Kapitel 72 & Ende

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"Ihr solltet das wirklich professionell machen! Das ist unglaublich!", rief ich erstaunt, als ich zwar barfuß, aber schon mit Kleid und Schminke in den Spiegel sah. Wieder stand beinahe eine Fremde vor mir. Eine hübschere, aufgewecktere, aber auch verführerischere Kopie meiner selbst war im Spiegel zu sehen. Sie drehte sich einmal im Kreis, um ihr beinahe rückenfreies, fast knielanges, apricot-farbenes Kleid auch von Hinten zu sehen und ihre hüpfenden Locken bewundern zu können.

"Wissen wir, Honey.", grinste Sophie, die für meine Haare zuständig war und meine Mähne gebändigt hatte. "Schlüpf noch in die Schuhe, dann kannst du dich Ethan präsentieren und wir können los.", wies mich Had an. "Ihr seid die Besten!", sagte ich und schnappte mir beide für eine Umarmung.

"Wissen wir auch", kommentierte Had und wir mussten alle lachen. Während Hadley und Sophie noch in ihre eigenen Kleider und Schuhe schlüpften, lief ich schon mal zu Ethan die Treppe hinunter. Seine Augen weiteten sich, als er mich sah und ich musste sofort lächeln. Auch er hatte sich umgezogen und ich begutachtete sein weißes, hochgekrempeltes Hemd zu Jeans.

"Du siehst unglaublich aus, Darling", murmelte er und zog mich in seine Arme. Ich genoss das Gefühl nur eine kurze Sekunde, bevor Hadleys Meckern mich zusammenzucken ließ. "Ethan, du zerstörst ihre Frisur! Kannst du sie nicht mal nicht anfassen?" Ihre Augenbrauen waren vor Ärger hochgezogen und verlieh ihr so ein grimmiges Gesicht, dass Ethan mich zwar nach einem spöttischen "Nein, sorry, kann ich nicht" losließ, mir aber noch heißer ins Ohr flüsterte: "Ich will im Moment nichts lieber, als dich aus diesem Kleid zu bekommen."

Mein ganzes Gesicht begann zu glühen und ich spürte wie ich in Sekundenschnelle rot wurde. Ethan grinste nur, weil seine Worte die gewünschte Wirkung erreicht hatten und Hadley zog mich am Arm in Richtung Auto.

So aufgeregt wie in diesem Moment war ich schon lange nicht mehr gewesen, als ich nun vor der grauen Tür stand, davor auf der Wiese lauter parkende Autos, von drinnen waren schon ein paar murmelnde Stimmen und leise Musik zu hören. Dabei gab es gar keinen Grund, wirklich aufgeregt zu sein, redete ich mir selbst gut zu, denn es war eine Party für mich, mit Menschen die ich mochte. „Tief ein- und ausatmen!", riet mir Sophie, die mir meine Nervosität wohl anmerkte. Ich befolgte ihren Rat und fühlte mich schon besser. „Bereit?" Hadley sah mich an und ich nickte. „Los geht's!", rief sie und öffnete die Tür, um mich hindurch zu schieben.

Noch bevor sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, hört ich von allen Seiten ein fröhliches „Alles Gute zum Geburtstag Liv!" und es wurde der Happy-Birthday-Song angestimmt. Sobald ich durch die Tür war, nahm ich die mit Lichterketten und Luftballons geschmückte kleine Halle wahr und konnte nicht anders als in Kombination mit dem Lied honigkuchenpferdbreit zu grinsen. Alles sah unglaublich schön aus. Schlicht, aber trotzdem hübsch - Hadley wusste genau, welche mir Dekoration mir zusagte. Um uns herum waren lauter Schulfreundinnen und weitere, von Hadley sorgfältig ausgewählte, Bekannte aus der Schule, außerdem meine Cousins samt Freundinnen und gefühlt noch viel mehr Leute. Sobald das Geburtstagslied zu Ende gesungen war und alle applaudierten rief ich ein lautes „Dankeschön" in die Runde, bevor dann alle einzeln auf mich zukamen, um mich zu drücken und zu beglückwünschen. Die Atmosphäre war großartig.

Anschließend löste sich die große Gruppe in mehrere kleine auf, von denen manche tanzten, andere sich um Stehtische herum unterhielten und wieder andere auf kleinen Couches saßen und etwas tranken. Ich unterhielt mich mit so vielen wie möglich, bis mich ein Arm aus der Gruppe zog. „Ich entführe die Geburtstagsprinzessin mal eben", grinste Lucas meine Gesprächspartnerin Linda mit einem Zwinkern an und nutzte seine Flirtkünste, um mir kurz Ruhe zu gönnen.

„Danke, ich brauch echt mal kurz eine Pause. Geburtstag haben ist schön, aber ich glaube, ich habe heute genug für die nächste Woche geredet.", sagte ich und nahm ihm erleichtert das Glas aus der Hand, um etwas zu trinken. Er grinste nur und beobachtete mich beim Trinken, als wüsste er mehr als ich. „Ist was?", fragte ich ihn also und der erste Schluck schmeckte so erfrischend nach Zitrone, dass ich den Rest der Flüssigkeit einfach hinterher kippte. Erst verzögert spürte ich ein Brennen im Hals und musste husten, was Lucas zum Lachen brachte.

Closer to youWhere stories live. Discover now