Kapitel 61

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Als ich mit Sophie und Hadley aus der Umkleide trat, hatte ich wie öfter das Gefühl, dass alle uns anstarrten und versicherte mich, dass bei meinem dunkelblauen Bikini auch alles bedeckt war.

Doch ich irrte mich nicht, und tatsächlich warfen uns einige Typen Blicke zu, die Sophie fröhlich grinsend kommentierte: "Also falls ihr von euren Freunden genug hab, sehe ich hier ein paar neue potentielle Interessierte." Hadley schüttelte nur den Kopf und ich grinste. "Da hat Colin aber Konkurrenz bekommen!", sagte ich mit Hinblick auf einen dunkelhaarigen, nicht zu verachtenden Jungen, der Sophie in ihrem neonorangenen Bikini eindeutig mit Blicken verschlang. Sie ließ sich jedoch nicht beeindrucken und warf dem Typen keinen Blick zu. "Ich stehe nicht auf braunhaarig, sondern auf blond."

Hadley stieß mich an. "Dann müssen wir uns ja keine Sorgen machen, was?" Ich verneinte grinsend und fragte dann bei Sophie nach, wie es denn um ihren blonden Colin stände. Sie antwortete mit einem breiten Lächeln und erklärte freudestrahlend, dass sie ihn schon am nächsten Tag wiedersehen würde und ihn an diesem, wie von mir befohlen, zu meinem Geburtstag einladen würde. Ich freute mich darüber, und schließlich musste diesen Colin mal persönlich kennen lernen.

Da die Jungs erstaunlicherweise länger zum Umziehen brauchten als wir Mädels, setzten wir uns erst mal an den Rand des Schwimmbeckens und ließen die Füße baumeln. Die ursprüngliche Idee, schwimmen zu gehen kam von Luke, der den gestrigen Abend anscheinend gut fand und mal eben eine Whatsappgruppe gegründet hatte, um etwas mit uns allen zu unternehmen.

"So..", meinte Sophie und drehte sich zu mir "..jetzt schuldest du uns eine ausführliche Geschichte über die letzte Nacht!" Auch Hadley wand ihren Blick aufmerksam zu mir.

Ich wurde natürlich sofort rot und war erleichtert der Frage noch eben ausweichen zu können, da ich Luke, Ethan und Nate auf uns zukommen sah und sofort aufsprang. "Da kommen die Jungs! Ich erzähl es euch später."

Sophie warf mir einen strengen Blick zu. "Aber wirklich!" Ich nickte abwesend, da mein Blick mal wieder an Ethan hing. Obwohl ich seinen Körper inzwischen kannte, konnte ich meinen Blick nicht lösen.

Auch er betrachtete mich, hob anerkennend die Augenbraue und legte dann einen Arm um mich, um mich an sich zu ziehen. Dort, wo seine Haut meine berührte, überzog sie sich mit einem Kribbeln. Mein Blick traf seinen und er glühte förmlich. "Zeit für eine Abkühlung?", fragte Ethan an mich gerichtet und fuhr beabsichtigt mit seiner Hand über meine Hüfte, wo er an meinem Bikini hängen blieb. Ich konnte nur nicken, die restlichen Worte blieben mir im Hals stecken.

Als er seine streichelnde Hand endlich von mir nahm, konnte ich wieder klar denken und bemerkte dass die anderen schon längst im Wasser waren und uns an der Wand stehen gelassen hatten. Auch Ethan realisierte dies, zwinkerte mir noch kurz zu und machte mit ein paar Schritten Anlauf seinen eleganten Kopfsprung ins Tiefe.

Weniger elegant ließ ich mich ebenfalls ins Wasser gleiten und war tatsächlich froh über die Abkühlung, die mir hoffentlich auch die Röte aus den Wangen trieb. Zusätzlich ließ mich und meinen Kopf unter Wasser sinken und genoss das kühle Wasser.

Ich betrachtete Ethan, als er auftauchte und den Kopf schüttelte. Mein Freund sah ziemlich gut aus, ich sah die Blicke anderer Mädchen hier an ihm kleben. Sein Blick jedoch suchte sofort meinen und er schwamm auf mich zu. Ich ahnte Böses, musste aber trotzdem grinsen.

"Was grinst mein Mädchen denn so?", fragte er frech als er bei mir war und zog mich an sich. Ich spürte seinen Körper an meinen gleiten und holte kurz und tief Luft, um mich auf das zu konzentrieren, was ich gerade wirklich gedacht hatte und mich nicht von dem berauschenden Gefühl unserer aneinander gepressten Körper beeinflussen zu lassen. Seine dunklen Haare glitzerten im Sonnenlicht. Ich lächelte ihn nur an und meinte leise und fast traurig: "Sie ist froh, dass sie dich hat." Bevor ich noch mehr sagen konnte, dass ich ihm etwas zu erzählen hatte, dass ich ihm nicht alles über mich erzählt hatte, küsste er mich. Es war ein gefühlvoller kurzer Kuss, den Sophie laut rufend unterbrach. "Leute, knutschen könnt ihr später noch! Kommt jetzt zu uns!" Ich wurde sofort rot, da ihr Gebrüll das halbe Schwimmbad mitbekommen hatte, aber Ethan lächelte nur und zog mich mit ihm.

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Sophie warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, den ich verwirrt erwiderte. Was wollte sie von mir? Inzwischen lagen wir draußen auf unseren Liegen, nachdem wir eine Weile im Wasser gewesen waren. Sophie verdrehte nun die Augen. "Juuungs?", fing sie zuckersüß an, "Ihr habt doch bestimmt Lust, uns kurz was zu trinken zu holen? Eure Freundinnen haben Durst."

Ich stimmte ihr zu und nachdem er sich einen Kuss von mir geholt hatte, gab Ethan nach. Die Jungs erhoben sich seufzend und entfernten sich, während Sophie mir zuzischte: "Hättest du gebeten wäre es nicht so auffällig gekommen!" Ich verdrehte die Augen und sah Had dasselbe tun. "Die haben sowieso gemerkt, dass du sie mal loswerden willst.", warf sie grinsend ein setzte sich dann im Schneidersitz in meine Richtung hin. "Dann lass mal hören!"

Und dann würde ich von zwei Paar Augen neugierig betrachtet, bevor sie begannen mich mit Fragen zu löchern. "Und wie war es?" "Hat er deine Eltern nochmal getroffen?" Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal und beantwortete ihre Fragen, obwohl ich wusste, dass ich ständig rot werden würde. Und ich behielt Recht, ihre Fragen trieben mir die Röte ins Gesicht und teilweise schwieg ich auch geheimnisvoll und grinste nur. Schließlich mussten sie auch nicht alles wissen.

"Und was ist mit..", Sophie sah sich um und senkte die Stimme, um ihren Satz zu beenden "Robert? Hast du es ihm gesagt?"

Gegen die Frage waren die vorherigen harmlos gewesen. Mir wurde automatisch mulmig zumute und ich schüttelte den Kopf. "Er wird sonst was von mir denken, Leute, ich glaub ich kann das nicht.." Ich klang genauso verzweifelt, wie ich mich gerade fühlte. War Ethan bei mir, verdrängte ich das Gefühl und den Gedanken an die Sache, und schließlich belog ich ihn ja auch nicht, ich erzählte nur nicht alles. Doch jeder verdrängte Gedanke bahnte sich früher oder später seinen Weg an die Bewusstseinsoberfläche zurück.

Und seit ein paar Tagen bekam ich diesen nicht mehr aus meinen Gedanken. Obwohl sich das nicht richtig anfühlte, wusste ich nicht wie ich es ihm erzählen sollte. Dass er bis jetzt noch keine Gerüchte in der Schule gehört hatte, war schon ein Wunder. Sophie wollte gerade zur Antwort ansetzten, als sie die Augen aufriss und sich dann Mühe gab ihre angespannte Miene zu einer lustigen zu wandeln. Kurz darauf hörte ich eine Stimme an meinem Ohr: "Was kannst du nicht, Darling?"

Ich zuckte zusammen und bemühte mich wie Sophie und auch Hadley um entspannte Gesichter, als hätten wir gerade über Urlaub oder so was geredet. "Den Stoff für die nächste Klausur.", log ich sofort. Trotzdem hatte ich das Gefühl, Ethan kaufte mir mein aufgesetztes Lächeln nicht ab, als er mir eine kalte Cola in die Hand drückte. Ich bedankte mich noch immer lächelnd und legte meinen Kopf anschließend auf seinen Oberkörper und schloss einfach die Augen, als er mich leise fragte ob alles in Ordnung sei. Ich brachte es mich über mich zu lügen, also sagte ich einfach gar nichts.

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Ich hatte den restlichen Nachmittag die Blicke meiner Freundinnen ignoriert und so getan, als wäre alles in bester Ordnung. Gelacht, mich über Ethan lustig gemacht und Sonne genossen. Vorerst hatte ich es wieder verdrängt, und solange die anderen dabei waren, konnte ich es ihm sowieso nicht sagen.

Als ich zuhause angekommen war, verabschiedete ich mich von Ethan und sah, wie meine Mutter uns vom Balkon aus beobachtete. Aber es war mir egal, und ich küsste ihn mit meinem vollen Verlangen, als hätte ich Angst ihn zu verlieren. Und das hatte ich auch irgendwie.

Später saß ich in meinem Bett und bemerkte eine eingegangene Nachricht von Sophie:

Du musst es ihm bis zu deinem Geburtstag sagen, irgendwann bekommt er es selbst heraus. Er muss es von dir erfahren! Wir reden morgen, alles wird gut!:*

Ich ließ mich seufzend in mein Bett zurückfallen. Sie hatte Recht. Und mir blieb nur eine Woche Zeit.

Closer to youWhere stories live. Discover now