

"Hey."

"Ähm..hi..", antwortete ich und fühlte mich dabei wie ein nervöses, kleines Mädchen. Weshalb war ich so nervös? Es war ja bloß Ethan! Ein Typ, den ich anfangs nicht mal mochte.

Aber jetzt schon.

"Was hast du jetzt?", fragte er mich.

Ich kicherte dümmlich. Verflucht!, ärgerte ich mich innerlich. "Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht mal. Warte..", sagte ich und kramte nebenher aus meiner Tasche einen Stundenplan, um ihn dann auseinander zu falten. "...Erdkunde. In B214. Und du?"

Er lachte und es hörte sich wunderschön an. "Musik, ein paar Räume weiter. Soll ich dich hinbringen?"

Ich nickte schüchtern, und konnte mir das nicht sehr gut erklären. Weshalb war ich so schüchtern? Wir liefen still nebeneinander her, aber die Blicke der anderen entgingen weder mir, noch ihm. "Sie sehen alle her, merkst du es?", raunte er mir zu und beugte sich ein Stück zu mir. Eine Welle seines Duftes traf mich, und ich war schon so gut wie verloren, dabei hatten wir gerade vier Worte gewechselt. Wie sollte ich das andere Gespräch schaffen?

"Wir sind da.", sagte ich und blieb etwas ruckartig vor meinem Zimmer stehen.

Er blieb auch stehen und nickte. "Sehen wir uns nachher?"

Trotz meiner Angst vor dem Gespräch musste ich lächeln. Ich hielt meine Versprechen immer, doch Ethan war sich da anscheinend nicht sicher. "Versprochen ist schließlich versprochen. Wann?"

"Gut. Nach der Schule?" Er wirkte erleichtert auf mich, eindeutig, und das ließ mein Herz schneller schlagen. Ich nickte nur zur Antwort. Der Ort musste nicht erwähnt werden, es war uns beiden klar, dass wir uns auf unserer Wiese hinter dem Haus treffen würden.

Closer to youWhere stories live. Discover now